GT3-Verbot: Ein auswegloses Dilemma?

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Sollte die GT4-Klasse zur Spitzenklasse aufsteigen? | © GT4 Series
Sollte die GT4-Klasse zur Spitzenklasse aufsteigen? | © GT4 Series

Sind GT3-Klasse und Breitensport unvereinbar?

Bei dieser Debatte lassen sich generell zwei Standpunkte herauspräparieren: Eine Partei betrachtet den GT3-Sport als Schadensstifter in der VLN-Langstreckenmeisterschaft und beim 24-Stunden-Rennen. Die prototypengleiche GT3-Klasse überfremde die Breitensportkultur in der Vulkaneifel. Zugleich schreite durch das Engagement der Werke die Professionalisierung zuungunsten zahlloser kleiner Mannschaften voran.

Das Gegenargument: Die GT3-Kategorie schafft nebst der Balance of Performance – wie im Übrigen auch die Markenpokale – mehr oder minder ausgewogene Wettbewerbschancen, weil die Teilnehmer mit vergleichbaren Material antreten. Auf diese Weise steigen die Aussichten auf Erfolge, die Anzahl der Sieg- und Podiumsanwärter erhöht sich, wohingegen zuvor oftmals eine Minderheit an Rennställen die Langstreckenläufe dominierte.

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Deren Widerpart entgegenet hingegen emphatisch, die GT3-Sportwagen seien ein integraler Bestandteil der VLN-Langstreckenmeisterschaft und des 24-Stunden-Rennens auf der Eifelaner Traditionsstrecke. Ohne diese Fahrzeuggattung verringere sich das Spektakel am Ring, die Veranstaltung büße an Attraktivität ein. Daher seien die GT3-Renner unabkömmlich – das GT3-Verbot ein Hirngespenst.

Kurze GT3-Ära in der langen VLN-Historie

Es genügt unter diesem Gesichtspunkt allerdings, sich mit der Historie der VLN-Langstreckenmeisterschaft zu befassen, um diese Argumentation ad absurdum zu führen. In der beinahe vierzigjährigen Geschichte der Breitensportserie nimmt die GT3-Ära bislang lediglich einen Zeitraum von siebeneinhalb Jahren ein. Man könnte folglich ebensogut das Gegenteil behaupten.

Vielmehr kennzeichnet die VLN-Langstreckenmeisterschaft doch die Faszination „Nordschleife“, nicht die Faszination „GT3“. Das monotone GT3-Einerlei lässt sich schließlich global beobachten. Weltweit hat mittlerweile fast jeder Veranstalter einer Sportwagenserie das GT3-Regularium adaptiert. Das triste GT3-Etikett ist also beileibe kein Signum der Nürburgring-Nordschleife – nein, im Gegenteil.

Dennoch bezieht ein Gros der SportsCar-Info-Leserschaft tendenziell letzteren Standpunkt. Andere schlagen wiederum einen Mittelweg ein – es reiche zum Beispiel aus, die GT3-Vehikel einzubremsen, um die eminenten Geschwindigkeitsdifferenzen zu minimieren. Eine Zusammenschau der unterschiedlichen Meinungen in der kontroversen Debatte über den Status der GT3-Sportwagen auf der Nürburgring-Nordschleife.

SportsCar-Info-Lesermeinungen im Überblick

Thomas Protzner: „Ohne Balance of Performance! GT3 ist ein langweiliger Verein geworden. Die Autos sind weder Serien nah noch spektakulär, die DB-Grenze wurde wieder gesenkt, und eine Mindestzeit für Boxenstopps versaut echt alles an Spannung. SPX-Klassen wurden einfach gestrichen, gute Autos und schnelle Fahrer werden langsam gemacht. Und das einzige was die Teams am Auto noch machen dürfen, ist die Lackierung. Der Rest kommt so vom Hersteller. Die neuen BMW M6 GT3 hört man schon gar nicht mehr. Wo sind die Exoten hin? Und wo sind die ganzen kleinen Klassen? Das Startgeld senken, um die Vielfalt zu erhöhen.

Die Zuschauer wollen das Turbinchen oder einen Ford GT und eine Viper Zurück. Sie wollen Sound und Exoten sehen und hören. Wenn das bedeuten sollte, dass die GT3-Klasse weichen muss, dann weg damit. Ich lege keinen wert darauf, dass die Autos nach vierundzwanzig Stunden noch so nahen beieinander liegen wie bei einem Sprintrennen. Das schnellere Team sollte gewinnen, nicht das effizientere. Aber es ist immer das Gleiche, sobald große Hersteller mitmischen, die wollen sich ja nicht von einem selbst gebauten Auto verpusten lassen. Also bezahlen sie, sodass die Regeln zu ihren Gunsten ausgelegt werden. Und den Rest macht die FIA. Sie machen alles leiser, und die BoP legt den schnellen Teams noch ein paar Gewichte ins Auto.“