Toyota in Le Mans: Der Fluch des ewigen Zweiten

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Der ewige Zweite an der Sarthe

Während der neunziger Jahr rüstete Toyota nochmals auf. Mit einem Großaufgebot trat der fernöstliche Konstrukteur an der Sarthe an, die Leistung genügte allerdings lediglich für die Silbermedaille. Im darauffolgenden Jahr unterlag Toyota im Regenchaos den Widersachern von Peugeot, der Nippon-Hersteller blieb abermalig nur zweite Kraft. In der Saison 1994 griff die SARD-Kundenmannschaft bereits nach der Trophäe, als Getriebeproblem bei neunzigminütiger Restzeit die Siegeshoffnungen zerstörte.

Ende des Jahrtausends unternahm Toyota einen neuerlichen Versuch. Das Flaggschiff der Toyota-Modellreihen: der GT-One – intern auch als TS020 bezeichnet. Im Duell mit Mercedes-Benz, Nissan, Porsche und BMW ging Toyota daran, die Krone in Le Mans zu erringen. In Führung liegend, scheiterte die Werksmannschaft in der Schlussphase aufgrund eines Getriebeschadens. Stattdessen feierte Porsche einen Doppelsieg.

Gewissermaßen wiederholte sich die Geschichte am vergangenen Wochenende. Toyota ging daran, seine offene Le-Mans-Rechnung zu begleichen, eine tragische Wende versetzte die Truppe aus Japan jedoch abermals in die Position des ewigen Zweiten. Das verbleibende Trio Stéphane Sarrazin, Mike Conway und Kamui Kobayashi errang zumindest den Silberpokal im dramatischen Kräftemessen der LMP1-Werke.

Porsche-Teamchef: „Das wünscht man keinem Wettbewerber“

Dennoch bewirkt die Sisyphusarbeit in Le Mans offenbar keine Demoralisierung bei Toyota. Dies bekräftigte die Chefetage in einer Stellungnahme. „Wir stellen uns dem Wettbewerb nicht ohne das Bewusstsein über das Gefühl einer Niederlage“, erklärt Geschäftsführer Akio Toyoda. „Nachdem wir wahrlich die Bitternis einer Niederlage geschmeckt haben, kehren wir im nächsten zurück in die Arena der Langstrecken-WM und bestreiten erneut die 24 Stunden von Le Mans.“

Unzweifelhaft wolle Toyota sich wieder mit der Elite des Endurance-Wettbewerbs messen. „Für unser Ziel, stets bessere Fahrzeuge zu entwickeln. Dafür kehren wir mit Gewissheit zurück auf die Straßen von Le Mans. Wir sind im nächsten Jahr zurück – neugeboren – und bereit, uns euch (Anm. d. Red.: Porsche und Audi) mit aller Macht zu stellen. Haltet auf der Strecke Ausschau nach den leidgeprüften Geschlagenen von Toyota. Der Kampf ist noch nicht vorbei.“

Marginalie: Nach dem schicksalsträchtigen Ausgang für Toyota erfochten Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb den x-ten Gesamtsieg für Porsche. Wie viele es nun an der Zahl sind, dies mögen Statistiker diskutieren. Sieger der Herzen bleibt indes Toyota. „Ein so großes Rennen auf diese Weise in der letzten Runde noch hergeben zu müssen, das wünscht man keinem Wettbewerber“, meint auch Porsche-Teamchef Andreas Seidl.