Le Mans: ACO diskutiert DRS-Einführung

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Beschneidung der Werke, Beflügelung der Privatiers | © Maximilian Graf

Anlässlich seiner alljährlichen Pressekonferenz hat der ACO seine Vorhaben für die Zukunft der Langstrecken-WM und die 24 Stunden von Le Mans vorgestellt. Im Fokus: die Einebnung des Abstandes zwischen Werken und Privaties in der LMP1-Klasse. Ein Aspekt: Die Einführung eines DRS-Systems steht zur Debatte.

Auch in diesem Jahr wandte sich der ACO auf seiner alljährlichen Pressekonferenz der Zukunft der Sportwagen-Disziplin zu. Priorität räumte der Automobilklub des Westens in diesem Kontext den Privatiers in der LMP1-Spitzenklasse ein. Im medialen Fokus bei den angestrebten Modifikationen im Regularium: die Diskussion, zur Saison 2018 ein DRS-System in der ersten Liga der Prototypen einzuführen.

Details zu diesem Vorhaben haben die ACO-Regelmacher allerdings noch keine publik gemacht. Stattdessen präsentierte der Veranstalter des 24-Stunden-Langstreckenrennen zahlreiche weitere Neuerungen, um den Abstand zwischen Privatiers und Werken innerhalb des Endurance-Oberhauses zu verringern. Ein erster Schritt: Beschneidung der Aerodynamik durch Modifikation der Splitter- und Diffusor-Bauteile der Werksautos.

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In Abstimmung mit den Herstellern hat der ACO außerdem vereinbart, den privaten LMP1-Mannschaften in puncto Aerodynamik einige Vorteile zu konzidieren. Erstens: ein höherer und breiterer Heckflügel – schon 2017. Zweitens: Verbreiterung des Frontbereichs der Karosserie. Und drittens: Die Reduzierung des Minimalgewichts auf 830 Kilogramm, ein einzelner Durchflussmengenbegrenzer, Beseitigung des Drehmomentmessgeräts, keine Motorenlimituerng sowie keine Hubraumbegrenzung.

Gibson Technology präsentiert LMP2-Einheitsmotor

Movens dieser Maßnahme: Die Kluft zwischen den Werken und den Privatiers wuchs während der vergangenen Jahren immens. Zur Illustration hat der ACO eine Gegenüberstellung der Rundenzeiten angeführt. Im Jahr 2011 trennten die Werksmannschaften und die privaten Gespanne auf einem Grand-Prix-Kurs etwa zweieinhalb Sekunden pro Umlauf, was beim Zieleinlauf eines Sechs-Stunden-Rennens einen Rückstand von ungefähr vier bis fünf Runden ergab.

Mittlerweile überflügeln die Konstrukteure regelrecht die Prototypen von Rebellion Racing und ByKolles Racing. Pro Umrundung beträgt die Differenz im Mittel siebeneinhalb Sekunden, wodurch die Werke einen Vorsprung von elf bis fünfzehn Runden herausfahren. Mit seiner Gleichung, die Kosten einzudämmen, die Leistung jedoch zu steigern, hofft der ACO, weitere Teilnehmer für die LMP1-Klasse begeistern zu können.

Ein weiteres Thema auf der ACO-Pressekonferenz: die Einführung des LMP2-Einheitsmotors Gibson Technology GK428. Die Eckdaten: V8-Saugmotor mit 4,169 Litern Hubraum, welcher zirka sechshundert Pferdestärke leistet. Die Krux dabei sei, eine Steigerung der Leistung bei gleichzeitiger Reduktion der Ausgabe. Durch die technische Unterstützung, die fortan inklusive ist, sinken die Einsatzkosten gemäß der Kalkulationen pro Stunde von 1.300 auf 1.250 Euro.

ACO gewährt Blick in die Zukunft – Einladung für BMW?

Darüber hinaus haben die ACO-Regelwächter drei zentrale Maßgaben für die Fortentwicklung der LMP1-Regularien formuliert: Die Langstrecken-WM solle weiterhin Vehikel des technologischen Fortschritts im Motorsport bleiben, Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen sowie Verringerung der CO2-Emissionen im Hinblick auf die Umweltverschmutzung und Verbesserung der Luftqualität.

Hinsichtlich des ersten Aspektes nennt der ACO wiederum drei Punkte: Hinzufügen der Zehn-Megajoule-Hybridklasse, Einführung eines DRS-Systems sowie eine Reduzierung der zugewiesenen Kraftstoffmengen um acht Prozent in Abhängigkeit der rekuperierten Energiemenge. Die Sicherheit betreffend, gibt es weitere Vorschriften bei der Fahrgastzelle, welche primär den Freiraum im Bereich des Fahrerkopfes, die Maße des Cockpits sowie den Fußraum – raschere Fahrerwechsel – umfassen.

Um weiteren technologischen Innovationen einen Prüfstand zur Verfügung zu stellen, solle die Equivalence of Technology in Zukunft auch Biobrennstoffe und Biogas berücksichtigen – letztlich solle möglichst das gesamte Spektrum an künftigen Möglichkeiten der Mobilität abgebildet werden. Weitere Visionen: erneuerbare Energien, wobei deren Transport und Speichermedium zur Debatte ständen. Batterien, Syngas oder eventuell auch Wasserstoff. Eine Einladung für BMW?