Olaf Manthey: „Es darf nicht darum gehen, eigene Macht zu verteidigen“

786
Olaf Manthey: „Es darf nicht darum gehen, Recht haben zu wollen“ | © Porsche

Olay Manthey reflektiert die Sicherheitsdebatte an der Nürburgring-Nordschleife. Wenngleich verschiedene Standpunkte miteinander konfligieren, müsste dennoch einem „übergeordnetes Interesse“ Genüge geleistet werden. „Es darf nicht darum gehen, die eigene Macht zu verteidigen“, meint der Teamchef.

Nach dem Saisonauftakt auf der Nürburgring-Nordschleife reflektiert Teamchef Olaf Manthey die Sicherheitskontroverse während der Wintermonate, welche nicht nur in der Gründung der ILN-Interessengemeinschaft mündete, sondern letzten Endes sogar in einer Boykottdrohung kulminierte. In seiner Kolumne auf vln.de räumt Manthey ein, inwieweit „unterschiedliche Wahrnehmungen, Bewertungen, An- und Absichten“, mitunter gar „Eigeninteressen“ vorherrschen.

Gleichwohl gemahnt Manthey, nicht das Interesse aller aus den Augen zu verlieren. „Es gibt ein übergeordnetes Interesse – ein Interesse, das über allen Partikularinteressen steht, ja stehen muss“, konstatiert Manthey, welcher sich zur Weihnachtszeit mit sechsundsiebzig Rennställen zusammenschloss – ein Sprachrohr der Szene. „Und das ist: der Rennsport auf der Nordschleife, der so fair wie nötig und so sicher wie möglich zu sein hat.“

- Anzeige -

Die Gründung der Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring sei eine Reaktion auf die „mangelhaften Beschlüsse“ des DMSB gewesen, welcher sich über die erarbeiten Vorschläge der Fahrer-Arbeitsgruppe hinwegsetze. Seine Initiative sollte sich auf „demokratischem Wege“ gegen das DMSB-Maßnahmenpaket erheben. Der angekündigte Boykott sei zwar ein „radikales Druckmittel“ gewesen, das aber die „gewünschte Wirkung“ gezeitigt habe. Der DMSB zeigte sich letztlich konziliant.

„Fortlaufend gilt es, Entwicklungen zu beobachten und darauf zu reagieren“

Der nachfolgende Dialog mit dem DMSB im Januar sei „sachlich, fachlich orientiert, kooperativ, produktiv“ gewesen. „In dieser Sitzung zeigte sich, wie elementar wichtig es ist, die unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen aller Parteien aufzuzeigen, sie zu verweben, zu bündeln – im Sinne und zugunsten des übergeordneten Interesses“, merkt Manthey an, wobei sich in Frankfurt am Main „stets das große Ganze im Visier“ befand.

Sicherheit im Motorsport generell, aber insbesondere auf der Nordschleife sei „kein Zustand, sondern ein Prozess, ein nie endender Prozess“, der forciert werden müsse. „Fortlaufend gilt es, alle Entwicklungen zu beobachten und angemessen darauf zu reagieren, getroffene Maßnahmen auf ihre Sinnhaftigkeit, Effektivität und Nachhaltigkeit zu überprüfen und stets bereit zu sein, Anpassungen und Nachjustierungen vorzunehmen“, meint Manthey.

Sein Abschlussplädoyer in der Sicherheitsdiskussion an der Nordschleife des Nürburgrings: „Es darf nicht darum gehen, Recht haben zu wollen oder die eigene Macht zu verteidigen. Positionskämpfe ja – auf der Rennstrecke, auf der es am Ende einen Sieger gibt. Positionskämpfe nein – abseits der Rennstrecke, wo wir ein zielorientiertes Miteinander praktizieren wollen, damit am Ende alle Sieger sind.“