WM-Prolog: Porsche überragt, Toyota fehlt eine Sekunde

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Porsche überragte die Konkurrenz von Toyota und Porsche beim Prolog der Langstrecken-WM in Le Castellet | © Maximilian Graf

Porsche dominierte den WM-Prolog in Le Castellet geradewegs. Die Weltmeister aus Weissach gingen daran, ihren Platz in der Hierarchie der Hersteller zu behaupten, unterboten ihre Konkurrenz um eine Sekunde. Es drängte sich die Frage auf: Sind Toyota und Audi im Titelkampf chancenlos?

Eine Analyse des WM-Prologs erheischt geradezu die allgemeinplätzige Anmerkung, solch einem Vergleich der Rundenzeiten mangle es an Aussagekraft. Schließlich führe jedermann nur sein Testprogramm durch, ohne die Konkurrenz in Augenschein zu nehmen. Gleichwohl: Porsche demonstrierte bei den Vorbereitungsfahrten auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet zweifelsfrei Überlegenheit. Sind Toyota und Audi chancenlos?

Die Vorgehensweise der Werksdelegation aus Weissach: Am Freitag probte lediglich das Dreigespann Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb, das sich kontinuierlich verbesserte. Während des Nachttrainings stoppte die Uhr schließlich bei 1:37,487 Minuten. Am Ostersamstag begab sich schließlich das Weltmeistertrio Timo Bernhard, Brendon Hartley und Mark Webber auf den provenzalischen High Tech Test Track.

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Im finalen Segment der Probefahrt korrigierte Hartley den Bestwert letzten Endes noch einmal nach unten. Der Monitor blendete daher eine Rundenzeit von 1:37,445 Minuten ein. Die Bilanz: Dem Porsche-Gespann glückte in allen fünf Sitzungen der rascheste Umlauf. Mitunter bewegte sich der Konstrukteur aus Stuttgart-Zuffenhausen zwei Sekunden schneller über den südfranzösischen Hochgeschwindigkeitskurs als die Rivalen.

Die Markenweltmeister machten sich also daran, unmissverständliche ihre Anwartschaft auf den abermaligen Titelgewinn zu untermaueren. Dennoch relativiert die Porsche-Chefetage die Ergebnisse in Le Castellet, richtet den Fokus vielmehr auf Silverstone. „Erst dann wird eine korrekte Einschätzung der Konkurrenzsituation möglich sein, darauf sind wir extrem gespannt. Der Prolog ist ein erstes Abtasten“, meint Einsatzleiter Fritz Enzinger.

Darum hätten andere Dinge Priorität genossen. „Nachdem wir hier in der Vorwoche mit unserem Testfahrzeug unterwegs waren, haben wir jetzt die ersten beiden neuen Chassis der 2016er-Generation eingefahren“, erklärt Andreas Seidl. „Für das Team war der Einsatz von zwei Fahrzeugen die Generalprobe vor dem ersten Rennen. Es gibt auch einige durch das Reglement bedingte Änderungen bei den Boxenstopps, die wir geübt haben.“

Toyota testet Le-Mans-Aerodynamik

Wie agierte unterdessen die Konkurrenz? Namentlich Toyota tat sich hervor. Nach der Tristesse im zurückliegenden Jahr sind Toyota mit seinem brandneuen TS050-Sportwagen eminente Verbesserungen gelungen. Im Laufe des Wochenendes schickte sich die TMG-Equipe an, den Rückstand zu Porsche peu à peu zu verringern. Dennoch betrug die Differenz zu Branchenprimus Porsche im Endklassement 0,828 Sekunden.

Pflichtgemäß formuliert die Toyota-Abordnung nichtsdestoweniger ein positives Resümee. „Der Prolog war für uns ein wichtiger Meilenstein“, bekräftigt Teamchef Toshio Sato. „Wir konnten unsere hauptsächlichen Zielsetzungen bei diesem Test erfüllen, was im Wesentlichen ein besseres Verstehen der unterschiedlichen Aerodynamik-Versionen und das Ausführen der weiteren Schritte unserer intensiven Testarbeit im Hinblick auf den Saisonbeginn beinhaltete.“

Elementar für die Bewertung der Testergebnisse: Toyota tüftelte auf dem Circuit Paul Ricard an seiner Le-Mans-Aerodynamik. Dieser Umstand manifestierte sich auch in den Tempomessungen auf der Mistral-Gerade. Denn Toyota führte diese Wertung mit Geschwindigkeiten jenseits der Marke von dreihundertvierzig Kilometer pro Stunde an. Ipso facto büßte Toyota aber auch Zeit in den kurvigen Passagen ein.