Christian Schütz: „Motorsport muss zum Anfassen und bezahlbar sein“

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„Im Masters engagieren sich absolut hochkarätige Teams und die wahrscheinlich stärksten GT3-Fahrer“, meint Teamchef Christian Schütz | © ADAC Motorsport

Hohe Kosten im GT3-Sport? Neuer Qualifikationsmodus? Balance of Performance? Gemeinschaftsveranstaltung mit der DTM? Im Interview mit SportsCar-Info diskutiert Teamchef Christian Schütz die bevorstehende ADAC-GT-Masters-Saison, dessen Mannschaft Schütz Motorsport künftig mit einem neuen Porsche 991 GT3 R antritt.

SportsCar-Info: Schütz Motorsport hat bereits im Herbst entschieden, sein Engagement im ADAC GT Masters fortzusetzen. Nachdem Euch der Titelgewinn abermals nicht vergönnt war: Welche Ziele habt Ihr Euch in diesem Jahr gesetzt?

Christian Schütz: Auch wenn es im vergangenen Jahr im GT Masters nicht ganz nach unseren Wünschen verlief, verfolgen wir weiterhin unser Programm. Das umfasst in erster Linie vor allem unseren Kundensport, aber auch das Engagement im GT3-Sport. Wir planen da sowieso langfristig und haben noch lange nicht alle Ziele erreicht. Der Titel alleine ist dabei gar nicht unbedingt das oberste Ziel.

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Es geht vielmehr um eine Weiterentwicklung der gesamten Mannschaft. Wie wir in der letzten Saison gesehen haben, ist beim Masters einiges schief gelaufen. Das können wir besser, und das gilt es zu beweisen. Es spielt dabei keine Rolle, ob es ein Fehler vom Fahrer, den Mechanikern, mir oder sonst wem war. So etwas passiert einfach und deshalb ist es ja auch ein Teamsport, aber es liegt jetzt in unserer Verantwortung die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

Ich war eigentlich der Meinung, dass wir das nach unserem Seuchenjahr 2013 schon hinter uns gelassen hatten. Aber das ist der Reiz des GT Masters: Die Serie verzeiht einfach keine Fehler. Das Ziel für 2016 lautet deswegen wieder, einen fehlerfreien Job abzuliefern.

SportsCar-Info: Ihr habt bereits eine Probefahrt mit dem neuen Porsche 991 GT3 R unternommen. Wie war der erste Eindruck? Welche Erwartungen stellt Ihr an den Neunelfer?

Christian Schütz: Porsche hat es einem unserer Kunden ermöglicht, das Fahrzeug vor der Auslieferung Probe zu fahren. Das war eine tolle Gelegenheit, das Auto kennenzulernen. Der erste Eindruck ist schon mal sehr gut. Ob das Auto aber wettbewerbsfähig ist, werden wir erst in einigen Tagen in Daytona beim 24-Stunden-Rennen sehen.

Ich hoffe, dass das Auto so zuverlässig ist wie der 997 und würde mir vor allem wünschen, dass es etwas schonender mit den Reifen umgeht. Einige Detailverbesserungen gefallen uns aber auch jetzt schon sehr gut. Das ganze Fahrzeug wirkt sehr ausgereift und ist ein reinrassiges Rennauto.

SportsCar-Info: Im GT3-Sport vollzieht sich zurzeit ein Generationswechsel. Damit geht ein eminenter Kostenanstieg einher. Wie schlägt sich dieser Umstand in den Planungen von Schütz Motorsport nieder?

Christian Schütz: Wenn ich ehrlich bin, sind die Kosten in den vergangenen drei Jahren nicht wirklich gestiegen. Schon seit 2012 sind die Kosten, meiner Meinung nach, einfach zu hoch. In diesem Jahr fahren wir deswegen nur noch sieben statt der kompletten acht Rennwochenenden. Das spart etwas Budget, und Porsche verspricht auch, mit dem neuen 991 GT3 R eine Reduzierung der laufenden Kosten.

Das hört sich erst Mal natürlich gut an, und wir nehmen das auch gerne an. Trotzdem müssen wir uns aber eingestehen, dass wir aktuell einfach nicht die Mittel haben, um gegen die werksunterstützten Teams anzutreten. Im Gegensatz zu unserer Konkurrenz waren wir im vergangenen Jahr, außer bei einem Rollout in Hockenheim, nicht testen.

Der neue Qualifying-Modus macht es uns aber noch schwerer wettbewerbsfähig zu sein, da sich die Bedingungen im Qualifying zum freien Training am Vortag dann deutlich unterscheiden werden. Dazu kommen dann oft noch andere äußere Umstände, wie ein anderes Wetter, andere Temperaturen. Da wird es schon allein deshalb schwierig, zum Beispiel nur den richtigen Luftdruck zu kalkulieren.

Wir haben mitbekommen, dass auch in der neuen Saison einige Teams Werksunterstützung erhalten. Da schüttelt man schon mal den Kopf und fragt sich, was wir eigentlich bisher falsch gemacht haben. Deswegen haben wir jetzt aber auch reagiert und werden mit unserer neuen Fahrerpaarung hoffentlich ein wenig überraschen.