Michael Carcamo: „Dies ist eine schwierige Entscheidung für Nissan“

Nicht überraschend, aber unerwartet: Nissan beendete am Dienstag dieser Woche die wagemutige Unternehmung in der Langstrecken-WM. Teamchef Michael Carcamo nennt nun die Gründe der Kapitulation. Die Werksmannschaft sei außerstande, sich angesichts des Entwicklungsrückstandes eine Doppelbelastung aufzubürden.

Nicht überraschend, aber unerwartet: Nissan beendete am Dienstag dieser Woche die wagemutige Unternehmung in der Langstrecken-WM. Teamchef Michael Carcamo nennt nun die Gründe der Kapitulation. Die Werksmannschaft sei außerstande, sich angesichts des Entwicklungsrückstandes eine Doppelbelastung aufzubürden.

Schlussendlich musste Nissan mit seinem couragierten Konzept doch kapitulieren. Die Bemühungen des fernöstlichen Konstrukteurs zeitigten in letzter Konsequenz keinen Erfolg. Gleichwohl erfolgte die Bekanntmachung, sein Engagement in der Langstrecken-WM zu beenden, nicht überraschend. Aber unerwartet. Schließlich bekräftigte die Motorsportabteilung fortwährend die Fortsetzung des Programms. Teamchef Michael Carcamo nennt die Gründe der Resignation. 

Demnach sei die Motorsportabteilung schlichtweg außerstande, sich im nächsten Jahr eine Doppelbelastung aufzubürden. Denn nach dem desolaten Auftritt im zurückliegenden Jahr, fasste Nissan den Entschluss, die gesamte Konstruktion zu überarbeiten. „Es wurde eine komplette Neugestaltung innerhalb zweier Monate durchgeführt“, schildert Carcamo, welcher im Sommer den Platz von Darren Cox einnahm, gegenüber Autosport

Allerdings existierte der revidierte Nissan GT-R LM Nismo bis dato ausschließlich auf dem Papier. „Die Konstruktion und das Testprogramm eines Fahrzeugs nimmt noch einmal mehr Zeit in Anspruch“, begründet Carcamo den Entschluss zur Aufgabe. „Anstatt den riskanten Versuch zu unternehmen, Renneinsätze und Entwicklung parallel zu bewältigen, haben wir die Entscheidung getroffen, uns zurückzuziehen.“

Die Verkündung nimmt vielerorts insofern wunder, als Nissan immense Summen investierte, um sein Unternehmen im Oberhaus des Langstreckensports zu vermarkten. Allein der Reklamefilm beim Super-Bowl-Finale kostete Nismo eine zweistellige Millionensumme. „Dies ist eine schwierige Entscheidung für Nissan, aber wir denken. Es ist das Beste für die Serie und die anderen Teilnehmer“, meint Carcamo. 

Entscheidung über Rückkehr steht noch aus

Obwohl Nissan auf keine Gelegenheit verzichtete, sich ins Rampenlicht zu befördern, gipfelte die kostenträchtige Inszenierung letzten Endes in einem Fiasko. Schon zu Saisonbeginn war die Nismo-Mannschaft gezwungen, die Teilnahme an den WM-Läufen in Silverstone und Spa-Francorchamps abzusagen. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans die nächste Blamage: Aufgrund eines dysfunktionalen Hybridsystems startete der Prototyp nur mit einem konventionellen Antrieb. 

Zwar beförderten Harry Tincknell, Michael Krumm und Alex Buncombe einen der skurrilen Sportwagen über den Zielstrich, erblickten das schwarz-weiß karierte Tuche allerdings außerhalb der Wertung. Nichtsdestoweniger verbuchte die Chefetage die Zielankunft als Erfolg. Nissan hätte damit seine „Mission in Le Mans“ erfüllt. Das Fachpublikum beäugte den Auftritt an der Sarthe hingegen skeptisch. 

Nicht grundlos: Erwartungsgemäß verzichtete Nissan auch auf einen Start beim Rückrundenstart auf dem Nürburgring. Zwar intensivierte der Hersteller aus Japan sodann seine Probefahrten in den Vereinigten Staaten, gab aber bekannt, die verbleibenden Läufe der Langstrecken-WM ebenfalls auszulassen. Folglich bestritt Nissan in seiner Premieresaison lediglich ein einziges Rennen mit dem unkonventionellen Renner. 

Letztlich drängt sich die Frage auf, ob Nissan sich noch einmal zu rehabilitieren sucht. Ein Rückkehr schließt Nismo nicht aus. „Eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen“, räumt Carcamo ein. Selbst nach dem Ende des katastrophalen Programms entfacht der Nissan GT-R LM Nismo eine kontroverse Diskussion innerhalb der Endurance-Gemeinde. Eine Partei honoriert die kühne Vorgehensweise, die Zweifler mokieren sich über das ungewandte Auftreten.


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