Maßnahmenpaket: DMSB beschneidet Leistung und Aerodynamik

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In Zusammenarbeit mit seinen Arbeitsgruppen hat der DMSB zahlreiche Maßnahmen für den künftigen Betrieb auf der Nordschleife beschlossen. Demzufolge beschneidet das Reglement fortan die Leistung sowie der Aerodynamik der Spitzenfahrzeuge. Außerdem: Verbot von Entwicklungsreifen.

Der DMSB hat in Kooperation mit vier Arbeitsgruppen ein Maßnahmenpakt für den zukünftigen Streckenbetrieb auf der Nürburgring-Nordschleife verabschiedet. Neben zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen am Eifelaner Traditionskurs tangierten die Beschlüsse auch das technische Reglement, welches zum einen die Leistung der Spitzenfahrzeug beschneidet, zum anderen aber auch die Aerodynamik modifiziert.

Die Änderungen betreffen die Wertungen SP7, SP9, SP-Pro und SPX. Aufgrund der überarbeiteten Regularien muss die Motorleistung um zehn Prozent gesenkt werden. Die Restriktionen im Bereich Aerodynamik: Luftöffnungen an den vorderen Radkästen sowie eine Steigerung der Fahrzeughöhe. Darüber hinaus untersagt das DMSB-Regularium in Zukunft den Einsatz von Entwicklungsreifen auf der Nordschleife des Nürburgrings.

Intention sei eine Stagnation der Rundenzeiten. „Die Hersteller von GT3-Fahrzeugen und die meisten Zulieferer aus der Reifenindustrie haben verstanden, dass auch sie einen Beitrag dazu leisten müssen, dass die Rundenzeiten nicht in jedem Jahr um mehrere Sekunden schneller werden“, begründet DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck die Entscheidung. „Spätestens der schreckliche Unfall zu Saisonbeginn hat gezeigt, dass eine Grenze erreicht war.“

Im Anschluss an den tödlichen Unfall beim VLN-Auftakt führten ein Expertenausschuss notwendige Untersuchungen durch. „Aus der Analyse des Unfallgeschehens haben wir alle, übrigens auch dank verschiedener Simulationsmodelle der Automobilhersteller, gelernt“, erklärt Stuck „Nun müssen es alle Beteiligten – Fahrer, Hersteller, Reifenindustrie, Rennstrecke, Veranstalter und DMSB – gemeinsam umsetzen.“

Drei-Stufen-System in Gefahrensituationen

Zudem versucht der DMSB, den Erwerb der Zusatzlizenz für die Nordschleife zu entbürokratisieren. Gleichwohl bleibt die Zweiteilung in die Stufen A und B bestehen, wobei die Marke von 4,5 Kilogramm pro PS die Grenze markiert. Um den B-Führerschein zu erlangen, muss der Anwärter zuvor RCN-Leistungsprüfungen absolvieren oder an einem Fahrerlehrgang zur „DMSB Permit Nordschleife“ teilnehmen. 

Damit trägt der DMSB den Wünschen der Fahrer-Arbeitsgemeinschaft Rechnung, welche verschiedene Empfehlungen ausgesprochen hat. Auch die Idee eines verpflichtenden E-Learning-Programms greift der Motorsportbund auf. In diesem Zusammenhang hat der DMSB überdies den Strafenkatalog für Gelbverstöße auf der Nordschleife bearbeitet, was primär das „korrekte Verhalten in Gefahrensituationen“ betrifft. 

Demgemäß führt der DMSB hinfort ein Drei-Stufen-System ein, angefangen bei einer herkömmlichen gelben Flagge, über Doppelgelb, bis hin zu einer Code-60-Anordnung. Die Sanktionen erstrecken sich von Geldstrafen bis zur Entzug der DNP-Lizenz – nebst Verfahren beim Sportgericht. Des Weiteren richtet der DMSB eine Datenbank ein, um „offensive Fahrer“ zu registrieren. 

Stuck: „Wir haben nun eine breite Basis zur Umsetzung der Beschlüsse“

Indes haben die Umbauarbeiten an der Nordschleife bereits begonnen. In Abstimmung mit dem FIA-Automobilverband vereinbarten DMSB und Streckenbetreiber verschiedene Sicherheitsmaßnahmen, welche die Voraussetzung für die Verlängerung der Homologation darstellen. Die Modifikationen: Entfernung der Bodenwellen, Errichtung zusätzlicher Sicherheitszonen sowie weitere Leitplanken. 

„Das jetzt verabschiedete Paket beruht auf einem Prozess, an dem viele Experten beteiligt waren“, fasst Stuck zusammen. „Die Technik- und Reglement-Spezialisten des DMSB haben mit dem Rennstreckenbetreiber, Serien- und Rennorganisatoren, Vertretern der Streckensicherung am Nürburgring, Fahrervertretern und Fahrzeugherstellern kooperiert, um viel Know-how einfließen zu lassen und zugleich einen großen Konsens zu finden.“ 

Dies sei gelungen. „Wir haben nun eine breite Basis zur Umsetzung der Beschlüsse, auch wenn naturgemäß nicht alle Anregungen aus den verschiedenen Arbeitsgruppen zu hundert Prozent verwirklicht werden konnten“, fügt Stuck hinzu. „Der DMSB steht für sicheren und fairen Motorsport – und wir sind sicher, dies durch die Umsetzung des umfangreichen Maßnahmenpakets für die Nordschleife auch in Zukunft gewährleisten können.“