Zakspeed: Giftschlange in der Grauzone

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Tausend PS, 321 Kilometer pro Stunde

Die Giftschlange avancierte zwar zum Publikumsliebling, doch die Neurungen im Regelwerk gerieten indes zum Politikum. „Man wollte im ersten Jahr die Viper haben und etwas Spektakuläres präsentieren“, gemahnt Zakowski. „Damals hat man gesagt, acht Liter Hubraum, 1 600 Kilogramm Gewicht – allerdings ohne Air Restrictor. Dann fing alles an: Das Reglement war ein Witz. Wir haben alles analysiert und gesagt, wir müssen pro hundert Kilogramm mehr auch hundert PS mehr haben.“

Die Konsequenz: ein Datenblatt mit galaktischen Zahlen. Zugleich war die Chrysler Viper in der Saison 2000 sozusagen Stein des Anstoßes einer kontroversen Sicherheitsdebatte. „Am Ende sind wir bei tausend PS gelandet“, erklärt Zakowski. „Auf der Döttinger Höhe sind wir damals 321 Kilometer pro Stunde gefahren. Dann kam Geishecker (Anm. d. Red.: Peter Geishecker) bei der Pressekonferenz und hat gesagt, dies ginge nicht. Doch dann kam die Sicherheitsdiskussion, indem man versucht hat uns den schwarzen Peter zuzuschieben.“

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Letzten Endes musste Zakspeed aufgrund technischer Gebrechen mit dem Silberpokal vorliebnehmen. Stattdessen trug das Porsche-Zentrum Koblenz den Erfolg mit einem 996 GT3 R davon. Am Lenkrad: Bernd Mayländer, Michael Bartels, Uwe Alzen und Altfrid Heger. „In dem Rennen sind wir Zweiter geworden, nur weil uns nachts ein Dämpfer gebrochen ist“, erklärt Zakowski. „Dies hat uns sieben Minuten gekostet, sodass wir am Ende drei Minuten Rückstand hatten. 2001 und 2002 haben wir wieder gewonnen.“

Offensive der Hersteller

Mit dem steigenden Renommee der Endurance-Kraftprobe in der Eifel ging ein wachsendes Interesse der Hersteller einher. Die Entwicklungen ebneten schlussendlich den DTM-Tourenwagen den Pfad auf die Nordschleife. Opel spannte mit Phoenix Racing zusammen, Audi mit Abt, um sich Zakspeed und den anderen arrivierten Akteuren zu stellen. Sogar BMW Motorsport präparierte seinen ALMS-Sportwagen M3 GTR V8 für den Einsatz im Schatten der Nürburg.

Die Offensive der Werke drängte Zakspeed im Jahr 2003 jedoch in die Defensive. „Dann ist die Tankvolumen-Diskussion ausgebrochen, als gesagt wurde, die Viper dürfe nur mit siebzig Litern fahren“, schildert Zakowski die damalige Situation. „Wir hatten 8,2 Liter und einen V10. Da haben wir direkt gesagt, dass wir so nicht fahren können. Wir haben es genauestens ausgerechnet und gesagt: Unter hundert Litern brauchen wir nicht antreten.“

Um die Wettbewerbsfähigkeit zu wahren, durchleuchteten die Zakspeed-Techniker die Grauzonen der Paragraphen. Schließlich ersann das Viper-Gespann einen Kunstgriff, welches es ermöglichte den Nachteil zu kompensieren. Die Krux: ein Wechseltank. „Es war lediglich definiert, dass man von der Zapfsäule tanken muss. Allerdings war nicht definiert, wie man tankt. Ein Tank und die Sicherheitsvorkehrungen waren vorgeschrieben“, erläutert Zakowski.