Manama: Porsche zittert sich zum Fahrertitel

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Nach dem Herstellertitel hat Porsche nun auch die Fahrerweltmeisterschaft nach Zuffenhausen geholt. Mark Webber, Brendon Hartley und Timo Bernhard reichte ein fünfter Platz beim Saisonfinale der Langstrecken-WM in Bahrain, weil ihre Teamkollegen Marc Lieb, Neel Jani und Romain Dumas den Rennsieg errangen.

Nach einer Zitterpartie über den größten Teil des Finalrennens der Langstrecken-WM in Manama ließen sich Mark Webber, Brendon Hartley und Timo Bernhard zu Fahrerweltmeistern küren. Webber behandelte seinen waidwunden Porsche-Boliden, bei dem schon eine halbe Stunde nach dem Start ein Drosselklappenaktor seinen Dienst quittierte, in der Schlussphase des Rennens wie ein rohes Ei und balancierte sich mit stotterndem Motor schließlich auf dem fünften Rang ins Ziel.

Da sich aber die Stallgefährten Marc Lieb, Neel Jani und Romain Dumas den Tagessieg sicherten und auf diese Weise die direkten Konkurrenten um die Meisterschaft aus dem Audi-Lager auf Distanz hielten, ging der Titel dennoch an die Porsche-Mannschaft. André Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Tréluyer kämpften lange um den Sieg und hielten so die Titelentscheidung offen. Am Ende mussten sie sich aber der Porsche-Übermacht geschlagen geben und mit dem Silberrang vorliebnehmen.

Toyota hingegen schloss eine durch und durch verkorkste Saison schlussendlich noch versöhnlich ab. Zwar fanden die beiden TS040-Boliden erneut keinen Anschluss an das Renntempo von Porsche und Audi, aber der Abstand fiel deutlich geringer aus, als zuletzt und der solide Auftritt wurde mit dem dritten und vierten Rang belohnt. Bei seinem Abschiedsrennen dürfte Alexander Wurz mit seinen Partnern Stéphane Sarrazin und Mike Conway den Bronzerang auf dem Podium feiern.

Hinter den Weltmeistern erreichten Lucas di Grassi, Loïc Duval und Oliver Jarvis auf dem sechsten Rang das Ziel. Auch die Audi-Mannschaft wurde durch technische Probleme aus dem Kampf um den Rennsieg zurück geworfen.

Titelaspiranten geraten früh in Probleme

Eine gute halbe Stunde nach dem Start begann für Porsche das große Zittern. Timo Bernhard wurde später nicht müde zu erklären, er sei heute einige Jahre gealtert. Nach dem Start trat der Porsche-Werksfahrer zügig die Flucht nach vorne an und konnte sich deutlich von seinen Verfolgern absetzen. Doch plötzlich war der Hybrid-Renner in langsamer Fahrt auf der Strecke unterwegs.

Beim fälligen Reparaturstopp wurde ein defekter Aktor an einer Drosselkappe diagnostiziert. Der Tausch des elektrischen Bauteils kostete neun Minuten oder umgerechnet vier Runden. Zwar fand die Porsche-Mannschaft nach der Rückkehr auf die Strecke schnell den Weg durch die Felder der GT- und LMP2-Boliden, aber mit vier Runden Rückstand konnte der Porsche-Dreier den Titel aus eigener Kraft nicht mehr erreichen.

An der Spitze entbrannte derweil ein munterer Dreikampf zwischen dem Porsche von Jani, Lieb, Dumas und den beiden Audi-Besatzungen. Lotterer, Fässler, Tréluyer wussten, dass der sechste Platz für Porsche zu wenig war, würden sie selber den Sieg einfahren. Zudem nutzten die Taktiker der Joest-Mannschaft geschickt die vielen Full-Course-Yellow-Phasen und kompensierten so einen Nachteil beim Spritverbrauch, sodass Audi und Porsche denselben Tankrhythmus hatten.

Kurz vor Rennmitte dann der Schock für Audi. Eine explodierte Bremsscheibe am Wagen von di Grassi, Duval und Jarvis zerstörte einen großen Teil der linken Vorderradaufhängung und die Antriebswelle musste getauscht werden. Nach der Reparatur ordnete sich der Audi an das Ende der Werksabordnungen ein. Sein Rückstand: neun Runden.

Indes konnte sich der Porsche mit der Nummer achtzehn an der Spitze behaupten, während für Audis Nummer sieben mit einem schleichenden Plattfuss die WM-Träume zunächst in weite Ferne rückten. Porsches Titelanwärter hatte aber beschlossen, die Entscheidung weiter spannend zu gestalten und Webber musste in der letzten Rennstunde erneut die Box ansteuern um den widerspenstigen Aktor noch einmal erneuern zu lassen.

Der Australier kämpfte danach mit einem schwer einzuschätzenden Fahrverhalten und Motoraussetzern seines Boliden. Auf einen Neustart des Systems auf der Strecke folgte zwölf Minuten vor dem Ziel ein weiterer Boxenstopp. Am Ende ruckelte der Porsche über die Ziellinie und die Porsche-Mannschaft feierte überschwänglich.

Manthey-Werksmannschaft sichert sich ebenfalls beide Titel

Die GT-Abteilung machte den Feiertag für den Hersteller aus Zuffenhausen perfekt. In der GTE-Pro-Kategorie sicherten sich Frédéric Makowiecki und Patrick Pilet den Sieg und damit ihrer Manthey-Mannschaft den GT-Herstellertitel. Richard Lietz und Michael Christensen fuhren im Schwesterwagen ein weitgehend unauffälliges Rennen und wurden schließlich Fünfte. Dies reichte dem Österreicher zu Gewinn des Fahrertitels und zauberte dem Eifler Teamchef ein breites Lächeln ins Gesicht.

Der Fahrertitel in der LMP2-Klasse ging an Roman Russinow, Julien Canal und Sam Bird, die sich im Ligier-Nissan auch den Tagessieg sicherten. Bei den GTE-Amateuren ging der Sieg an die Aston-Martin-Mannschaft Paul Dalla Lana, Pedro Lamy und Mathias Lauda. Den Titel hingegen sicherte sich das Ferrari-Trio Victor Shaytar, Andrea Bertolini und Aleksey Bassov.