Nürburgring: Zweifacherfolg nach fader Porsche-Dominanz

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Das WM-Gastspiel auf dem Nürburgring endete geradezu vorhersehbar. Ungeachtet wiederholter Zwischenfälle, erstritt Porsche einen unangefochtenen Doppelsieg in der Eifel. Audi war dagegen außerstande, diese triste Dominanz der Zuffenhausener anzufechten. Titelverteidiger Toyota machte sich gar nicht bemerkbar.

Es war kein Orakel vonnöten, um den Ausgang der WM-Premiere auf dem Nürburgring am vergangenen Wochenende zu erahnen. Obwohl Audi am Trainingsfreitag vorderhand noch federführend agierte, schlug das Pendel in der Qualifikation schließlich gen Porsche: Startreihe eins für die Werksmannschaft aus Stuttgart-Zuffenhausen. Im Rennen manifestierte sich ebenjenes Kräfteverhältnis zwischen den Konzernschwestern.

Faktisch war Audi beim Wettstreit auf dem Eifelaner Traditionskurs chancenlos, niemals imstande, mit Klassenprimus Porsche zu konkurrieren. Die Tabellenführer aus Ingolstadt wahrten lediglich aufgrund wiederholter Intermezzi bei den Rivalen anfangs ihre Erfolgsaussichten. Denn Porsche demonstrierte von Anbeginn seine Überlegenheit im direkten Vergleich. Von der Poleposition begonnen, stürmte Neel Jani nach dem Start umgehend vorneweg.

Stallgefährte Timo Bernhard büßte dagegen Zeit im Überrundungsverkehr ein und musste obendrein aufgrund einer beschädigten Front außerplanmäßig die Box ansteuern. Die Reparatur beförderte Kollegen Mark Webber ins Hintertreffen, wodurch sich Audi mit beiden Mannschaften auf Podiumskurs bewegte. Vorerst. Binnen weniger Umläufe gelang es Webber allerdings, sich im Klassement wieder aufzuschwingen.

Defekter Sensor führt zu drei Strafen

Eine Hiobsbotschaft empfing dagegen die Besatzung des Schwesterwagens. Spitzenreiter Jani überflügelte zwar seine Audi-Widersacher, aber die Regelaufseher bürdeten ihm und seinen Mitstreitern Romain Dumas und Marc Lieb eine fünfsekündige Stop-and-Go-Strafe auf. Grund dieser Maßregelung: Der Benzinverbrauch überstieg die maximal genehmigte Energiemenge pro Umrundung der Grand-Prix-Strecke. 

Bedingt durch einen defekten Sensor und fehlerhafter Messdaten, geriet Porsche sodann abermals aus diesem Grund in Konflikt mit den Regelhütern der Langstrecken-WM. Diesmal sanktionierten die Verantwortlichen die Verletzung des Reglements mit einer dreißig sowie einer sechzigsekündigen Stop-and-Go-Strafe. Dennoch: Es bereitete Jani, Dumas und Lieb daraufhin fast keinerlei Mühe, das Tableau wieder emporzuklettern. 

Am Ende eines ennuyanten Rennverlaufes erstritt Porsche letztlich einen überlegenen Doppelerfolg am Fuße der Nürburg. Auf der höchsten Stufe des Siegertreppchens jubelten Bernhard, Webber und Brendon Hartley, während Jani, Dumas und Lieb die Silbermedaille erfochten. André Lotterer, Marcel Fässler und Benoît Tréluyer belegten den letzten Podiumsrang, womit das Audi-Trio zumindest den vordersten Rang in der Punktewertung verteidigt hat. 

Ereignisarmes, fades Rennen 

Die Porsche-Chefetage würdigte wiederum das Durchhaltevermögen ihrer Truppe. „Wir haben in diesem Rennen eine Menge durchlebt, was der Sport so zu bieten hat“, fasst Teamchef Andreas Seidl zusammen. „Beim Auto Nummer 17 hatten wir einen frühen Frontschaden, danach lief es aber reibungslos. Die Nummer 18 hingegen musste drei Mal zur Stop-and-Go-Strafe kommen. Die Fahrer haben nie aufgegeben und sich diesen zweiten Platz erkämpft.“ 

Nach zwei kurzweiligen, spannungsgeladen WM-Läufen in Silverstone und Spa-Francorchamps – Le Mans sei ob seiner Sonderstellung ausgeklammert – folgte ein ereignisarmer, fader Wettstreit der Hersteller in der Vulkaneifel. Marginale Anpassungen in der Equivalence of Technology fanden de facto keinen Niederschlag. Zudem verlor auch der Reifenverschleiß gegenüber den bisherigen Begegnungen seine Bedeutung. 

Bislang war Audi in der Lage, seinen Nachteil auf der Piste mit einer geringeren Gummiabnutzung zu kompensieren. Die Regelhüter entwanden Audi jedoch durch zwei zusätzliche Reifensätze die Möglichkeit, auf diese Weise den Rückstand zum konzerninternen Gegner zu minimieren. Letzten Endes war Audi außerstande, die triste Porsche-Dominanz am Ring auch nur im Allergeringsten anzufechten. 

Toyota fährt aussichtslos hinterher 

Bei Audi nimmt man es trotzdem sportlich. „Gerne hätten wir wie zu Saisonbeginn auch bei unserem Heimspiel vor großem Publikum um den Sieg gekämpft“, äußert sich Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich zum Ergebnis des vierten Wertungslaufes. „Wir mussten aber akzeptieren, dass Porsche heute stärker war. In der Tabelle wahren unsere Fahrer weiterhin einen nennenswerten Vorsprung.“ 

Weltmeister Toyota begnügt sich ohnehin mit seiner Stellung als Außenseiter. Die TMG-Abteilung macht keinen Hehl daraus, den Fokus unlängst auf die Entwicklung eines neuen Prototypen zu richten. Auf dem Nürburgring war der Konstrukteur aus Fernost schlichtweg unterlegen. Über zwei Sekunden pro Umlauf fehlten auf Dominator Porsche. Intern bezwangen Anthony Davidson, Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima ihre Stallgefährten Stéphane Sarrazin, Mike Conway und Alexander Wurz. 

Obgleich Toyota sich keinen Fauxpas leistete, fuhr die Equipe aussichtslos hinterher. „Das Team hat heute bei großer Hitze sehr professionell gearbeitet, lieferte blitzsaubere Boxenstopps, eine tadellosen Strategie und solide fahrerische Leistungen ab, doch das Resultat ist leider enttäuschend“, bringt es Teamchef Toshio Sato auf den Punkt. „Wir waren nicht schnell genug um angreifen zu können.“