Nissan-Debüt: „Mission in Le Mans erfüllt“

Den Widrigkeiten trotzend, stand Nissan mit drei Prototypen in der Startaufstellung. Letzten Endes erreichten Harry Tincknell, Michael Krumm und Alex Buncombe das Ziel – allerdings außerhalb der Wertung. Damit habe Nismo seine „Mission in Le Mans“ erfüllt. Dennoch wolle der Hersteller die restlichen WM-Läufe absagen.

Den Widrigkeiten trotzend, stand Nissan mit drei Prototypen in der Startaufstellung. Letzten Endes erreichten Harry Tincknell, Michael Krumm und Alex Buncombe das Ziel – allerdings außerhalb der Wertung. Damit habe Nismo seine „Mission in Le Mans“ erfüllt. Dennoch wolle der Hersteller die restlichen WM-Läufe absagen.

Von Anbeginn begleitete die Nissan-Rückkehr eine kontroverse Diskussion. Anstatt des sportlichen Engagements rücke die Inszenierung des vorgeblich progressiven Konzepts ins Zentrum, monierte die Fachschaft. Den Auftakt markierte die Präsentation anlässlich des Super-Bowl-Finales, ehe Nismo mit den Vorbereitungen massiv ins Hintertreffen geriet. Die Konsequenz: Absage des WM-Prologs sowie der Läufe in Silverstone und Spa-Francorchamps.

Doch Nissan demonstrierte Stehvermögen, ignorierte die Polemik. Bereits bei den traditionellen Probefahrten auf dem Circuit de la Sarthe war die Werksabordnung zugegen und trat letztendlich zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Eine erste Hiobsbotschaft erreichte die Truppe nach der Qualifikation, als die Sportkommissare die drei Nissan-Besatzung strafversetzten, da sie die vorgeschriebene 110-Prozent-Hürde nicht überwanden.

Den Widrigkeiten trotzend, rollte Nissan am Samstagnachmittag schließlich in die Startaufstellung. Erwartungsgemäß fuhr das Nismo-Ensemble ein Rennen ohne Wettbewerbsdruck, lediglich gegen sich selbst. Frappant: In puncto Höchstgeschwindigkeit konkurrierte der GT-R-LM-Prototyp auf Augenhöhe, in den Kurve übten gar GTE-Sportwagen Druck aus. Zudem traten hie und da technische Gebrechen auf.

Darren Cox: „Das passiert, wenn man Innovationen erprobt“

Zur Zehn-Stunden-Marke fiel Tsugio Matsuda am Lenkrad des blau-weiß-roten Retrorenners einem Reifenschaden anheim und war nicht imstande, an die Box zurückzukehren. Der erste Ausfall. Die Besatzung Jann Mardenborough, Max Chilton und Olivier Pla mussten wiederum aufgrund eines Aufhängungsschaden das Rennen aufgeben. Die Hoffnungsträger: Harry Tincknell, Michael Krumm und Alex Buncombe.

Das Nissan-Trio erblickte letzten Endes nach 242 Umläufen das schwarz-weiß karierte Tuch. Fraglos ein Achtungserfolg für den Konstrukteur aus Fernost. Aber: Bedingt durch den immensen Rückstand, nahm die Rennleitung das Gespann nicht in die Wertung auf. „Ich bin im Augenblick richtig stolz auf die gesamte Mannschaft“, betont Teamchef Darren Cox dennoch. „Selbstverständlich hatten wir diverse Probleme, aber das passiert schließlich, wenn man Innovationen erprobt.“

Stattdessen kehrt Cox wiederum die Vorzüge des unkonventionellen Frontantriebs heraus. „Unser Motor ist stark, und wir waren rasch in der Lage, auftretende Probleme zu lösen“, fügt Cox hinzu. Wir haben erstaunlich viel gelernt in Le Mans, und unsere Kämpfe werden uns nur stärker machen. Die meisten LMP1-Hersteller erreichen bei ihrem ersten Versuch in Le Mans nicht das Ziel. Daher war es uns wichtig, dieses Ziel zu erreichen.

Sagt Nissan die verbleibenden WM-Läufe ab?

Obwohl nur eines der drei Einsatzfahrzeuge die Ziellinie kreuzte, ist die Chefetage hochzufrieden. „Die Jungs in der Garage waren die Helden an diesem Wochenende, und die Fahrer haben ihre Arbeit allesamt unglaublich verrichtet – manchmal unter sehr schwierigen Umsänden“, würdigt Cox die Leistung seiner Mannschaft. „Sie benötigten physische und mentale Stärke gleichermaßen dieses Wochenende, und alle Neun waren zur Stelle.“

Obwohl Nissan schlechterdings im Kreuzfeuer der Kritik stand, hat der Novize letztlich Standfestigkeit bewiesen. „Wir haben exakt das getan, was wir mussten. Wir sanken zu Boden, lösten unsere Problem und wir loteten die Grenzen unseres derzeitigen Potenzials aus: Wir haben die 24 Stunden von Le Mans beendet“, ergänzt Cox. Daher titelt die Presseabteilung nach dem Rennen, Nissan habe seine „Mission in Le Mans“ erfüllt.

Ex eventu drängt sich nun die Frage auf: Über welches Potenzial verfügt Nissan langfristig? Inwieweit ist Nismo in der Lage, den Abstand mit funktionalem Hybridsystem zur Konkurrenz zu verkürzen? Zur Erinnerung: Die beste Rundenzeit betrug 3:35,888 Minuten. Allerdings kursierte das Gerücht durchs Fahrerlager, der japanische Hersteller zieht in Erwägung, auch die verbleibenden Rennen zur Langstrecken-WM abzusagen.


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