Christian Schütz: „Einsatzbereitschaft und Kampfgeist gezeigt“

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Innerhalb von drei Jahren hat sich Schütz Motorsport als Spitzenmannschaft im ADAC GT Masters etabliert. „Wir haben die richtigen Schlüsse gezogen, unser Team konsequent weiterentwickelt“, resümiert Teamchef Christian Schütz, der im Interview die zurückliegenden Saison Revue passieren lässt – und einen Ausblick gibt.

Schütz Motorsport engagiert sich mittlerweile seit drei Jahren im ADAC GT Masters. In diesem Jahr belegte der Porsche-Rennstall den vierten Platz in der Teamwertung, während Stammfahrer Jaap van Lagen den Vizetitel errang. Im Interview mit SportsCar-Info resümiert Teamchef Christian Schütz die zurückliegenden Saison, führt eine Bestandsaufnahme durch und gibt einen Ausblick auf die Zukunft des Sportwagen-Programms.

SportsCar-Info: Ihr habt Eure diesjährige Saison mit einem Gaststart beim Finale der SRO-GT-Sprintserie abgeschlossen. Wie waren Deine Eindrücke von dem Stadtkurs in der aserbaidschanischen Hauptstadt?

Christian Schütz: Also die Kulisse war einzigartig, die Menschen sehr freundlich und die Gesamtorganisation war absolut professionell – für uns natürlich perfekte Voraussetzungen für ein erfolgreiches Wochenende. Die Strecke fordert von den Fahrern und Fahrzeugen schon einiges ab. Das wurde uns vor Ort sehr schnell bewusst.

SportsCar-Info: Bei der Premiere auf internationalem Parkett gelang es Euch, von Anbeginn um vordere Positionen zu fahren. Sowohl im Qualifikations- als auch im Hauptrennen erzielte Eure Mannschaft den fünften Platz – ein respektabler Einstand in der GT-Sprintserie. Plant Ihr weitere BSS-Teilnahmen? Oder vielleicht sogar in der BES?

Christian Schütz: Wir fühlen uns in der Serie auf Anhieb sehr wohl. Die Leistungsdichte ist auch hier extrem hoch. Das ist schon eine Herausforderung, der wir uns sehr gerne annehmen würden.

SportsCar-Info: In Baku gewährte Euch außerdem Porsche-Werksfahrer Marco Holzer Unterstützung. Sind weitere gemeinsame Einsätze vorstellbar?

Christian Schütz: Christian Engelhart hatte einen Einsatz in Austin. Marco ist freundlicherweise eingesprungen, und Porsche hat den Einsatz genehmigt – ein Danke dafür. Er hat unsere Erwartungen mehr als erfüllt und einen sehr guten Job gemacht. Marco hat sich auf Anhieb im Team integriert. Ich denke, gerade bei den Werksfahrern ist die Erwartungshaltung natürlich dementsprechend hoch. Das ist für ihn vielleicht nicht immer einfach – auch er wusste schließlich nicht, was ihn bei uns erwartet. Ich denke, am Ende hatten wir alle sehr viel Spaß in Baku, und natürlich könnte ich mir jederzeit wieder einen Einsatz mit Marco vorstellen.

SportsCar-Info: Im ADAC GT Masters hat Schütz Motorsport den Titel in der Fahrerwertung um Haaresbreite verpasst. Dennoch wurde Jaap van Lagen nach einem dramatischen Finale in Hockenheim Vizemeister. Obendrein belegte Schütz Motorsport Rang vier in der Teamwertung. Welches Fazit zieht Ihr?

Christian Schütz: Das Ziel war die Meisterschaft. Das haben wir knapp verpasst. Der vierte Platz in der Teamwertung täuscht ein wenig darüber hinweg, wie dicht die Topteams beieinander lagen und wir leider in den letzten Rennen entscheidende Punkte verloren haben – Stichwort „Sachsenring“ und „Rennen eins in Hockenheim“. Das waren die Punkte, die uns am Ende eben gefehlt haben. 

Unser Erfolg liegt aber etwas tiefgründiger. Wir hatten nach einem sehr starken Debütjahr 2012 letztes Jahr so viel Pech und haben daraus die richtigen Schlüsse gezogen, unser Team konsequent weiterentwickelt, in diesem Jahr nahezu keine Fehler gemacht und auch für die meisten Probleme stets eine passende Lösung gefunden. Wir haben unseren Kundensportbereich ausgebaut und das erste Mal einen GT3 für Kunden eingesetzt. Das wollen wir weiter verfolgen und ausbauen. 

SportsCar-Info: Bereits in der Debütsaison etablierte sich Schütz Motorsport umgehend in der Spitzengruppe der deutschen GT-Meisterschaft. Christian Engelhart wahrte bis zur Endrunde in Hockenheim seine Titelchancen. Wie sieht die Zwischenbilanz des Unternehmens „ADAC GT Masters“ nach drei Jahren aus?

Christian Schütz: Ich habe es ja eben bereits erwähnt, es ist schön wenn man die Entwicklung verfolgt. Ich denke, am Anfang hatten uns die wenigsten auf der Rechnung. Mittlerweile sind wir stolz darauf, dass wir in der Lage sind mit den Spitzenteams um eine Meisterschaft fahren zu können. Wir möchten eine gute Show. Das sind wir den Fans und unseren Partnern schuldig.

SportsCar-Info: Mittlerweile flauen die Diskussion um die Balance of Performance peu à peu ab. Gelingt den ADAC-Regelmachern gegenwärtig eine ausgewogene Fahrzeugeinstufung? Schließlich bemängeln manche Skeptiker, die Verantwortlichen würden die deutschen Hersteller begünstigen.

Christian Schütz: Ich beobachte auch eine positive Entwicklung in die richtige Richtung. Durch die unterschiedlichen Fahrzeugkonzepte und die stark streckenbezogenen Einflüsse ist es natürlich sehr schwer, alles auf einen Nenner zu bekommen. Wir sind mit dem kleinsten Motor im Feld meist am Hinterherfahren. Im Gegensatz zu den anderen Herstellern haben wir in den letzten zwei Jahren auf keiner Rennstrecke dominiert und mussten unsere Platzierungen sehr hart erarbeiten. Ich habe noch keinen Porsche gesehen, der von der letzten Startreihe auf ein Podium gefahren ist. Aber ich habe Vertrauen darin, dass die Entwicklung weiterhin so gut verläuft und wir den Fans noch viele spannende und ausgewogene Rennen bieten können.

SportsCar-Info: Vorübergehend umfasste die Starterliste im ADAC GT Masters bisweilen über vierzig Nennungen. Bedingt durch das Teilnehmerlimit, pendelt sich die Anzahl der Meldungen seit dem letzten Jahr jedoch irgendwo zwischen zwanzig und dreißig Sportwagen ein. Befürwortest Du diese Obergrenze?

Christian Schütz: Eindeutig ja. Klar, ist es für das Publikum schöner, wenn sie mehr Fahrzeuge sehen können. Man muss aber bedenken, dass dafür in den meisten Boxenanlagen einfach zu wenig Platz vorhanden ist. Ich bin auch froh darüber, dass die Leistung der Fahrer über das Qualifying-Ergebnis verantwortlich ist und nicht das Glück entscheidet, gerade mal eine Lücke für eine freie Runde zu finden. Ich denke, wichtig ist es, dass die Leistungsdichte des GT Masters eine der höchsten auf der Welt ist, nur das garantiert Spannung und interessante Rennen. 

SportsCar-Info: In der zurückliegenden Saison hat Schütz Motorsport sein Programm um den Einsatz eines zweiten Porsche-Neunelfers erweitert. Am Steuer: Antonios Wossos und Wolf Nathan. Wie war die Arbeit mit den beiden Neuzugängen im Team? 

Christian Schütz: Erstaunlich gut. Es hat wirklich Spaß gemacht, mit den beiden zu arbeiten. Es ist schön zu sehen, wenn ein Konzept aufgeht und man sieht wie gut unsere Gentlemen-Fahrer von der Zusammenarbeit mit unseren Profifahrern profitieren konnten. Das möchten wir weiter ausbauen, indem wir mehr Gentlemen-Fahrern die Möglichkeit bieten wollen, mit uns guten Motorsport zu erleben. 

SportsCar-Info: Habt Ihr die Planungen für die nächstjährige Saison bereits skizziert? Setzt Ihr Euer Engagement im ADAC GT Masters fort? Sind darüber hinaus Langstreckenrennen eine zusätzliche Option – beispielsweise das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring?

Christian Schütz: Wir haben sehr früh unsere Teilnahme für die GT Masters im nächsten Jahr bestätigt und führen derzeit einige Gespräche mit interessierten Fahrern und prüfen derzeit weitere Einsätze in der Blancpain, aber auch im Carrera-Cup. 

Entsprechende Einsätze sind immer davon abhängig, ob wir genügend Fahrerkombinationen zusammen bekommen und weitere Werbepartner motivieren können, auf den Zug aufzuspringen. Ich denke, unsere Einsatzbereitschaft und unseren Kampfgeist haben wir bereits gezeigt.

Die 24 Stunden auf dem Nürburgring sind für uns noch kein Thema. Das erfordert einfach zu viel Vorbereitung. Auch politisch müsste sich meiner Meinung nach noch einiges ändern. Wie soll ich als Neueinsteiger ohne Vignettenreifen gegen die Platzhirsche antreten? Dazu bräuchten wir einfach mehr Chancengleichheit. Auch das Thema Sicherheit erfordert meiner Meinung nach noch etwas an Verbesserungen. Generell sind auch Langstreckenrennen für uns interessant und beobachten das Geschehen um uns herum sehr genau.