VLN: Jenseits der Acht-Minuten-Marke

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Zuweilen bewegen sich die VLN-Rundenzeiten bereits jenseits der Acht-Minuten-Marke. Dieser Referenzwert hat jedoch nur symbolischen Charakter. Tatsächliche Entwicklungen zeigt dagegen eine generelle Analyse auf: Die Spitzengruppe umrundete die Nürburgring-Nordschleife vier bis sieben Sekunden schneller als im Vorjahr.

Eigentlich verfügt die Acht-Minuten-Barriere lediglich über symbolischen Charakter. Schließlich entscheiden Bruchteile eine Sekunde, ob die Uhr nach einem Umlauf der Nürburgring-Nordschleife diesseits oder jenseits dieser Referenzmarke stoppt. Zumal die Rekordrunde von BMW-Werksfahrer Jens Klingmann letzten Endes kein Einzelfall blieb – in der Qualifikation zum VLN-Halbfinale korrigierte Audi-Rivale Frank Stippler den Richtwert nochmals nach unten.

Anhand einer Gegenüberstellung der bisherigen Rundenrekorde lässt sich jedoch keine Erkenntnis über die gegenwärtigen Entwicklungen ablesen. Es bedarf einer allgemeinen Analyse der Bestzeiten, um eine Aussage über die tatsächliche Tendenz zu treffen. Denn Stippler – beim DMV-250-Meilen-Rennen für Phoenix Racing im Einsatz – unterbot den letztjährigen Rundenrekord von Uwe Alzen um ungefähr dreieinhalb Sekunden.

Ein kombiniertes Klassement der Bestzeiten, welche die Fahrer in den zehn VLN-Qualifikation erzielt haben, illustriert jedoch: Im Vergleich zum Vorjahr hat die gesamte SP9-Spitzengruppe des Tempo auf dem Traditionskurs in der Eifel eminent erhöht. Um unter die besten Zwanzig zu gelangen, muss man unter acht Minuten und neun Sekunden fahren. In der vergangenen Saison genügte eine Umrundung binnen acht Minuten und fünfzehn Sekunden.

Folglich beträgt die Differenz sechs Sekunden. Auch im Mittel ergibt sich eine solche Tendenz. Im Durchschnitt umrundete die Spitzengruppe die Nürburgring-Nordschleife in ihrem raschesten Umlauf vier Sekunden schneller. Diese Statistik fördert zutage: Der Durchbruch dieser Schallmauer der Grünen Hölle war nicht allein das Resultat von Einzelleistungen der Fahrer, Rennställe oder Hersteller, sondern kennzeichnet eine generelle Entwicklung.

Ausbalanciertes Kräfteverhältnis zwischen den Herstellern?

Verlangt diese Erkenntnis angesichts der Sicherheitsdebatte – Rotabbrüche, gefährliche Unfälle, Scherereien auf der Piste und ein Register für Gelbsünder – also Konsequenzen? Und welche? Ein Verbot von GT3-Sportwagen? Auf der anderen Seite: Steigert eine Verbesserung der Rundenzeiten um wenige Sekunden das Gefahrenpotenzial eklatant? Schließlich sind Geschwindigkeitsunterschiede bei einem Mehr-Klassen-System per se gefährlich. Die Verantwortlichen müssen daher, sofern sie gedenken, mögliche Gefahren einzudämmen, ebenso andere Gründe erörtern.

Darüber hinaus gibt eine solche Gesamtwertung gleichermaßen Auskunft über das Kräfteverhältnis zwischen den verschiedenen Fahrzeugkonzepten – Schlagwort „Balance of Performance“. Obwohl sich Audi und BMW bis dato in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit manövrierten, beansprucht eine andere Marke mehr Repräsentanten auf den vorderen Rängen: Mercedes-Benz. Drei AMG-Delegationen klassierten sich unter den besten Sechs.

Auf der Bestenliste der flottesten Zwanzig sind Mercedes-Benz und Porsche jedoch gleichauf – darunter auch die Mannschaft von WTM Racing mit dem GTE-Modell 911 GT3 RSR, die zugleich im Weissacher Lager obenauf war. Allerdings gelang der Truppe um Georg Weiss nur ein Umlauf innerhalb von 8:03,535 Minuten. Die anderen beiden deutschen Hersteller Audi und BMW sind wiederum mit jeweils drei Abordnungen vertreten.

Nichtsdestoweniger befinden sich fast sämtliche Konstrukteure, die sich am Fuße der Nürburg in irgendeiner Form engagieren, unter den ersten Zwanzig. Neben Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche erzielten auch Bentley, Ford, McLaren und Nissan Rundenzeiten auf einem ähnlichen Niveau. Jedoch trennen Klassenprimus Phoenix Racing und Schlusslist Dörr Motorsport elf Sekunden. Einzig Aston Martin und Ferrari fehlen auf der Liste. Dennoch bestätigt die Wertung ein weitgehend ausbalanciertes Kräftegleichgewicht.

Kombiniertes Klassement der Qualifikationsbestzeiten

 Pos.
 Nr.
 Rennstall
 Fahrzeug
 Rundenzeit
 Abstand
 1.  5  Phoenix Racing  Audi R8 LMS ultra  7:57,474 min  
 2.  777  Jürgen Alzen Motorsport  Ford GT  7:59,284 min  +1,810 s
 3.  6  Rowe Racing  Mercedes-Benz SLS AMG GT3  7:59,797 min  +2,323 s
 4.  20  Schubert Motorsport  BMW Z4 GT3  8:00,973 min  +3,499 s
 5.  7  Rowe Racing  Mercedes-Benz SLS AMG GT3  8:01,441 min  +3,967 s
 6.  3  Black Falcon  Mercedes-Benz SLS AMG GT3  8:02,098 min  +4,624 s
 7.  22  Audi Race Experience  Audi R8 LMS ultra  8:02,327 min  +4,853 s
 8.  2  Uwe Alzen Automotive  BMW Z4 GT3  8:03,392 min  +5,918 s
 9.  154  WTM Racing  Porsche 911 GT3 RSR  8:03,535 min  +6,061 s
 10.  30  Frikadelli Racing  Porsche 997 GT3 R  8:04,918 min  +7,444 s
 11.  9  Black Falcon  Mercedes-Benz SLS AMG GT3  8:05,225 min  +7,751 s
 12.  16  C. Abt Racing  Audi R8 LMS ultra  8:06,776 min  +9,302 s
 13.  23  Team RJN  Nissan GT-R Nismo GT3  8:07,059 min  +9,585 s
 14.  11  Audi Race Experience  Audi R8 LMS ultra  8:07,314 min  +9,840 s
 15.  19  Schubert Motorsport  BMW Z4 GT3  8:07,467 min  +9,993 s
 16.  8  Haribo Racing  Porsche 997 GT3 R  8:07,644 min  +10,170 s
 17.  28  Bentley Motorsport  Bentley Continental GT3  8:08,126 min  +10,652 s
 18.  27  Dörr Motorsport  McLaren MP4-12C  8:08,154 min  +10,680 s
 19.  4  Falken Motorsports  Porsche 997 GT3 R  8:08,333 min  +10,859 s
 20.  40  Dörr Motorsport  McLaren MP4-12C  8:08,538 min  +11,064 s