Jürgen Alzen: „Wer hätte auch nur einen Cent gewettet?“

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Nach einer phasenweise verkorksten Saison betrieb Jürgen Alzen Motorsport beim VLN-Finale letztlich Wiedergutmachung. Gemeinsam mit Dominik Schwager errang der Teamchef den ersten Laufsieg mit dem Ford GT. „Das ist für mich wie Weihnachten“, jubelte der Kirchener nach diesem Durchbruch.

Obwohl die zurückliegende Saison für die Truppe um Jürgen Alzen streckenweise unter einem Unstern stand, betrieb das Gespann beim Finale der VLN-Langstreckenmeisterschaft schlussendlich Wiedergutmachung. Der Teamchef höchstpersönlich erstritt beim Münsterlandpokal an der Seite von Stammfahrer Dominik Schwager den ersten Sieg mit dem Ford GT – der erste Erfolg mit einem eigens aufgebauten Einsatzfahrzeug seit sieben Jahren.

Angesichts des Triumphes herrschte geradezu grenzenlose Freude. „Was für ein Rennen, was für eine Dramatik – was für ein Sieg. Das ist für mich wie Weihnachten“, jauchzte Alzen nach dem Finallauf auf der Nürburgring-Nordschleife. „Wer hätte auf diesen Rennausgang auch nur einen Cent gewettet?“ In der Tat: Schließlich begann die Veranstaltung am letzten Oktoberwochenende für Jürgen Alzen Motorsport keineswegs verheißungsvoll.

Denn bereits in der Qualifikation verunfallte Alzen mit dem Ford GT, als der Kopf des Ensembles auf einer Ölspur in der Passage Schwalbenschwanz ins Schlingern geriet. Der nachfolgende Einschlag beschädigte den US-amerikanischen Sportwagen massiv. „Nach diesem Abflug hätte ich mich am liebsten selbst mit Benzin übergossen und angezündet“, äußerte sich Alzen im Rückblick zynisch zu diesem Intermezzo.

Alzen: „Die Mechaniker hatte ganze Arbeit geleistet“

Dennoch lobt Alzen in diesem Zusammenhang die beispielhafte Arbeit der Sportwarte. „Da ich grundsätzlich auch mit Kritik nicht unbedingt sparsam umgehe, so muss ich an dieser Stelle doch auch mal ein ganz großes Lob an die Fahrer der DMSB-Streckensicherung loswerden“, bekräftigt Alzen. „Nach meinem Einschlag im Training haben diese mit ihrem Streckensicherungsfahrzeug meinen GT ohne weitere Beschädigungen aus der Planke gezogen und in einer Rettungstasche im Bereich Döttinger Höhe in Sicherheit eingeparkt.“ 

Jedoch gelang es den Mechanikern anschließend nicht, den Ford GT rechtzeitig bis zum Start des Münsterlandpokals zu reparieren. Die Konsequenz: Start aus der Boxenstraße. Allerdings profitierte Jürgen Alzen Motorsport vom ungemütlichen Wetter in der Vulkaneifel. Bedingt durch aufziehende Nebelschwaden, unterbrach die Rennleitung den vierstündigen Wettbewerb schon nach zwei Umrundungen des Traditionskurses im Schatten der Nürburg. 

Sodann fassten die VLN-Verantwortlichen den Entschluss, nach der Zwangspause entsprechend der Reihenfolge der Startaufstellung neu zu starten. Für Jürgen Alzen Motorsport bedeutete dies Rang zwanzig. „Ab jetzt waren wir wieder voll bei der Musik“, rapportiert Alzen. „Auf dem Weg zur Startaufstellung machte ich einige harte Brems- und Fahrwerkstests um sicherzustellen, dass alle Schäden behoben sind. Die Mechaniker hatte ganze Arbeit geleistet, das Auto fuhr wieder perfekt geradeaus und bremste tadellos.“

Versöhnlicher Abschluss nach verkorkster Saison

Nach der Wiederaufnahme des Wettstreits war Alzen daher im Begriff, sich im Klassement emporzuarbeiten. Nach einem Umlauf rangierte der Ford-Fahrer unter den besten Zehn, manövrierte sich bis zum ersten planmäßigen Tankstopp auf den zweiten Platz. Fortan war der Ford-GT-Vormarsch nicht mehr aufzuhalten. Kollege Schwager erobert alsbald die Führungsposition und verteidigte diese bis zum Zieleinlauf. 

Damit beendete Jürgen Alzen Motorsport ein phasenweise verkorkstes Jahr geradezu triumphant. „Auch wenn ich damit zum Teil alleine auf weiter Flur war, ich habe immer daran geglaubt, dass es irgendwann wieder klappen wird“, betont Alzen. „Dieser Erfolg ist nicht nur für mich, sondern für das gesamte Team ein großer Erfolg und ich bin sicher, dass mit uns auch im kommenden Jahr zu rechnen sein wird.“ 

Schon beim VLN-Eröffnungsrennen erwischte Jürgen Alzen Motorsport buchstäblich einen Fehlstart: das vorzeitige Aus nach dem Zeittraining infolge eines Unfalls. Trotz Startplatz vier fiel die Ford-GT-Truppe bei der zweiten Begegnung schließlich einem Reifenschaden anheim. Technische Gebrechen bereiteten auch ein frühzeitiges Ende beim ADAC-ACAS-Cup. Dasselbe Schicksal widerfuhr der Mannschaft anschließend bei der Adenauer Rundstrecken-Trophy. 

Alzen: „Dieser Erfolg ist und wird kein Einzellfall bleiben“ 

Eine weitere Hiobsbotschaft erreichte Jürgen Alzen Motorsport bereits im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring. Da der Rennstall die Nennfrist nicht eingehalten hatte, berücksichtigte der ADAC dessen Meldung nicht. Ein Lichtblick schließlich beim Reinoldus-Langstreckenrennen: Poleposition für das Doppel Alzen und Schwager. Eine abermalige Reifenpanne vereitelte jedoch einen Erfolg.

Auch beim Grenzlandrennen haderte Jürgen Alzen Motorsport weiterhin mit den Pneus. Aufgrund zweier Reifenplatzer verzichtete die Equipe auf einen Start. Obendrein sagten Alzen und Gefolge auch die Teilnahme am sechsstündigen Ruhrpokal ab. Das DMV-250-Meilen-Rennen endete für Jürgen Alzen Motorsport letztlich mit einem Motorschaden, ehe sich das Team bei der Endrunde in der Grünen Hölle abschließend mit dem Tagessieg rehabilitierte. 

Dementsprechend zeigte sich Alzen nach dem Durchbruch am vergangenen Samstag sichtlich erleichtert. „Dieser Sieg bedeutet mir unendlich viel“, meint der Kirchener, der nun die ewige Bestenliste mit den meisten VLN-Gesamtsiegen alleinig anführt. „Ich möchte behaupten, dass dies einer der größten und auch wichtigsten Siege überhaupt in meiner Karriere ist. Diesen Sieg möchte ich allen widmen, die an uns geglaubt und mit uns gearbeitet und gekämpft haben.“ 

Überdies erwähnt Alzen auch diejenigen, welche dem Projekt skeptisch gegenüberstanden. „Nicht zuletzt möchte ich aber auch meinen Kritikern danken, die mich gefordert haben und mir die Motivation verliehen haben, ihnen das Gegenteil zu beweisen.“ Und ergänzt zu guter Letzt: „Und noch was: Dieser Erfolg ist und wird kein Einzellfall bleiben. Soweit ist jetzt alles ganz gut aussortiert. Also was soll weiteren Gesamtsiegen im Wege stehen?“