Fuji: Nimmt Toyota beim Heimspiel Revanche?

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Revanchiert sich Toyota beim WM-Heimrennen am Fuji für das Fiasko in Austin? Die TMG-Delegation strebt in Oyama nach dem vertändelten Erfolg Wiedergutmachung an. Kontrahent Audi trachtet hingegen nach dem ersten Laufsieg in Fernost, wohingegen Porsche keine konkrete Zielsetzung formuliert.

Ein taktisches Fauxpas am Kommandostand bereitete der Toyota-Dominanz in Austin frühzeitig ein Ende. Damit vertändelte die TMG-Delegation nicht bloß den Sieg beim Sechs-Stunden-Rennen auf dem Circuit of The Americas, sondern büßte auch die Tabellenführung in der Herstellerwertung der Langstrecken-WM ein. Allerdings eröffnet bereits an diesem Wochenende das Gastspiel am Fuße des Vulkans Fuji die Möglichkeit zur Rehabilitation.

Folglich sinnt die Toyota-Werksmannschaft beim Heimspiel in Oyama auf Revanche. „Wir reisen in diesem Jahr nicht nur mit der Zielsetzung an, unsere Siegesserie dort fortzusetzen, sondern wollen den Fans auch eine fantastische Schau bieten“, garantiert Teamchef Yoshiaki Kinoshita. „Wir sind nach der Enttäuschung in Austin absolut motiviert, entsprechend zu reagieren. Und Fuji ist der perfekte Ort, um dies zu tun.“

Auf Fahrerseite hat Toyota vor dem Auftritt im Land der aufgehenden Sonne ferner eine personelle Änderung durchgeführt. Lokalmatador Kazuki Nakajima greift wieder ins Lenkrad, nachdem ihn Reservefahrer Mike Conway wegen anderer Verpflichtungen zuletzt in Texas vertrat. Kollege Alexander Wurz bezeichnet den Japaner gar als „Geheimwaffe“ für das Heimrennen am heiligen Berg. Gemeinsam mit Stéphane Sarrazin formieren sie die Besatzung mit der Bezifferung sieben.

Nicolas Lapierre fehlt beim Heimrennen in Oyama

Stallgefährte Nicolas Lapierre hat seine Teilnahme am fünften WM-Lauf auf dem Fuji International Speedway dagegen aus „persönlichen Gründen“ abgesagt. Damit verliert der Toyota-Werksfahrer zugleich seine Chancen auf die Titulatur des Sportwagen-Weltmeisters. Gegenwärtig führt der Franzose mit Anthony Davidson und Sébastien Buemi das Fahrerklassement, die den Einsatz am Fuji nun allein stemmen müssen. 

Nach den Erfolgen in Le Mans und Austin ist Branchenprimus Audi wiederum gewillt, den aufbegehrenden Rivalen aus Fernost die Spitzenposition zu entwinden. Im Wettstreit der Konstrukteure hat die sieggewohnte Abordnung aus Ingolstadt bereits den ersten Platz erobert. Audi rangiert in der Punktewertung mit 28 Zählern Vorsprung auf Toyota an erster Stelle. Im Titelkampf der Piloten müssen sich Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Tréluyer noch mit elf Punkten Rückstand hintenanstellen.

Deshalb trachtet Audi in Fernost nach dem dritten Triumph en suite. Zumal das Gastspiel am Fuji den einzigen Schauplatz im Kalender der Langstrecken-WM darstellt, an dem das Ensemble von Joest Racing bislang noch keine Siegertrophäe errungen hat. „Und nur zu gerne möchten wir endlich auch in Japan gewinnen“, äußert sich Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich zum fehlenden Pokal in der Vitrine.

Erring Audi seinen ersten Erfolg am Fuji?

Gelingt Audi an diesem Wochenende schließlich dieser Erfolg? „In Japan haben wir noch etwas wettzumachen“, erinnert Chris Reinke an das Desaster in der letzten Saison, als das Teilnehmerfeld ob monsunartiger Regenschauer ausschließlich hinter dem Sicherheitsfahrzeug herfuhr. Dennoch verspielte Audi trotz Poleposition den Laufsieg, da die Truppe einen Boxenstopp einlegte. „Im Vorjahr gab es zwar ein formales Rennergebnis, aber faktisch kein Rennen. Denn die Piloten konnten nur hinter dem Safety-Car fahren.“ 

Derweil bleibt Porsche weiterhin nur die drittstärkste Kraft im Konzert der Hersteller. In Stuttgart-Zuffenhausen warten die Beteiligten trotz einiger Akzente und Ausrufezeichen auf den ersten Coup gegen Audi und Toyota. Zwar manövrierte sich das Werksgespann in Austin nach der Rotunterbrechung vorübergehend in Front, war allerdings nicht in der Lage, sich gegenüber der Toyota-Übermacht zu behaupten.

Dennoch freue sich Porsche auf „die Herausforderung“ am Fuji. „Zuletzt in Austin waren wir im Qualifying mit den Plätzen zwei und drei sehr stark und dank der richtigen Reifenwahl haben wir das Rennen nach dem Neustart über 43 Runden angeführt“, resümiert LMP1-Leiter Fritz Enzinger den Teilerfolg in der texanischen Hauptstadt. „Dennoch konnten wir diese Situation nicht optimal ausnutzen.“

Neel Jani: „Tolle Aussicht auf den Vulkan

Der Grad der Erfahrung innerhalb des Porsche-Fahrerkaders unterscheidet sich derzeit noch enorm – manche sind bereits zahlreiche Rennen am Fuji gefahren, andere war noch gar nicht vor Ort. Neel Jani kennt die Piste hingegen noch aus seiner Zeit bei Rebellion Racing. „Fuji ist ein moderner Kurs mit großen Auslaufzonen und einer tollen Aussicht auf den Vulkan“, charakterisiert der Schweizer die Auffälligkeiten in Oyama.

Ein ergiebiges Mittel, um am Fuji zu reüssieren, sei ein ausgeklügelte Aerodynamik. „Die lange Gerade ist prägnant. Dann geht es flüssig weiter, und für die engen Kurven am Ende der Runde braucht man Abtrieb“, beschreibt Jani den Spagat, welcher den Porsche-Technikern bei den Fahrzeugeinstellungen glücken muss. „Ich hoffe, uns gelingt ein guter Aerodynamik-Kompromiss, dann sollten wir konkurrenzfähig sein.“

Eine unangenehme Anekdote aus seiner Formel-1-Laufbahn weiß indessen Mark Webber zu berichten. „Bei einem Rennen hatte ich eine Lebensmittelvergiftung“, entsinnt sich der Australier an einen Einsatz auf dem Fuji International Speedway. „Das ist wirklich nicht die schönste Erinnerung, aber ansonsten habe ich die Strecke und den wunderbaren Mount Fuji im Hintergrund sehr genossen.“