Nürburgring: RWT Racing gewinnt nach Tatsachenentscheidung

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Die Rennleitung des ADAC GT Masters sorgt unfreiwillig für viel Zündstoff. Sie wertete im Samstagsrennen einen vorzeitigen Zieleinlauf, gab dies aber erst kurz vor Ende der anschließenden Runde bekannt. Vorläufiger Sieger ist damit RWT Racing.

Das Rennen des ADAC GT Masters hätte als ereignisarm in die Geschichtsbücher eingehen können und danach schnell vergessen werden. David Jahn und Sven Barth führten mit ihrer RWT-Corvette das Rennen souverän in die Schlussphase und kontrollierten ihre drei Sekunden Vorsprung auf den Zakspeed-Mercedes. Dahinter hatten sich die Positionen gefestigt, auch die direkt hintereinander fahrenden Titelkonkurrenten von Schütz Motorsport und Abt Racing hatten einen Nichtangriffspakt geschlossen.

Doch, der Konjunktiv wurde nicht umsonst benutzt. Nach dem Zieldurchlauf wurde es noch einmal spannend auf der Strecke – genau, nach dem Zieleinlauf, der nicht so eindeutig einer war. Sven Barth überquerte die Zeitmessung nach 59 Minuten und 59,916 Sekunden und somit zu früh, denn das Reglement veranschlagt eine Stunde. Zuvor ging die aber Rennleitung davon aus, dass dies schon die letzte Runde war.

Anschließend verstärkte sie das Chaos weiter mit widersprüchlichen Angaben. Auf den Zeitenmonitoren wurde das Rennen als beendet angezeigt, doch eben um 0,084 Sekunden zu früh. Eine Zielflagge wurde für den angeblichen Zieleinlauf allerdings nicht geschwenkt, und an dieser Stelle beginnen die Diskussionen.

Das Ende, das keines war – oder doch?

Der führende Barth, der vom Rennende ausging, nahm bereits etwas Tempo heraus. Seine Verfolger jedoch sahen keine Flagge und holten im Renntempo auf ihn auf. Zwar schaffte es Barth seine Corvette schnell noch einmal auf Touren zu bringen, doch nach der Mercedes-Arena musste er sich dem Flügeltürer aus dem Hause Zakspeed nach einem rustikalen Zweikampf geschlagen geben. Daraufhin fiel beim US-Renner der dritte Gang aus, und der Rest des Feldes zog an ihm vorbei.

In der Zwischenzeit verkündete die Rennleitung aber, dass der Lauf bereits beendet sei. Somit wurden Barth und Jahn als Sieger gewertet, Luca Ludwig und Alon Day wurden dagegen nur Zweite. Robert Renauer und Norbert Siedler stehen nach offiziellem Stand auf der dritten Position. Die beiden Titelaspiranten Jaap van Lagen im Porsche sowie René Rast und Kelvin van der Linde aus dem Audi-Lager wurden Fünfte und Sechste. Damit ist van Lagen wieder Tabellenführer mit drei Zählern Vorsprung.

Doch dies ist noch nicht in Stein gemeißelt. Dort, wo die Entscheidung auf der Strecke nicht eindeutig war, beginnt die Politik am Grünen Tisch. Bei Zakspeed ist man mit dem Ausgang gar nicht einverstanden, da das Rennen erst mit der schwarz-weiß-karierten Flagge beendet sei. Der Protest ist also nur noch eine Formalität.

Damit steht die Rennleitung vor einem Dilemma. Der einzige gewertete Zieleinlauf ist der vorzeitige, der aktuell als Rennergebnis betrachtet wird. In der anschließenden Runde ergaben sich noch einmal deutliche Veränderungen in der Rangfolge inklusive Führungswechsel. Diese lassen sich aber nicht mit einer weiteren Zieldurchfahrt dokumentieren. Eine Entscheidungsfindung wird so extrem erschwert.