Die Erfolgsserie von SportsCar-Info-Kolumnisten Moritz Kranz endete beim Sechs-Stunden-Rennen. Bereits nach fünf Kurven wurde Stallgefährte Marko Stipp in einen Unfall verwickelt, worauf die Porsche-Truppe den Ruhrpokal nicht fortsetzen konnte. Obendrein sind die beiden Streichresultate bereits verbraucht.
Hallo allerseits,
der Saisonhöhepunkt mit dem Sechs-Stunden-Rennen ist vorbei und was bleibt, ist eigentlich nur eins: Ernüchterung.
Dabei hat das Rennwochenende richtig gut begonnen. Freitags durfte ich die Taxifahrten für das Team übernehmen und bin mit unseren Gästen acht Runden im V6 Cayman gefahren. Alle Gäste waren wirklich begeistert davon, was mit einem Rennfahrzeug so alles machbar ist, vor allem die Bremspunkte sorgten für die größten Aha-Erlebnisse.
Übergeben musste sich übrigens kein Gast – das hat man ja auch schon anders erlebt.
Für Samstag sah es auch gut aus: Der SP6-Cayman war motorseitig noch einmal im Trainingslager, und wir waren mit einer guten Fahrerbesetzung wirklich top aufgestellt: Andy, Marco und Thomas teilten sich das Cockpit mit mir – schnelle und erfahrene Piloten. Was kann da schief gehen? Doch die Qualifikation sollte schon ein kleiner Wink dessen sein, was der Rennsamstag für uns bereithielt.
Marko (Stipp) sollte den ersten Stint in der Qualifikation fahren. Marko fuhr raus, wir restlichen Fahrer standen in der Box und quatschten locker miteinander, da die ersten zwei Stints nur zum Herumrollen gedacht waren wegen der noch feuchten Strecke. Ab dem dritten Stint, den ich fahren sollte, ging es dann um Zeiten für die Qualifikation. Noch während wir uns unterhielten kam Marco jedoch rein: Getriebeprobleme. Während die Mechaniker nach kurzer Diskussion mit Marco den Cayman wieder auf die Reise schickten machten wir Fahrer uns noch keine Gedanken.
Bisher war der Cayman immer top vorbereitet, kein Grund zur Sorge. Nach wenigen Minuten kam Marco jedoch wieder in die Box, der Porsche wurde in die Box geschoben und Marco stieg aus: „Quali beendet, Auto muss zurück in die Werkstatt.“ Somit war der erste Teil unseres Arbeitstages also beendet, bevor er richtig begonnen hatte. Wir gingen wieder ins Teamzelt und drehten Däumchen: Wird der Porsche rechtzeitig fertig? Um 10.50 Uhr war der Cayman wieder in der Box 22, das Getriebeproblem behoben. Wieder eine Topleistung von den Mechanikern.
Neue Gegener aus dem Porsche-Lager
Also ging es planmäßig in die Startaufstellung. Mit neuen Gegnern, wie dem 991 von Schmickler oder einem schwarzen Cayman, war auch eine weitere Unbekannte vorhanden. Also mal schnell durch die Startaufstellung und kontrolliert wie viel SP in den V-Fahrzeugen steckt. Das Wichtigste: Der Tank war Serie, sodass wir alleine auf die Renndistanz mindestens einen Stopp weniger als die unbekannte Konkurrenz machen mussten – den Speed der anderen Teams kennt man mittlerweile, sodass die Devise ausgegeben wurde: Den ersten Stint ruhig angehen und schauen wie das Rennen sich entwickelt. Zeit ist genug vorhanden.
Den Start haben wir dann in der Mercedes-Arena geschaut und dort wäre Marco schon fast in den gelben 458er-Ferrari geknallt, der umgedreht wurde und sich einmal alle Autos aus der Nähe anschauen durfte. Ich bin dann sofort ins Zelt und habe etwas zum Mittag gegessen, da ich zirka achtzig Minuten später im Auto sitzen sollte. Während ich mit dem Rücken zu den Bildschirmen im Zelt stehe, sagt Piet, einer unserer Mechaniker: „Ey Moritz, der Cayman hatte ’nen Unfall, war gerade im TV.“
Da ich nichts an der Situation ändern kann, habe ich mich erstmal weiter meiner persönlichen Rennvorbereitung gewidmet. Plötzlich kommt Marco, der eigentlich den Start fahren sollte, ins Zelt gestürmt und geht direkt in den Trailer. Was ist passiert? Nach Sichtung der Videoaufnahme wurde ein 997 Cup von einem BMW abgeschossen, kam quer über die Strecke und tauchte im Verkehr dann direkt vor Marco auf, welcher keine Chance hatte auszuweichen. Das Resultat: Front, Splitter sowie Kühler defekt und das Rennen nach fünf Kurven beendet.
Rückkehr im nächsten Jahr
That’s Racing. Aber wieso muss man in der Startphase eines Sechs-Stunden-Rennen so attackieren, dass es gleich in der ersten Minute zwei Unfälle mit mehreren Fahrzeugen gibt? Das hat mich dann schon ziemlich angepisst.
Das Schlimmste daran: Nach meinen zwei Streichern durch das Fehlen bei VLN 2 und VLN 4 habe ich den dritten Nuller kassiert. Bis dato war eine Topzehn-Platzierung in der Meisterschaft möglich. Der dritte Nuller schmeißt mich jedoch einfach zu weit zurück.
Da ich jetzt keine Chance mehr habe, unter den Topzehn mitzumischen werde ich zum achten VLN Lauf in Boxberg auf dem Prüf- und Testgelände sein und dort meiner Instruktoren- und Coachingtätigkeit nachgehen.
Macht es gut, ich meld‘ mich dann nach VLN 1 2015 wieder.
Moritz