Vierter Start, vierter Sieg: Moritz Kranz hat seine VLN-Erfolgsserie beim Grenzlandrennen fortgesetzt. Allerdings war dem SportsCar-Info-Kolumnisten und seinen Kollegen das Glück hold. Obwohl das Porsche-Trio wegen eines unerwarteten Fahrzeugwechsel mit einem kleineren Tank fuhr, wendete sich die Partie zu seinen Gunsten.
So,
wir haben jetzt Sonntagmorgen, und ich sitze im Garten und lasse den letzten Lauf noch einmal Revue passieren. Konnten wir bei den bisherigen Läufen teilweise schon relativ früh in den Schongang schalten, war das Rennen gestern jedoch ein Dauersprint.
Am Freitag ging es vom Büro direkt ins Fahrerlager – nur mal schnell die Seite gewechselt und vom Business Center rüber gelaufen. Dann Handshake mit den Jungs vom Mechanikerteam, Klamotten verstaut und ab zur Papierabnahme. Da dann die erste Überraschung: Die Papiere der Startnummer 204 waren nicht auffindbar. Leichte Irritation – sowohl bei mir als auch bei den Zuständigen in der Papierabnahme. Man vertröstet mich auf später und verspricht mir als Wiedergutmachung eine Fanta. Passt schon. 😉
Beim Team angekommen, wurde ich direkt zum Teamchef gerufen: „Hier deine Anmeldung für die Test- und Einstellfahrten – geh direkt hoch und melde dich an.“ Mein Gesichtsausdruck muss wohl leicht irritiert gewesen sein: „Der Cayman hat Getriebeprobleme, wir müssen mit dem (neu aufgebauten) V6 991 fahren“
Unerwarteter Fahrzeugwechsel
Alles klar, also schnell hoch angemeldet und umgezogen. In der Zwischenzeit wurde der 991 vom Team in die Box gebracht. Ich durfte dann als erster ins Auto steigen und konnte die ersten Erfahrungen mit einem 991er-Modell machen. Ein breiterer Grenzbereich ist wohl der größte Unterschied zum Cayman. Der Cayman ist eine kleine Zicke, entweder du hast Grip oder er geht direkt quer. Der 991 hingegen lässt viel mehr Raum für Fehler und aggressives fahren. Nicht umsonst sind die V6 991 so schnell wie wir in der SP6 mit Flügeln und so weiter.
In der Qualifikation durfte ich als Erster ran: Die erste fliegende Runde war leider durch Verkehr eher mittelmäßig, die zweite Runde hatte zwar auch noch Verkehr, aber sie brachte uns vorerst auf P1 in der Klasse. Im Verlauf der Qualifikation konnte die Konkurrenz nachlegen, doch die letzte Runde von Jörg (Viebahn) hat uns dann wieder auf P1 gebracht.
Den Start hat dann auch Jörg übernommen, der letztes Jahr schon in der V6 auf diesem Auto unterwegs war. Im Rennen zeigte sich dann unsere größte Schwäche an diesem Tag: Durch den kurzfristigen Wechsel auf den 991 war dieser noch mit dem Serientank ausgestattet: Nur sechzig statt neunzig Liter Tankvolumen. So lagen wir nach dem Start zwar in Führung, mussten aber alle fünf Runden zum Tanken an die Box. Daher machte sich die Konkurrenz dann langsam aber sicher aus dem Staub, musste sie doch zwei Stopps weniger einlegen.
Schrecksekunde im Hatzenbach
Nach neun Umläufen bin ich ins Auto und hatte dann einen Zehn-Runden-Stint vor mir, der sich durchaus als „Qualifikationsstint“ bezeichnen lässt. Von der ersten Runde an volle Attacke. Gebremst wurde diese Attacke jedoch durch eine Doppelgelb-Phase im Hatzenbach, bei der ich, ehrlich gesagt, schon mit dem Schlimmsten gerechnet hatte …
Der Reihe nach: Ich bin ins Auto gestiegen, dann ging es raus auf den Grand-Prix-Kurs und direkt Vollgas. Selbst mit kalten Reifen war der 991 gutmütig zu fahren. Dann vom GP-Kurs runter auf die Nordschleife und die ersten gelben Flaggen, anschließend Doppelgelb. Also mit sechzig Kilometer pro Stunde langsam herunter in den Hatzenbach gerollt – am Zwei-Kilometer-Schild vorbei. Und dann sah man dort die ersten tiefschwarzen Reifenspuren die in einem sehr fiesen Winkel auf die Leitplanke zeigten, eine Delle auf der obersten Leitplanke und Rauch hinter der Leitplanke im Wald.
Diverse Sicherungsfahrzeuge standen schon an der Unfallstelle und alle schauten über die Leitplanke den Hang hinunter. Da blieb mir dann erst einmal etwas der Atem stehen. Das sah einfach nur böse und richtig gefährlich aus. Aber ich musste mich aufs fahren konzentrieren, will ja nicht selber verunfallen, weil ich nicht voll bei der Sache bin. Also bei Grün wieder voll aufs Gas und ab dafür: „Wenn es wirklich schlimm ist, wird eh die rote Flagge rauskommen.“ Diese kam aber nicht: „Passt also.“
Verwirrung an der Box: 0,7 Liter nachgetankt
Im ersten meiner zwei Stints konnte ich das Tempo des Führenden durch wirklich ungünstigen Verkehr nicht mitgehen und habe mir immer einige Sekunden eingefangen. Nach dem Stopp konnte ich dann endlich wirklich attackieren und auch die Zeiten von Jörgs zweiten Stint fahren und auch die Zeiten des bis dahin Führenden. Im Verlauf der sechzehnten Runde ging Roman, der Fahrzeugführer, an den Funk und meinte: „Nicht mehr pushen, der Führende ist ausgefallen.“ Ein kurzes „Okay“ als Antwort reichte. Meine Gedanken in diesem Moment: „Das gibt es doch nicht. So viel Glück kann man nicht haben …“
Dann gab es noch eine heiße Situation in der Fuchsröhre. Beim Anbremsen von Aremberg war ich an einem Ford Focus dran und hab mich dann mit Lichthupe bemerkbar gemacht. Runter in die Fuchsröhre – nach dem leichten Geschlängel, wo ein Überholen sehr gefährlich ist – zog der Focus dann leicht nach links. Deshalb dachte ich, er wollte mich dann rechts auf der Ideallinie durchlassen. Als wir dann auf gleicher Höhe sind, sehe ich im Augenwinkel wie er wieder nach rechts rüberkommt. Ich musste dann weiter nach rechts und bin dann mit dem halben Auto auf der Wiese an ihm vorbei – bei 240 bis 250 Kilometer pro Stunde …
Marko (Stipp) fuhr schließlich den letzten Stint. Etwas hektisch wurde es dann am Ende als wir zwei Minuten und dreißig Sekunden vor Schluss kurz nachtanken mussten und dabei angefangen wurde abzuwinken. Aus Angst vor einer roten Ampel am Ende der Boxengasse haben wir dann ganze 0,7 Liter nachgetankt und sind sofort wieder raus. Da Marco natürlich nicht genug Benzin für die letzte Runde dabei hatte, musste er diese Runde im Schongang fahren um ins Ziel zu kommen. Am Ende hat es gereicht. Der nächste Sieg war fix.
Weiter geht’s mit dem Sechs-Stunden-Rennen am 23. August. Macht’s gut! Bis dann!
Liebe Grüße
(Moritz Kranz)