Kolumne: Typisches Eifelwetter und technische Probleme

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Nach einer gesundheitsbedingten Pause hat unser Kolumnist seinen nächsten VLN-Einsatz absolviert. Beim Reinoldus-Langstreckenrennen gelang Moritz Kranz zudem der dritte Klassensieg in Folge. Seinen Fehler unter Doppelgelb in der Qualifikation räumt er ein, kritisiert aber manche Reaktionen auf die Vorkommnisse.

Ja, wo war er denn? Keine Kolumne nach dem vierten Lauf?

Manchmal macht einem das Schicksal einen Strich durch die Rechnung – eine Woche vor dem vierten Lauf fing der Blinddarm an herumzuzicken. Eine OP war die leidige Folge. So war ich natürlich nicht in der Lage, mich ins Auto zu setzen.

Da das 24-Stunden-Rennen budgetbedingt überhaupt nicht in Frage kam, war VLN 5 der nächste Einsatz im SP6-Porsche. Die letzte Woche konnte ich jedoch schon viel Zeit auf der Strecke verbringen: Coachings, Taxifahrten sowie Fahrzeugtests für Ford China und ein chinesisches Automagazin – unter anderem mit den neuen M3 und M4 von BMW – sorgten dafür, dass das Popo-Meter wieder ans Arbeiten kam und die Voraussetzungen für einen guten fünften Lauf waren gelegt.

Während bis Donnerstag noch sehr schönes Wetter am Ring herrschte, so wartete am Rennsamstag typisches Eifelwetter auf uns Fahrer.

In der Qualifikation herrschte in meiner ersten fliegenden Runde sehr viel Verkehr und in der zweiten gab es eine Doppelgelbphase, sodass meine Zeiten eher unter dem Aspekt „schön, nochmal auf der Strecke gewesen zu sein“ abzuhaken waren.

Unangemessene Kritik in den sozialen Netzwerken

Jetzt kommen wir aber zum großen Diskussionspunkt: Über fünfzig Fahrer mit einem Vergehen unter Doppelgelb. Nun, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich auch zu diesen Fahrern gehöre. Ich habe vor der Unfallstelle sehr langsam gemacht wegen vielen Trümmern auf der Strecke und beim anschließenden Beschleunigen auf sechzig Kilometer pro Stunde habe ich einfach gepennt und bin zu schnell gewesen beziehungsweise habe zu viel beschleunigt. Geht voll auf meine Kappe, die anschließende Bestrafung geht auch vollkommen okay.

Was mich etwas stört ist dann die allgemeine Beschimpfung der Fahrer. Zum Beispiel in den sozialen Medien. Da ist von Rennsperren und Ähnlichem die Rede, ohne das diese Personen wirklich wissen, was da draußen abgeht. Ähnlich auch beim 24-Stunden-Rennen mit dem Unfall im Kesselchen – erst einmal die GT3 runtermachen. Bei der Situation am Flugplatz war es beispielsweise so, dass die gelbe Flagge vor der Quiddelbacher Brücke gezeigt wurde.

Zuerst sah man als Fahrer jedoch den zweiten Posten mit Doppelgelb auf der Kuppe zum Flugplatz. Der erste Posten am Ende der Brücke auf der rechten Seite kam erst danach sehr spät ins Blickfeld. Da wäre ich schon fast in die Falle getappt, konnte jedoch noch entsprechend abbremsen. Klar, die bestraften Fahrer haben einen Fehler gemacht, aber manchmal machen es die Umstände auch sehr schwer (ich selber war einfach zu blöd …).

Problem: Keine Vorwarnung, plötzlich Doppelgelb

Weiteres Beispiel: Rennen, Kesselchen, fünfter Gang gerade eingelegt, Tempo zirka 210 Kilometer pro Stunde. Gerade im dritten Linksknick noch jemanden innen überholt, über die Kuppe auf die letzte Links zu und aus dem nichts Doppelgelb. Vorwarnung gab es keine. Also innerhalb von 150 Metern von über 210 auf sechzig Kilometer pro Stunde herunterbremsen und direkt hinter mir fuhr ja das gerade überholte Fahrzeug.

In diesem Fall hat sich wirklich nur ein paar Sekunden vorher ein Fahrzeug im letzten Linksknick zerlegt und Doppelgelb war schneller draußen als Einzelgelb, um Doppelgelb einzuleiten. Hier hätte man auch schnell zu schnell in den Doppelgelb-Bereich sein können, die üblichen Beschimpfungen wären dann die Folge gewesen. Aber wie es wirklich war, interessiert dann nicht mehr.

So, jetzt zu etwas Erfreulicherem, dem Rennverlauf: Wir mussten also Platz sechst statt Platz zwei ins Rennen starten. Andy (Patzelt) fuhr den Start und konnte in der ersten Runde schon auf Position eins vorfahren. Jedoch bekam er technische Probleme, welche uns das ganze Rennen begleiten sollten: Bei starken Erschütterungen wie zum Beispiel bei Bodenwellen oder dem Karussell sorgte ein Elektronikdefekt dafür, dass der Motor in das Notprogramm schaltete. Wir mussten jedes Mal die Zündung ausschalten und den Motor wieder neu starten. So war der Motor bis zur nächsten starken Erschütterung wieder voll Leistungsfähig.

Dritter SP6-Klassensieg in Folge

Im weiteren Verlauf des Rennens entwickelte sich ein spannender Kampf um die erste Position in der SP6. Ich übernahm das Auto dann auf Position zwei. Die ersten beiden Runden war ich mit zwei weiteren Porsche aus der V6-Klasse im Trio unterwegs, als kurz vor der Mutkurve bei 235 Kilometer pro Stunde der Motor das erste Mal bei mir ins Notprogramm sprang – die beiden Porsche hinter mir kamen wohl noch gerade so vorbei, und ich musste erst einmal den Motor neu starten. Und dann ging es weiter.

Neben diesem Problem folgte fortan einmal pro Runde ein Aussetzer und das Notprogramm, fing es auch wieder stärker an zu Regnen. Auf dem GP-Kurs war es richtig nass. Das Auto ging ständig quer beim Beschleunigen, rutschte beim Anbremsen und Einlenken in die Kurve, und es war wirklich Fingerspitzengefühl gefragt. So konnte ich sogar das ein oder andere Fahrzeug aus der Cup 2 und SP7 hinter mir lassen.

Dieser Teil des Rennens hat mir am meisten Spaß bereitet – man war als Fahrer richtig gefragt, die Strecke zu lesen, das Auto zu fühlen und sich durch den Verkehr zu wühlen. Über Funk stand ich ständig in Kontakt mit der Box, und wir besprachen die Reifentaktik. Ich sprach mich dafür aus weiterhin auf Slicks zu fahren, da man trotz der nassen Straße noch halbwegs flott fahren konnte. Regen und die technischen Probleme machten meine Stint also wirklich unterhaltsam.

Ich übergab das Auto nach sechs Runden auf P1 an Marko (Stipp), welcher trotz zunehmender technischer Probleme den Sieg nach Hause fuhr.

Also drei Starts und drei Siege – was will man mehr? So, ich verabschiede mich und hoffe, dass ich nach dem sechsten VLN-Lauf eine weitere Kolumne schreiben kann. 😉

Liebe Grüße

Moritz