Nürburgring: Demonstrationen gegen den Verkauf halten an

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Kürzlich veranstaltete die Initiative „Wir sind Nürburgring“ einen Autokorso von Neuwied nach Mendig. Anschließend stellte sich die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer am vergangenen Freitag einer Abordnung der Initiative. Aktuell ist bereits ein neuer Autokorso geplant, welcher von Mainz gen Nürburgring führen soll.

Die Demonstranten rund um die Initiative „Wir sind Nürburgring“ kämpfen weiter gegen den drohenden Verkauf des Eifelkurses. Just am vorletzten Wochenende im Januar beteiligten sich rund 750 Fahrzeuge an einem Autokorso von Neuwied nach Mendig.

Ließ sich die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, in Neuwied bei den Demonstranten nicht blicken, so nahm sie sich in Mendig dennoch einige Minuten Zeit und betrat die Bühne. Zuvor pilgerten rund eintausend Personen von Neuwied nach Mendig, um beim Auftritt von Dreyer hautnah dabei zu sein.

Delegation im Gespräch mit Malu Dreyer

„Wir würden gerne Ihre Meinung hören, wenn wir sagen: Lasst den Nürburgring in öffentlicher Hand“, so einer der Mitglieder von „Wir sind Nürburgring“. Laut der Ministerpräsidentin verstoßt diese Forderung gegen das EU-Recht und sei in dieser Form nicht durchführbar. Zudem, so Dreyer, seien der Politik nahezu die Hände gebunden. So gibt es aufgrund des Beihilfe- und Insolvenzverfahrens Einschränkungen für die Landesregierung. „Dass Sie Sorgen haben, ist mir doch vollkommen klar“, erläutert Dreyer und ergänzt, dass sie sich für einen soliden Investor stark machen möchte.

So waren es Sabine Schmitz, Christian Menzel und Ossi Kragl, welche ein paar Tage nach der Demonstration zu einem Treffen mit der Ministerpräsidentin nach Mainz gereist waren. Das Fazit von Menzel lautet wie folgt: „Es war ein ernsthaftes, sehr gutes und konstruktives Gespräch in sachlich-fairer Atmosphäre.“

Nur noch zwei Bieter in Verkaufsprozess involviert?

In einer Pressemitteilung seitens der Initiative geht jedoch erneut hervor, dass der Verkauf mit dem EU-Recht aneinander stößt. „Das Erschütternde aber ist, unser Nürburgring – und damit auch die Region – werden verkauft, obwohl es seitens Brüssel und der EU final noch nicht entschieden ist, dass es sich bei der Finanzierung des Freizeitparks um illegale Beihilfen handelt“, so Menzel. Auch Sabine Schmitz verdeutlichte nochmals die Folgen für die Menschen in der Region der Traditionsrennstrecke: „Die Identifikation der Region wird schwinden, wenn der Nürburgring in private Hände über geht. Das wird unkalkulierbare Risiken mit sich bringen.“

Jedoch blieb das Treffen mit Dreyer nicht gänzlich ohne Erfolg: Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz versicherte der Abordnung, dass sie mit „Wir sind Nürburgring“ den Dialog sucht, sollte das aktuelle Bieterverfahren erfolglos bleiben. Außerdem wurden laut Menzel Ansätze geschaffen, um mit der Landesregierung über Alternativen zu diskutieren.

Aktuell tickt die Uhr unaufhaltsam gen Verkauf des Nürburgrings. Bereits bis zum 1. Februar sollen die finalen Angebote der Bieter auf dem Tisch der Insolvenzverwalter liegen. Das könnte dazu führen, dass bereits am Ende des Monats ein möglicher Kaufvertrag zur Unterschrift bereit liegt.

Gegenwärtig, laut Informationen der „Rhein-Zeitung“, sind nur noch vier ernsthafte Bieter im Rennen um den Nürburgring. Das Düsseldorfer Unternehmen Capricorn sowie die Investmentgesellschaft H.I.G. bekundeten zuletzt ernsthaftes Interesse an der Rennstrecke. Dazu mischen derzeit noch zwei Bieter mit, die sich temporär jedoch noch nicht der Öffentlichkeit präsentiert haben.

Bei Capricorn erschienen in der Vergangenheit auch konkrete Details zu einem möglichen Kauf. So wurde bekannt, dass neben Capricorn-Chef Robertino Wild eine Minderheitsbeteiligung auf Axel Heinemann zurück fällt. Heinemann kennt sich in der Region um die Nürburgring-Nordschleife bestens aus, denn er gründete in der jüngeren Vergangenheit das Unternehmen GetSpeed.

Nächster Autokorso führt von Mainz zum Nürburgring

Zuletzt machte der Porsche-Rennstall auch durch gute Leistungen in der VLN auf sich aufmerksam und verschaffte sich durch Klassensiege Gehör bei der Konkurrenz. Jedoch kursierten auch Gerüchte durch die Eifelwälder, dass der Düsseldorfer Konzern Probleme mit der Finanzierung haben könnte. „Das ist nicht richtig“, dementiert Wild die Meldungen. Auch zwischen der komplexen Beziehung zwischen Insolvenz- und EU-Recht sieht der Chef des Unternehmens „keine unüberwindbaren Hürden“. Ein möglicher Kaufvertrag tritt jedoch erst dann in Kraft, wenn das Einvernehmen der EU sichergestellt ist.

Am 15. Februar ruft die Initiative „Wir sind Nürburgring“ zu einer erneuten Demonstration für den Erhalt des Eifelkurses auf. Auch hier möchten die Protagonisten nochmals verdeutlichen, dass die Rennstrecke nicht in die Hände eines Investors gelangen soll. Der Autokorso führt die Teilnehmer durch die Straßen von Mainz nach Nürburg, wo abschließend in der Graf-Ulrich-Halle eine Feier stattfinden soll.