Daytona: Erste Machtprobe der GT-Werke

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Erstes Kräftemessen der Hersteller in Daytona: Corvette nimmt in der GTLM-Wertung die Favoritenstellung ein, hat sich jedoch gegen Porsche und Aston Martin zu behaupten. Viper und BMW sind gleichermaßen Anwärter auf das Klassenpodium. Ferrari wird seitens Krohn Racing und Risi Competizione vertreten.

Wer erstreitet den Sieg bei der Machtprobe an der Küste Floridas? Ein Einschätzung der Favoritenkonstellation in der GTLM-Wertung beim 24-Stunden-Rennen von Daytona zu fällen, bereitet fraglos Schwierigkeiten. Faktisch haben alle sechs antretenden Hersteller Chancen, beim USCC-Auftakt den Sieg davonzutragen. Doch wie sind die Rollen der Akteure im Einzelnen verteilt?

Bei der Begegnung in Daytona Beach hat Corvette eine herausgehobene Position innerhalb des Favoritenkreises inne. Schließlich errang der US-amerikanische Hersteller den letzten Grande-Touring-Titel der ALMS-Geschichte. Ferner war der GM-Rennstall bereits bei den Probefahrten in Vorbereitung auf das Langstreckenrennen Ende Januar federführend. Im kumulierten Klassement belegte das Stingray-Duo die Ränge zwei und drei. 

Nichtsdestoweniger formuliert die Mannschaft keinerlei konkreten Zielsetzungen im Hinblick auf das Kräftemessen auf dem Daytona International Speedway. „Wir sind zufrieden mit dem, was das Team erreicht hat und haben eine solide Basis für das Rennen in drei Wochen“, urteilte Einsatzleiter Doug Fehan nach den offiziellen Tests über die Ergebnisse der Entwicklungen während der Wintermonate. 

Milner: „Sind in einer guten Verfassung für das Rennen“

Der Corvette-Kader rekrutiert sich beim Auftakt in Florida aus einem ausgebufften Fahrersextett. Eines der C7.R-Schwergewichte pilotieren Jan Magnussen, Antonio García und Ryan Briscoe. Im zweiten Fahrzeug hantieren wiederum Oliver Gavin, Robin Liddell sowie Tommy Milner, welcher zuversichtlich gestimmt ist. „Ich denke, wir sind in einer guten Verfassung für das Rennen“, kommentierte Milner die Testresultate.

Die Herausforderer der Truppe in Gelb: Porsche. Als der Zuffenhausener Traditionshersteller prononcierte, eine Rückkunft nach Le Mans zu planen, begann zugleich eine Ausweitung der Aktivitäten auf globaler Ebene. Nach einem Eingewöhnungsjahr in der GTE-Pro-Sparte der Langstrecken-WM tritt Porsche in dieser Saison zwar im Prototypen-Oberhaus an. Darüber hinaus bestreitet der Konstrukteur aus Baden-Württemberg jedoch in Kooperation mit Core Autosport die USCC-Meisterschaft.

Bei den Einstellfahrten in Daytona war einzig die Porsche-Abordnung in der Lage, das Corvette-Gespann bei der Zeitenjagd zu unterbieten. Werksfahrer Nick Tandy meisterte die Kombination aus Oval- und Rundkurs innerhalb von 1:45,564 Minuten. Jene Bestleistung sollte auch beim Zeitfahren in den kommenden Tagen als Referenzmarke dienen. Tandys Stallgefährten sind Richard Lietz und Patrick Pilet. Die zweite Besatzung formiert sich aus Patrick Long, Michael Christensen und Jörg Bergmeister. 

IMSA nimmt Korrekturen an Porsche-Einstufung vor

Derweil fühlten sich die IMSA-Regelhüter allerdings bemüßigt, im Vorfeld in das GTLM-Kräfteverhältnis einzugreifen. Darum haben die Verantwortlichen die Fahrzeugeinstufung vor dem Eröffnungsrennen korrigiert. Demnach muss unter anderem das Gewicht der Porsche-Neunelfer um 15 Kilogramm erhöht werden, wohingegen der Luftmengenbegrenzer um drei Millimeter vergrößert wird. Corvette bleibt von den Maßnahmen wiederum unberührt.

Eine weiterer Mitstreiter vom alten Kontinent: Aston Martin. Die Prodrive-Abordnung hat keine USCC-Saisonnennung eingereicht, sondern nimmt parallel zum Engagement in der Langstrecken-WM lediglich an der North American Endurance Championship teil. Diese Wertung umfasst die Gastspiele in Daytona, Sebring, am Glen sowie das Petit Le Mans. Nichtsdestoweniger hat Aston Martin auf diese Weise die Möglichkeit, vor Le Mans eine Standortbestimmung durchzuführen. 

Wo ordnet sich der Vizeweltmeister in der diesjährigen Hierarchie der GT-Hersteller ein? An den Testtagen auf dem Daytona International Speedway war Aston Martin vierstärkste Kraft, wobei das Ergebnis an der Leistungsdichte gemessen werden muss: Die Werksmannschaften klassierten sich innerhalb von Anderthalbsekunden. Die Differenz zwischen dem Vantage-Gespann und Klassenprimus Porsche betrug hingegen nur eine halbe Sekunden. 

BMW und Viper – Podiumsanwärter?

Für die Kraftprobe zu Jahresbeginn entsendet Aston Martin Racing eine fünfköpfige Pilotendelegation nach Daytona Beach: Stefan Mücke, Darren Turner, Pedro Lamy, Richie Stanaway und Paul Dalla Lana wechseln sich am Vantage-Lenkrad ab. Allesamt gehörten darüber hinaus in der vergangenen Saison dem Aston-Martin-Werkskader in der Langstrecken-WM an.

BMW wird beim Wettstreit in Daytona seitens Rahal Letterman Lanigan Racing repräsentiert. Die ALMS-Vizemeister rangen bei den Testfahrten zwar noch um den Anschluss, rücken beim 24-Stunden-Marathon aber mit einem hochkarätigen Fahrerensemble an: Ein Quartett setzt sich aus Bill Auberlen, Andy Priaulx, Joey Hand und Maxime Martin zusammen. Die Stallgefährten heißen Dirk Müller, John Edwards, Graham Rahal und Dirk Werner. 

Für eine heterogene Zusammenstellung seines Fahrerkaders hat sich dagegen SRT Motorsports entschieden. In der favorisierten Viper nehmen Dominik Farnbacher, Marc Goossens und Ryan Hunter-Reay platz, während Robert Bell, Jonathan Bomarito und Kuno Wittmer steuern. Frappierend war die Leistungen bei den Daytona-Tests: Denn die Giftschlange erzielte Umläufe auf dem Niveau von Corvette und Porsche.

Risi Competizione und Krohn Racing vertreten Ferrari

Nichtsdestoweniger machten die IMSA-Regelmacher SRT Motorsports im Zuge der Balance-of-Performance-Änderungen Zugeständnisse: Die Masse der Viper wird um dreißig Kilogramm reduziert, das Tankvolumen um zehn auf 120 Liter erhöht. Ein Bonus, aus dem die Dompteure der Giftschlange gewiss Kapital schlagen werden. Schließlich SRT Motorsport in der letztjährigen Saison rasch konkurrenzfähig. 

Zuletzt bleibt eine Frage: Welche Rolle spielt Ferrari im Duell der Werke? Die Marke mit dem springenden Pferd wird in Daytona ausschließlich durch Privatiers vertreten. Dementsprechend fehlten Krohn Racing als GTLM-Schlusslicht fast eine Sekunde auf den Vordermann. Darum begünstigt die BoP-Anpassung den Ferrari 458 Italia GTE, welcher bei der Partie in Florida um 15 Kilogramm erleichtert wird. 

Tracy Krohn teilt sich die Schichten beim 24-Stunden-Rennen in Daytona mit Niclas Jönsson, Andrea Bertolini und Peter Dumbreck. Indes erlangen die Markenkollegen von Risi Competizione Rückendeckung aus Maranello. Matteo Malucelli, Giancarlo Fisichella, Gianmaria Bruni und Olivier Beretta tragen am kommenden Wochenende rote Rennanzüge und erheben legitime Ansprüche auf die oberste Stufe des Podiums.