Bieterverfahren: Ecclestone kokettiert mit Nürburgring-Kauf

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Beteiligt sich Bernie Ecclestone am Bieterverfahren in der Eifel? Offenbar zieht der Formel-1-Chef in Erwägung, den insolventen Nürburgring zu kaufen. Allerdings hat sich der britische Unternehmer derzeit vor Gericht zu verantworten. Derweil fordern die Bürger der Region den umgehenden Stopp der Veräußerung.

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone kokettiert augenscheinlich mit dem Kauf des insolventen Nürburgrings. Nach Informationen des „Handelsblattes“ und der „Wirtschaftswoche“ wolle sich der britische Unternehmer an dem Bieterverfahren in der Eifel beteiligen. „Wir haben ein Angebot gemacht, und wir warten nun, ob es akzeptiert wird“, bestätigte Ecclestone in einem gemeinsamen Gespräch mit den beiden Wirtschaftsblättern.

Bis Ende Dezember hatten potenzielle Investoren die Möglichkeit, ein unverbindliches Angebot für den Gesamtkomplex des Nürburgrings nebst Hotels und Gastronomiebetrieben zu offerieren. Unter den Interessanten, vermeint Ecclestone, die Situation am Fuße der Nürburgring am besten bewältigen zu können. „Wir glauben, dass wir für die Rennstrecke mehr leisten können als jeder andere“, beteuert Ecclestone und erwartet alsbald einen Entschluss. „Schon in den nächsten Wochen könnte es eine Einigung geben.“ 

Bereits im vergangenen Jahr erwog Ecclestone, die Traditionsstrecke in der Vulkaneifel zu erstehen. Allerdings erteilte der Formel-1-Boss den Insolvenzverwaltern eine Absage, weil der Kauf des Nürburgrings nicht „praktikabel“ sei. Zudem hat sich Ecclestone gegenwärtig vor Gericht zu verantworten. Das Landgericht München I hat wegen Korruption Anklage gegen den Milliardär erhoben. Die Anschuldigungen: Bestechung beim Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB und Anstiftung zur Unruhe.

„Ja zum Nürburgring“ fordert Verkaufsstopp

Der Prozess beginnt voraussichtlich Ende April. Inwieweit sich die Gerichtsverhandlungen auf den möglichen Kauf des Nürburgrings auswirken könnte, kommentierte Ecclestone dagegen nicht. Derweil bemüht sich der Verein „Ja zum Nürburgring“ das Bieterverfahren umgehend zu stoppen. Die Bürgerinitiative hat eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht, da die Privatisierung der gesamten Anlage die bestehende Wettbewerbsverzerrung zementiere und mögliche Investoren diskriminiert würden. 

Die EU-Kommission reagierte postwendend auf die Klage von „Ja zum Nürburgring“ und leitete das Beschwerdeschreiben an die Bundesverwaltung weiter. Ferner initiierten Bewohner aus der Region am Donnerstag eine weitere Protestaktion gegen den Verkauf der Piste. Darum fanden sich rund achtzig Demonstranten vor der Rheinhalle in Imagen ein, um den rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz zur Rede zu stellen.

Vor Ort waren unter anderem Rennfahrerin Sabine Schmitz und Vereinsvorsitzender Otto Flimm. Der SPD-Politiker Lewentz erwiderte jedoch, es sein ein Punkt erreicht, an dem die alten Verhältnisse nicht wiederhergestellt werden könnten. Deshalb müsse der Nürburgring privatisiert werden. Nichtsdestotrotz zogen die Beteiligten eine positive Bilanz. „Mit der Resonanz bin ich zufrieden“, sagte Werner Lenhard von „Wir sind Nürburgring“ gegenüber dem „Wochenspiegel“.