Saison 2013: Das Rennjahr im Rückspiegel

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Die diesjährige Sportwagen-Saison ist Geschichte. Doch welche Erinnerungen bleiben an das zurückliegenden Jahr 2013? Siegesserien, Überraschungserfolge, Wetterkapriolen sowie tragische Todesfälle – SportsCar-Info blickt an Silvester auf die Ereignisse der letzten zwölf Monate zurück.

Es gestaltet sich stets schwierig, eine Trennlinie zwischen der zurückliegenden und der bevorstehenden Saison zu ziehen. Schließlich wird mittlerweile sommers wie winters irgendwo auf der Welt Motorsport betrieben. Seien es erste Probefahrten im alten Jahr oder Langstreckenrennen in der Wüste Arabiens. Nichtsdestoweniger bleiben zwischen den Jahren einige Tage Verschnaufpause, um die vergangenen zwölf Monate Revue passieren zu lassen. 

Welche Erinnerungen bleiben also an das Sportwagen-Jahr 2013? Die vergangene Saison war unter vielerlei Gesichtspunkten ein Interimsjahr: Die Werke und Privatiers der Le-Mans-Spitzenklasse bestritten die Langstrecken-WM letztmals nach den alten Regularien, ehe künftig das innovative, grüne Reglement in Kraft tritt. Ferner veranstalteten die IMSA-Organisatoren die letzte ALMS-Saison der Geschichte, bevor sie im Herbst mit der Grand-Am zur USCC-Serie fusioniert worden ist.

Überdies ereigneten sich zahlreiche andere kurzweilige, unerwartete und skurrile Vorkommnisse, welche jedoch von den Todesfällen einiger Sportwagen-Athleten überschattet wurden. Keine Viertelstunde war in Le Mans verstrichen, als Aston-Martin-Werksfahrer Allan Simonsen bei einem Unfall in der Kurve Tertre Rouge den Tod fand. Zeitgleich verbreitete sich die Nachricht vom Ableben Wolf Silvesters, der beim dritten VLN-Lauf am Steuer einen Herzinfarkt erlitt.

Endloser Eifelwinter verzögert Saisonstart

Nur eine Woche später forderte dieser schwarze Juni in Le Castellet sein nächstes Opfer: Nach einer Massenkarambolage beim Start zum ersten Wertungslauf des Lamborghini-Markenpokals erlag der Italiener Andrea Mamé seinen Verletzungen im Krankenhaus. Eine weitere Hiobsbotschaft erschütterte die Motorsport-Gemeinde, als Sean Edwards bei Testfahren auf dem Queensland Raceway im Oktober als Beifahrer von Will Holzheimer tödlich verunglückte.

Diese tragischen Momente erfüllten die Szene wiederholt mit Unbehagen, wodurch das Sportliche einige Male in den Hintergrund geriet. Dennoch an dieser Stelle ein Blick auf die Geschehnisse auf der Piste: Zunächst am Fuße der Nürburgring, wo sich sich der Eifelwinter bis in den März erstreckte. Obzwar die meteorologischen Umstände Adenau und die Ortschaften in der Umgebung in eine märchenhafte Schneelandschaft verwandelten, verzögerte sich dadurch der Beginn der Rennsaison.

Nachdem die Veranstaltergemeinschaft daher gezwungen war, zunächst die Einstellfahrt abzusagen, fanden die VLN-Organisatoren auch keinen Ausweichtermin für den Auftakt. Selbst im Mai veranlassten Wetterkapriolen die Veranstalter zu unpopulären Maßnahmen: Strömender Regen sorgte beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring für widrige Streckenverhältnisse, weshalb der Wettbewerb während der nächtlichen Stunden unterbrochen wurde.

Audi dominiert, Allan McNish tritt ab

Aber auch im Land der aufgehenden Sonne haderte die Rennleitung mit dem Wetter. Monsunische Regenfälle suchten das japanische Dorf Oyama heim und überfluteten den Fuji International Speedway – ausgerechnet am Renntag des Gastspiels der Langstrecken-WM. Nach drei Anläufen, das Gefecht hinter dem Sicherheitsfahrzeug zu eröffnen, brachen die Verantwortlichen den Lauf schließlich ab. Dabei nahm der Wettstreit ein kurioses Ende.

Obwohl die Protagonisten kein einzige Runde unter Wettkampfbedingungen absolvierten, verlor Audi die Führung an Toyota, als André Lotterer die Box ansteuerte. Damit feierte der TMG-Rennstall bei seinem Heimspiel einen formellen Sieg bei der Prozession am heiligen Berg Fuji. In den anderen Rennen war der japanische Konstrukteur nicht in der Lage, der Dominanz des Branchenprimus aus Ingolstadt beizukommen.

Einzig beim Finale in Bahrain schlug Toyota seinen Widerpart Audi im Tête-à-tête. Den medienwirksamen, wenngleich traurigen Triumph beim Klassiker an der Sarthe erfocht dagegen die Seriensieger Audi. Zum Ende des Jahres prononcierte Audi allerdings, sich von Urgestein Allan McNish zu trennen, welcher seinen Rücktritt „auf dem Höhepunkt“ seiner Karriere verkündete. Der Hasardeur aus Schottland stand seit dem Millenium in den Diensten der Marke mit den vier Ringen. Heuer gewann McNish sowohl die Fahrerwertung der Langstrecken-WM als auch das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. 

Beispiellose Siegesserie des Silberpfeils

Derweil glückte Mercedes-Benz im GT-Langstreckensport eine beispiellose Erfolgsserie. Bereits im Januar erstritt Black Falcon beim 24-Stunden-Rennen von Dubai einen triumphalen Sieg trotz Totalschaden im Training. Die Markenkollegen von Erebus Motorsport gewannen wiederum die Zwölf Stunden von Bathurst. Beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring war es neuerlich die Mannschaft von Black Falcon, welche die oberste Podiumsstufe erklomm. 

In der BES-Meisterschaft vertrat wiederum HTP Motorsport den Hersteller mit dem Stern. Bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps bezwang das Limburger Gespann die Porsche-Spezialisten von Manthey-Racing; beim wiederbelebten Tausend-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring – wohlgemerkt über eine Distanz von sechs Stunden – bezwang der Silberpfeil die BMW-Kontrahenten von Marc VDS Racing.

Schlussendlich war es abermals die Black-Falcon-Delegation, welche als Erste die Ziellinie kreuzte. Das Meuspather Ensemble obsiegte auch beim Zwölf-Stunden-Rennen von Abu Dhabi und polierte die Bilanz von Mercedes-Benz nochmals auf. In einer Schlüsselrolle: Bernd Schneider, der bei sämtlichen Erfolgen am Lenkrad drehte. Was an dieser Stelle allerdings nicht unerwähnt bleiben sollte: Zweifelsohne gebührt den Erfolgen gegen die Abordnungen der rivalisierten GT3-Hersteller Respekt, aber in Dubai, Bathurst und Abu Dhabi herrschte nichtsdestotrotz ein asymmetrisches Kräfteverhältnis.

Einen Sieg für den Breitensport errangen dagegen die Busch-Zwillinge Marc und Dennis. Nachdem das Audi-Familiengespann noch zwei Wochen zuvor in aussichtsreicher Position wegen Spritmangels ausrollte, gewannen Marc und Dennis Busch das DMV-250-Meilen-Rennen – ein Sensationserfolg gegen die übermächtige Konkurrenz von Black Falcon, Manthey-Racing sowie Rowe Racing.

Denkwürdige DTM-Saison

Ein filmreifer Krimi spielte sich unterdessen im badischen Motodrom ab: Diego Alessi und Daniel Keilwitz revanchierten sich für die Niederlage in der vorherigen Saison. In einer Zitterpartie beim Finale in Hockenheim erkämpfte das Corvette-Duo trotz Kollision in der Anfangsphase den sechsten Platz, der zum Titelgewinn ausreichte. Allein die Konstellation vor der Endrunde garantierte Spannung: Elf Fahrer gehörten dem Kreis der Meisterschaftsaspiranten an. 

Im Tourenwagen-Sektor krönte sich Audi-Fahrer Mike Rockenfeller zum Meister der DTM. Beim Finale auf dem Hockenheimring erkämpfte zudem BMW-Akteur Timo Glock einen Überraschungssieg. Allerdings rückte das ITR-Championat leider weniger wegen seiner sportlichen Ereignisse in den Fokus der Medien, sondern aufgrund der politischen Vorgänge, die vielerorten auf Empörung stießen. 

Das Skandalrennen auf dem Norisring entfachte eine kontroverse Debatte: dubiose blaue Flaggen, ein Auffahrunfall mit Revanchefoul sowie eine Wasserflasche, welche Mattias Ekström den Laufsieg kostete. In Moskau ahndeten die Sportkommissare wiederum rigoros das Überfahren sämtlicher weißer Linien. Ferner mussten die Verantwortlichen die Qualifikation abbrechen, weil der Luftraum über der Kapitale Russlands gesperrt wurde, damit Staatspräsident Wladimir Putin seinen beruflichen Pflichten nachgehen konnte. 

Das war die Saison 2013. Die SportsCar-Info bedankt sich an dieser Stelle bei ihren Lesern und Unterstützern. Die Redaktion wünscht einen guten Start ins neue Jahr.