Porsche: Verbessertes Fahrverhalten, anhaltende Reifenprobleme

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Das Weissacher Werksgespann stellte seinen modifizierten Neunelfer in Bahrain auf den Prüfstand. Beim WM-Finale in der Wüste erprobte Porsche seine nächstjährige Spezifikation unter Rennbedingungen. Mit Erfolg: Poleposition und Silber. Das Fahrverhalten sei gut, die Reifenprobleme bleiben bestehen.

Porsche hat in Bahrain bereits seine Spezifikation für die nächstjährige Saison auf die Probe gestellt. Denn die Werksmannschaft aus Stuttgart-Zuffenhausen prüfte seinen überarbeiteten Neunelfer beim Finale der Langstrecken-WM erstmals unter Wettbewerbsbedingungen. Schlussendlich erzielte der Manthey-Rennstall ein verheißungsvolles Resultat: Nach der erste Poleposition sicherten Jörg Bergmeister und Patrick Pilet schlussendlich den Silberrang. 

Ergo zieht die Weissacher Chefetage ein positives Fazit. „Das war alles in allem ein versöhnlicher Saisonabschluss“, fasst Motorsportchef Hartmut Kristen zusammen. „Unser überarbeiteter 911 RSR hat gut funktioniert.“ Bereits in der Qualifikation offenbarte der Elfer sein Potential: Marc Lieb und Richard Lietz erzielten Startrang eins in der GTE-Pro-Wertung; die Stallgefährten rundeten das Ergebnis mit Platz zwei ab.

Zu Beginn des Sechs-Stunden-Rennens in der Arabischen Wüste positionierte sich schließlich Pilet in Front. Der französische Werksfahrer behauptete sich gemeinsam mit Bergmeister in der Führungsrolle, ehe das Porsche-Duo im Endspurt den Ferrari-Konkurrenten Gianmaria Bruni und Ton Vilander unterlag. „Mit einem neuen Auto auf Anhieb Zweiter zu werden, ist ein gutes Ergebnis“, rapportierte Pilet nach dem Rennen. 

Reifen bleiben eine Problemzone

Allerdings hadert der modifizierte Neunelfer weiterhin mit dem Reifenverschleiß. „Das Handling unseres 911 RSR war wirklich gut“, analysiert Pilet das Fahrverhalten seines verbesserten Dienstwagens. „Dass es nicht zum Sieg gereicht hat, lag vor allem auch daran, dass wir gegen Ende der Stints mit abbauenden Reifen etwas Zeit verloren haben. Trotzdem war das ein guter Saisonabschluss. Ich freue mich schon auf 2014.“ 

Sein Kollege Bergmeister pflichtet den Ausführungen bei – die hinteren Pneus seien zum Ende einer Schicht schwieriger zu fahren. „Leider hat es nicht zum Sieg gereicht“, sagte Bergmeister nach dem Rennen, bleibt aber optimistisch. „Zu Beginn der Stints konnten wir immer ganz gut mithalten, doch dann haben unsere Hinterreifen abgebaut. Jetzt haben wir über den Winter einiges zu tun – und dann greifen wir in der neuen Saison wieder an.“

Pech für Lieb und Lietz im Titelkampf

Derweil war Fortuna den Kumpanen im Schwesterfahrzeug nicht hold. Lieb und Lietz rechneten sich vor der Endrunde am Persischen Golf noch Chancen aus, um den WM-Titel der GT-Fahrer zu kämpfen. Aber diese Hoffnungen wurden frühzeitig zunichte gemacht. Lotus-Pilot Dominik Kraihamer unterlief im Überrundungsverkehr ein Missgeschick, woraufhin sich der Österreicher drehte und mit seinem Prototyp den Porsche-Neunelfer torpedierte.

Sodann hinkte Startfahrer Lietz beschädigtem Hinterrad zurück an die Box. Letzten Endes belegten die Titelanwärter Klassenrang vier. „Für uns war das ein enttäuschendes Rennen“, gab Lieb wiederum zur Protokoll. „Wenn man von der Pole startet, muss man weiter vorne ins Ziel kommen. Das lag heute aber nicht an uns, sondern an einem LMP2-Piloten, von dem unser 911 RSR kurz nach dem Start getroffen wurde. Richie musste eine ganze Runde mit einem platten Reifen fahren, dadurch haben wir unglaublich viel Zeit verloren.“

Zumal Lieb am vergangenen Wochenende einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt wurde, weil er krankheitsbedingt angeschlagen war. „Schade, denn vom Speed her waren wir heute ganz gut dabei“, sagte Lieb nach dem Rennen. „Wenn man dann ohne eigenes Verschulden um alle Chancen gebracht wird, ist das einfach nur bitter. Für mich selbst war das wegen meiner Infektion ein sehr anstrengendes Rennen. Ich bin froh, meine zwei Stints gut hinter mich gebracht zu haben.“ 

Lietz: „Unser neues Auto hat sich bewährt“

Lietz attestiert dem überarbeiteten Porsche gleichermaßen Leistungsvermögen. „Unser neues Auto hat sich bewährt“, betont der Sportwagen-Routinier. „Es war nicht nur im Qualifying, sondern auch im Rennen schnell. Die Reifen haben deutlich länger gehalten als noch beim letzten Rennen in Shanghai, trotzdem haben wir da noch einige Arbeit vor uns. Es war natürlich Pech, dass ich gleich in meinem ersten Stint abgeschossen wurde, sonst wäre hier sicherlich mehr drin gewesen.“ 

Die Saisonbilanz fällt nichtsdestoweniger positiv aus. „Ein Wermutstropfen war der unverschuldete Unfall unserer Nummer 92 schon in der vierten Runde. Das hat natürlich ein bisschen auf die Stimmung gedrückt“, gesteht Kristen als Kopf der Truppe. „Ich möchte mich bei der ganzen Mannschaft bedanken, vor allem bei den Fahrern, die wieder eine fehlerfreie Leistung abgeliefert haben.“ 

Darüber hinaus feierte Porsche den wichtigsten Erfolg des Jahres: den Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans. „Diese erste Saison mit unserem 911 RSR war natürlich geprägt von dem überragenden Doppelsieg in Le Mans“, fährt Kristen fort. „In den ersten Rennen haben wir uns etwas schwer getan, nachher lief es dann immer besser. Wenn wir so in die neue Saison starten, wie wir hier aufgehört haben, dann kann das für Porsche ein sehr erfolgreiches Jahr 2014 werden.“