VLN: Wer war der Schnellste in der Grünen Hölle 2013? – Teil fünf: die Exoten

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Nach dem Rückblick auf die Saisonleistungen von BMW, Porsche, Mercedes-Benz und Audi wirft SportsCar-Info jetzt einen genaueren Blick auf die exotischeren Spitzenfahrzeuge von Ford, McLaren, Aston Martin, Nissan und Ferrari in der zurückliegenden Saison der VLN-Langstreckenmeisterschaft.

Die VLN-Saison 2013 ist Geschichte. Das Audi-Team Phoenix Racing verabschiedete sich mit einem Sieg im Saisonfinale am 26. Oktober zusammen mit den Kontrahenten in die Winterpause der Langstreckenmeisterschaft auf der Nürburgring-Nordschleife. Der Rennstall aus Meuspath holte damit den vierten Saisonsieg für die Marke mit den vier Ringen. Kein anderer Hersteller gewann dieses Jahr mehr Wertungsläufe der VLN. Doch spiegelt dieses Ergebnis auch die tatsächliche Geschwindigkeit wieder, die sich die Macher der Balance-of-Performance für den Audi R8 LMS ultra im Vergleich zu seinen Gegnern ausgedacht haben?

Exoten

Auch in dieser Saison bat die VLN den Zuschauern abermals eine große Vielfalt an Fabrikaten, die bei der Hatz durch die Grüne Hölle um vordere Positionen kämpften. Doch es waren nicht nur die „großen Vier“, Porsche, Audi, Mercedes-Benz und BMW, sondern auch andere, teilweise in Eigenregie der Teams entwickelte Fahrzeuge, die immer wieder für Aufsehen sorgten. Dabei sind es insgesamt fünf Fahrzeuge, die man zum engeren Kreis der Anwärter auf vordere Positionen zählen kann.

Am häufigsten vertreten war der von Jürgen Alzen Motorsport aufgebaute Ford GT. Die schwarze Flunder war in diesem Jahr auffällig oft schnell unterwegs, es fehlte allerdings am nötigen Glück. Der McLaren MP4-12C GT3 von Dörr Motorsport war im Durchschnitt der schnellsten Rundenzeiten bei seinen fünf Einsätzen dieses Jahr allerdings kaum langsamer. Genauso wie die Schulze-Brüder, die vereinzelt mit ihrem Nissan GT-R den einzigen Nissan im Feld stellten. 

Die einzigen Ferraris im Feld kamen in diesem Jahr von GT Corse. Der Rennstall setzte zeitweise bis zu drei Fahrzeuge der Mythosmarke bei sechs Wertungsläufen ein und zeigte, dass die Ferrari F458 alles andere als langsam sind. Mit Top-zehn-Platzierungen zeigte GT Corse das Potenzial der italienischen Rennwagen auf. Zu guter Letzt ist es auch noch der Aston Martin Vantage GT3, der von Hersteller Aston Martin höchstselbst eingesetzt wurde. Mit dem Zwölf-Zylinder-Boliden fuhr Aston Martin beim 24-Stunden-Rennen auf die zweite Startposition

Ford GT

Der Ford GT, der unter der Nennung von Jürgen Alzen Motorsport antrat, erzielte im Durchschnitt die schnellsten Rennrunden unter den Exoten und erstaunlich nah an den Spitzenfahrzeugen. Die V8-Flunder kommt auf einen Durchschnittszeit von 8:23,114 Minuten. Mit dieser Zeit ist der Ford sogar eine Sekunde schneller als der Mercedes SLS AMG GT3. Aber auch wenn der Ford GT definitiv zu den flottesten Fahrzeugen im Starterfeld gehört, fehlte es dem Renner in dieser Saison oft am nötigen Rennglück.

Folglich war der amerikanische Sportwagen zwar schnell, die Zuverlässigkeit ließ allerdings zu wünschen übrig. Bei vier und damit mehr als der Hälfte von seinen insgesamt sechs Einsätzen sah der Ford nicht das Ziel. Immerhin schaffte es der Ford GT von Jürgen Alzen beim 45. ADAC.Barbarossapreis auf den vierten Gesamtrang vorzufahren, gleich hinter einem anderen Exoten, dem einzigen McLaren im Feld.

McLaren MP4-12C GT3

Dörr Motorsport hat seit dem ersten Einsatz des McLaren MP4-12C GT3 auf der Nürburgring-Nordschleife nicht sehr viel Glück mit diesem Fahrzeug gehabt. Die Zuverlässigkeit ließ das Team zu oft im Stich, auch wenn der Frankfurter Rennstall der einzige ist, der es mit einem Fabrikat, welches nicht zu den „großen Vier“ gehört, auf das Podium geschafft hat. Beim selben Wertungslauf, bei dem der Ford GT sein bestes Saisonresultat einfuhr, war es auch der schwarz-weiße McLaren, der bei diesem Rennen seine Saisonbestleistung einfuhr.

Beim Rennen zum Podestplatz wäre endlich einmal alles glatt gelaufen, sagte Teamchef Rainer Dörr. Das Ergebnis ließ beim Team offenbar einen Knoten platzen, denn gleich beim anschließenden VLN-Lauf fuhr Dörr Motorsport mit dem McLaren zur einzigen Poleposition der Saison, die nicht durch einen Porsche, Audi oder BMW besetzt wurde. Im Rennen schafften es die Fahrer Rudi Adams und Arno Klasen dann, sich über längere Zeit vor dem Feld zu behaupten, bevor abermals die Technik des McLaren dem Rennen ein frühzeitiges Ende setzte.

Dass der McLaren auch nicht gerade langsam ist, zeigen auch seine schnellsten Rennrunden, die einen akzeptablen Durchschnittswert ergeben. Mit einer Zeit von 8:27,029 Minuten ist der MP4-12C der zweitschnellste unter den Exoten und nur drei Sekunden hinter dem Mercedes SLS. Wenn es Dörr Motorsport gelingt, die Zuverlässigkeit des britischen Fabrikats in den Griff zu bekommen, könnten in der kommenden Saison einige Überraschungsresultate folgen.

Nissan GT-R

Der einzige Nissan GT-R, der diese Saison im Starterfeld der VLN zu finden war, wurde von Schulze Motorsport eingesetzt. Die Brüder Michael und Tobias Schulze waren mit dem Nissan durchaus konkurrenzfähig, allerdings reichte es nicht für ein Top-Resultat. Die Schulze-Brüder, die zusammen mit dem Japaner Kazunori Yamauchi antraten, zeigten mit einer schnellsten Rennrunde von 8:18,225 Minuten, dass der Nissan sehr wohl in der Lage ist, den Speed der Spitze mitzugehen.

Der Durchschnitt der schnellsten Rennrunden ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Ein Wert von 8:36,996 Minuten zeigt vermutlich nicht ganz die Durchschnittsgeschwindigkeit des GT-R, da für das japanische Fabrikat insgesamt nur drei Einsätze zu Buche stehen und bei einem davon die Rundenzeit auf leicht feuchten Bedingungen zustande kam. Dieser Wert wirkt sich bei insgesamt drei Einsätzen natürlich etwas stärker auf den Durchschnittswert aus als bei bis zu neun Einsätzen der anderen Fahrzeuge.

Aston Martin Vantage

Die Geschwindigkeit des Aston Martin im Vergleich zur Konkurrenz ist nur sehr, sehr schwer einzuschätzen. Der von Aston Martin höchstselbst eingesetzte Vantage zeigte allerdings beim 24-Stunden-Rennen eindeutig, zu welchen Leistungen er im Stande ist. Stefan Mücke umrundete die mehr als 25 Kilometer lange Streckenvariante, die nur beim 24-Stunden-Rennen gefahren wird, in 8:18,362 Minuten. Nachdem BMW im vergangen Jahr mit einer ähnlichen Zeit die Poleposition einfuhr, rechneten die Ingenieure die Zeit auf die eigentliche VLN-Variante um. Das Ergebnis: eine Rundenzeit von unter acht Minuten. 

Auch wenn es für den Aston Martin Vantage nur für Startplatz zwei hinter Audi reichte, zeigte er im Rennen eine starke Performance. Stefan Mücke, Pedro Lamy, Allan Simonsen und Darren Turner kämpften über lange Strecken des Rennens um die Führung, bevor sie ein technischer Defekt frühzeitig aus dem Renngeschehen nahm.

Ferrari 458 Italia GT3

Die letzten im Kampf um einen Gesamtsieg konkurrenzfähigen Fahrzeuge in der VLN sind die einzigen Ferraris im Feld. Das Team GT Corse setzte über die Saison sechsmal einen Ferrari 458 Italia GT3 auf der Nordschleife ein, allerdings ohne ein Spitzenresultat zu erreichen. Die Ferraris zeigten aber dennoch mit einem Durchschnitt der schnellsten Runden von 8:39,194 Minuten, dass die italienischen Fahrzeuge zwar nicht mit der Spitze mithalten konnten, aber dennoch vorne mitfuhren.  

Mit einer absolut schnellsten Rennrunde von 8:20,181 Minuten ließen aber auch die Ferraris durchblicken, dass großes Potenzial in den Autos der Mythosmarke steckt. Das beste Saisonresultat, ein fünfter Gesamtrang, fuhren die Ferrari F458 ebenfalls beim 45. ADAC-Barbarossapreis hinter McLaren und Ford ein. Damit ist dieser Wertungslauf für die Exoten eindeutig der erfolgreichste VLN-Durchgang der Saison gewesen.