15 Jahre ALMS: Ein Blick zurück

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Mit dem Fallen der Zielflagge des Petit Le Mans war das letzte Rennen der Saison 2013, und damit der letzte Lauf der American Le Mans Series, beendet. Es war das Ende einer Ära nach 15 Jahren Le-Mans-Racing in den Vereinigten Staaten. Wir werfen einen Blick zurück.

Sie ist vorbei, die Saison 2013. Schon seit dem Ende des vergangenen Jahres wissen wir, was uns im nächsten erwartet, die United SportsCar Championship. Doch erst seit dem Ende des Petit Le Mans‘ ist und so wirklich klar, dass die Zukunft bald beginnen wird. Bevor wir uns aber in die Vorbereitung der USCC stürzen, werfen wir noch einmal einen Blick auf die vergangenen 15 Jahre ALMS. Es ist kein wehmütiger Blick auf das was war – es ist ein freudiger auf die Dinge, die wir seit 1999 erleben durften.

Es war das Jahr 1998. Doktor Don Panoz, eine Schlüsselfigur im nordamerikanischen Sportwagensport und damit in unserem Rückblick, betreibt die IMSA GT Championship. Eine Serie mit einem Problem, das so alt ist, wie der Langstreckensport in professioneller Form selbst: Teilnehmermangel. Den Teams wurden die Kosten für Autos wie den Ferrari 333SP oder Fahrzeuge von Riley & Scott zu hoch. Panoz‘ Lösung: Eine neue Rennserie musste her.

Allerdings stand diese Serie schon vor dem Beginn unter keinem guten Stern. Die Idee des Pharmaunternehmers war es den Le-Mans-Sport, wofür die von ihm geleitete International Motor Sports Association (IMSA) größtenteils das ACO-Reglement übernahm, in die Staaten zu bringen, wo der Motorsport vor allem aus Linkskurven auf den Ovalen besteht. Zudem gründeten abtrünnige Teams die United States Road Racing Championship, aus der später die Grand-Am hervor ging.

Allen Steinen zum Trotz, die der jungen Meisterschaft im Weg lagen, entwickelte sich die American Le Mans Series zu einem großen Erfolg. Schon im ersten Jahr 1999 starteten die Werke Audi, BMW und Panoz in der für die USA neuen großen Prototypen-Klasse – genannt LMP900 – sowie Corvette in der GT Supreme. Um Höhepunkte zu schaffen integrierte der Gründer neben den normalen Zwei-Stunden-und-45-Minuten-Läufen auch die Zwölf Stunden von Sebring sowie das damals noch neue Petit Le Mans in den Premierenkalender.

Audi wird zum Dominator

Während im ersten Jahr noch Don Panoz‘ eigene Mannschaft die Meisterschaft gewann, begann im Jahr 2000 eine Siegesserie, die ihres Gleichen sucht. Der deutsche Hersteller Audi verschärfte sein Engagement im zweiten Jahr und abonnierte den Titel zwischen den Jahren 2000 und 2008 mit den Modellen R8 und R10 TDI. Allerdings hatten sie nach dem Ausstieg von Panoz Motorsports auch keinen wirklichen Gegner mehr.

Unterdessen entwickelte sich in den GT-Reihen die ALMS-Meisterschaft zum Prestigeobjekt. Während Corvette die GT1 bis zur Auflösung der Klasse im Jahr 2009 dominierte, lieferten sich Porsche und Ferrari sowie mit einer großen Pause in der Mitte der 2000er-Jahre BMW einen Kampf um die Vorherrschaft der GT2-Klasse.

Mit ordentlichen Teilnehmerzahlen wurde die ALMS so zum Publikumsliebling in den USA, es entwickelte sich eine echte Fanszene für den Langstreckensport im Stile der 24 Stunden von Le Mans im Land des Stockcar-Racing. Zudem nahmen jährlich einige Mannschaften die lange Reise nach Westfrankreich für den Klassiker an der Sarthe auf, die sich beispielsweise bei Flying Lizard Motorsports bereits mit dem Klassensieg auszahlte.

Die alten Fotostrecken sind leider nicht mehr verfügbar.

Weitreichende Reformen schlagen fehl

Wäre es nach Don Panoz und seinem Team um Geschäftsführer Scott Atherton gegangen, würde dieses Wachstum bis heute anhalten – doch das ist nicht möglich. Daher begann mit dem Jahr 2007 die Zeit des Umbruchs. Audi war noch immer fast ohne Konkurrenz unterwegs und daher änderte die IMSA ihr Regelwerk in dem Sinne, dass die in der kleineren LMP2 startenden Porsche und Acura fast auf LMP1-Niveau kamen.

So schaffte es vor allem Penske Racing mit dem Porsche RS Spyder in den engen US-Straßenkursen dem eher behäbigen Diesel-Audi einige Gesamtsiege zu stehlen. Doch auch das war kein Dauerzustand. Die Ingolstädter stiegen nach dem Jahr 2008 aus und konzentrierten sich auf Le Mans. Damit waren nun die Klassen LMP1 und LMP2 etwa gleichwertig, womit die Fusion in der Saison 2010 die Konsequenz war.

Auf der anderen Seite fanden zwei neue Klassen den Weg auf die Strecke – und zwar kostenreduzierte Cup-Kategorien, die wieder höhere Teilnehmerzahlen generierten. Der Fokus der ALMS bewegte sich also weg von der großen Prototypen-Klasse, aus der im Jahr 2011 wieder die bekannten LMP1- und LMP2-Kategorien nach den Leistungsvorgaben des ACO wurden, hin zu den etwas schwächeren, genormten Rennwagen.

Ende der ALMS lang vorbereitet

Somit war plötzlich die GT-Klasse die Anlaufstelle für verschiedenste Hersteller. Plötzlich wuchs die Anzahl der Konstrukteure in der ehemaligen GT2. Bis zum letzten Jahr 2013 entwickelten BMW, Ferrari, Porsche, Viper und Corvette sowie zwischenzeitlich Jaguar und Lotus ihre Autos für die ALMS-GT – Zahlen, mit der auch die Langstrecken-Weltmeisterschaft nicht mithalten kann. Mit großer Professionalität wurden die Supersportwagen zum Stimmungsgarant auf der Rennstrecke.

Doch auch mit diesen weitgreifenden Maßnahmen war in den Augen der Organisatoren die American Le Mans Series nicht zu retten. Es mangelte vor allem an großen Prototypen, die dem Status einer Top-Klasse nicht gerecht wurden, da nur noch wenige privaten Mannschaften bereit waren die hohen Kosten zu tragen.

Daher sah Don Panoz am Ende des Jahres 2012 nur noch einen möglichen Weg, die Fusion mit der einstigen Piratenserie Grand-Am und damit das Kapitel American Le Mans Series zu beenden. Doch die ALMS wird ihre Spuren hinterlassen. Auch weiterhin werden wir in den USA LMP2-, LMPC-, GTC- und vor allem die hochgezüchteten GT-Fahrzeuge sehen, die möglicherweise auch noch Zuwachs erhalten werden. So schließen wir nun also ein großes Buch voller Erinnerungen an eine Rennserie, die letztendlich den Weg für weitere ACO-Meisterschaften wie die europäische und asiatische Le-Mans-Serie sowie nicht zuletzt auch für die neue Langstrecken-Weltmeisterschaft geebnet hat.