Petit Le Mans: Abschlussfeier auf der Road Atlanta

39

Die American Le Mans Series bestreitet mit dem Petit Le Mans auf der Road Atlanta in Georgia ihr letztes Rennen nach 15 Jahren. Inzwischen zum Traditionslauf geworden, feiern jährlich tausende Fans an der Strecke bis in die späten Abendstunden.

Es ist so weit: Nachdem sich die Grand-Am bereits vor wenigen Wochen im Lime Rock Park verabschiedete, geht es nun auch für die American Le Man Series in die letzte Runde – und was für eine. Das Petit Le Mans steht an, das zweitlängste Rennen des Jahres. Ein Jahr vor der ALMS im Jahr 1998 eingeführt, hat sich der Saisonabschluss längst zu einem prestigeträchtigen Rennen gemausert.

Über tausend Meilen müssen sich die Sportwagen noch einmal beweisen, bis in die späten Abendstunden werden Fahrer und Teams um die Klassensiege kämpfen. Zudem stehen noch immer einige Titelentscheidungen aus, womit sich auch in diesem Jahr wieder Glücksmomente und Dramen abspielen werden.

Aber vor allem geht es um den wichtigsten Pokal des Wochenendes – jenen für den Gesamtsieger. Während die vergangenen acht Trophäen fast kampflos an die bereits feststehenden LMP1-Titelträger Klaus Graf und Lucas Luhr – in Georgia unterstützt durch Romain Dumas – aus der Muscle-Milk-Mannschaft gingen, kehrt auf der Road Atlanta ein würdiger Gegner zurück. Nick Heidfeld, Nicolas Prost und Neel Jani halten die Fahnen der Titelverteidiger Rebellion Racing hoch.

Duell der Teamchefs in der LMP2

Eine ganz andere Bedeutung hat der Lauf für die Teilnehmer in der LMP2-Klasse. Dort stehen sich die Teamchefs der beiden Mannschaften Level 5 Motorsports und Extreme Speed Motorsports mit gleichwertigen HPD-Boliden gegenüber. In der Fahrerwertung führt nach dem Lauf in Virginia wieder Titelverteidiger Scott Tucker (Level 5) mit 149 Punkten. Allerdings konnte Scott Sharp sich auf Platz zwei mit 143 Zählern katapultieren und kann die Meisterschaft in Georgia für sich entscheiden, zumal er aus dem vergangenen Jahr weiß, wie man das Petit Le Mans – damals in der GT-Kategorie – gewinnt.

Etwas abgeschlagen liegt hingegen der bisherige Tabellenerste Marino Franchitti aus dem Level-5-Lager. Er verlor die Spitze mit der Nullnummer auf dem VIR, kann aber weiterhin auf den Titel hoffen. Dagegen hat seine Mannschaft Level 5 die Teamwertung bereits sicher, da Extreme Speed mehr als 24 Zähler, die es für einen Sieg geben würde, zurück liegt.

Die Reihenfolge in der LMPC-Klasse hat mit dem vergangenen Lauf auf dem VIR eine neue Wendung genommen. Zwar führt noch immer Mike Guasch (PR1/Mathiasen Motorsports), doch Chris Cumming in Diensten von BAR 1 Motorsports konnte sich an Vorjahresmeister Jon Bennett vorbei schieben. Allerdings kann auch Tristan Nunez aus der Performance-Tech-Mannschaft, der aktuell Fünfter ist, den Titel holen, sollten die vor ihm platzierten Piloten das Ziel nicht erreichen.

Nächster Corvette-Titel nur noch Formsache

In der Teamtabellen herrscht sogar ein Patt zwischen CORE Autosports und PR1/Mathiasen Motorsports bei 128 Punkten. Die Lauerstellung auf Rang drei hat BAR 1 Motorsports mit sieben Punkten Abstand bezogen. Aber selbst Performance Tech Motorsports kann sich bei Ausfällen der anderen, welche bei einem langen Rennen wie dem Petit Le Mans leicht passieren können, noch den Pokal schnappen.

Für die Corvette-Mannschaft soll das große Abschlussrennen das gelungene Jahr abrunden. Mit bereits 161 Punkten auf dem Konto ist der Pratt&Miller-Mannschaft die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Verfolger BMW liegt auf Platz zwei der Wertung bereits mehr als 24 Zähler zurück, die es für den Sieg geben würde. Doch diesen visieren die Münchener zweifelsohne wieder an, als Unterstützung für die Stammfahrer reisen Jörg Müller und Uwe Alzen in die USA.

Auch im Klassement der Piloten ist schon fast alles klar. Jan Magnussen und Antonio García haben ein komfortables Polster von 16 Zählern auf BMW-Pilot Dirk Müller, der ihnen als Einziger noch gefährlich werden kann. Dafür müssen Magnussen und García aber gravierende Probleme mit ihrer bisher zuverlässigen Corvette haben, oder in einen Unfall verwickelt werden.

Verstärkung aus dem Werkskader erhalten traditionell auch die Porsche-Mannschaften. Nick Tandy stößt zu Wolf Henzler und Bryan Sellers im Falken-Tire-Neunelfer, Emmanuel Collard nimmt neben Marco Holzer und Bryce Miller bei Paul-Miller-Motorsport Platz. Außerdem darf Porsche-Junior Michael Christensen einen Ausflug über den großen Teich machen und im CORE-Auto von Patrick Long und Colin Braun starten.

Das Ende einer Ära

Wenig rechnen muss man hingegen in der GTC-Klasse. An der Spitze der Fahrerwertung liegen aktuell die Alex-Job-Piloten Jeroen Bleekemolen und Cooper MacNeil. Doch NGT-Teamchef Henrique Cisneros fehlen nur 13 Punkte, zudem ist er der Titelverteidiger auf der Road Atlanta und hat sich mit Mario Farnbacher und Kuba Giermaziak hochkarätige Verstärkung in den Porsche geholt.

Doch auch das Flying-Lizard-Duo Spencer Pumpelly und Nelson Canache ist noch nicht abgehängt. Sie müssen 16 Punkte gut machen. Dagegen führt ihre Mannschaft unter Seth Neimans Leitung die Teamtabelle an, hat allerdings nur einen minimalen Vorsprung von zwei Punkten auf Alex Job Racing. Auch NGT Motorsport auf Platz zwei hat noch rechnerische Chancen auf den Titel.

Insgesamt werden also 37 Autos der ALMS die letzte Ehre erweisen. Für einige von ihnen ist es der Saisonabschluss, in dem sie nichts mehr zu verlieren haben – für andere ist es aber das härteste und nervenaufreibendste Rennen der Saison, da sie mit allen Mittel die Meisterschaft haben wollen. Doch eins eint sie alle. Wenn sie nach tausend Meilen oder zehn Stunden in der Nacht von Georgia das Ziel überqueren und das Feuerwerk das Ende des Petit Le Mans feiert, dann beenden sie nach 15 Jahren eine Ära – die der American Le Mans Series.