Finale in Monza: Jacques Breitenmoser holt 100-Meilen-Titel

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Dramatisches Finale im königlichen Park: PRC-Pilot Jacques Breitenmoser hat sich in einem nervenaufreibenden Schlussakt den Titel der österreichischen 100-Meilen-Serie gesichert. Denn Meisterschaftskonkurrent „Tommy Tulpe“ verunfallte auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Monza.

Das Finale der 100-Meilen-Trophy Austria bot Dramatik und Spannung pur. Im Autodromo Nazionale di Monza sicherte sich Jacques Breitenmoser (PRC WPR60 Turbo) mit seinem Gesamtsieg gleich in seiner ersten Saison den Meistertitel. Der Eidgenosse profitierte dabei von einem Reifenschaden am bis dato führenden PRC WPR60 BMW von „Tommy Tulpe“, was diesen letztlich den anvisierten Titel kostete.

Im Grunde schien für „Tommy Tulpe“ nach dem Gewinn der AvD 100 Meilen der nächste Meistertitel schon vor dem Finale in Monza zum Greifen nahe. Punktgleich mit Division-2-Pilot Sandro Bickel (Ligier-JS53-Honda) sowie mit einem beruhigenden Vorsprung auf Jacques Breitenmoser beziehungsweise das Team Doktor Robert Schönau und Hans-Christoph Behler war Tulpe nach Italien gereist. 

Als schnell klar wurde, dass in Monza nur zwei Fahrzeuge in der Division 2 antreten und damit lediglich halbe Punkte vergeben würden, schien alles nur noch Formsache zu sein. Einen Sieg von Jacques Breitenmoser vorausgesetzt, würde sogar ein zweiter Platz in der Division 1 zum Titel reichen. In der Qualifikation auf noch feuchter Strecke hatte der Lette Konstantins Calko im Radical SR8 RX die Poleposition-Zeit gesetzt. Fabian Plentz, der die erste Rennhälfte absolvieren sollte, stellte den PRC-WPR60-BMW daneben in die erste Startreihe.

Auf der vierten Startposition reihte sich Jacques Breitenmoser ein. Kurz davor hatte sich das Team mit Andreas Fiedler verstärkt, der Plentz in der Anfangsphase Paroli bieten und danach den PRC WPR60 Turbo von Turi Breitenmoser übernehmen sollte. Die Rechnung schien aufzugehen. Plentz schnappte sich zwar gleich die erste Position, doch Andreas Fiedler konnte dran bleiben. Erst ab der zwölften Runde gelang es Plentz, zunehmend den Abstand auf Rang zwei zu vergrößern.

Bis zum Boxenstopp in Runde 17 war dieser auf knapp über zwölf Sekunden angewachsen. Nur eine Runde später kam auch Fiedler an die Box und übergab das Volant an Breitenmoser. Lediglich eine ganze Runde war Tulpe draußen, als dieser mit qualmendem Vorderrad wieder an die Box kam. Bei Tempo 275 war der Vorderreifen beim Anbremsen geplatzt. Insgesamt kostete der Vorfall zwar nur etwas über zweieinhalb Minuten. Da aber nicht nur Breitenmoser, sondern auch Konstantins Calko und Fiedler, der gerade den PRC von Turi Breitenmoser übernommen hatte, vorbeigingen, waren alle Titelhoffnungen dahin. 

In der Box ging nun das große Zittern los. Doch Jacques Breitenmoser brachte die letzten Runden souverän über die Zeit und krönte seinen Titelgewinn mit dem Gesamtsieg in Monza. „Dass es heute so endet, haben wir nicht unbedingt gedacht“, freute sich Breitenmoser über den Titelgewinn. Wir haben unsere Asse gezogen, ganz klar. Dann hat das Wetter etwas mehr mitgespielt als gedacht. Natürlich kam noch das Glück dazu, dass wir diesmal im Gegensatz zu unseren Gegnern keine Probleme hatten. Andreas Fiedler war heute für uns natürlich Gold wert, da er die Pace von Fabian Plentz mitgehen konnte. Somit hätte ich die Chance gehabt auf Tommy Tulpe aufzuholen.“ 

Glück und Pech liegen eng beieinander

„Natürlich bin ich stolz auf meinen Sohn“, so Turi Breitenmoser, der gemeinsam mit Fiedler die dritte Gesamtposition hinter seinem Sohn und dem Zweitplatzierten Konstantins Calko belegte. Übrigens war das auch immer knapp zwischen uns. Hätten wir die ersten Rennen nicht verbockt, dann wäre es vorher schon enger gewesen. Ich musste heute mindestens vor Tommy bleiben. Das habe ich hinbekommen.“

Nach dem großen Schreck nahm Tulpe den Verlust der Meisterschaft eher gelassen hin: „Ich muss das heute mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Das Ganze ist ja bei einer Geschwindigkeit von 275 km/h passiert. Beim Anbremsen ist mir der Reifen um die Ohren geflogen und ich dachte, dass ich voll in die Wand einschlage. Für mich ist es ein Wunder, dass ich das Auto überhaupt noch halten konnte. So gesehen bin ich nicht unbedingt unglücklich. Es war dann noch entscheidend, wo der Reifenplatzer passiert ist. Wenn man dann noch herumfahren muss, ist der Zeitverlust schon groß. Das Rennen lief bis dahin ja gut. Ich finde es aber schön, dass Jacques gewonnen hat. Gratulation.“

Sandro Bickel (Ligier JS53) konnte sich nach dem Finale eigentlich nichts vorwerfen. Der schnelle Österreicher hatte den dritten Sieg in der Division 2 erzielt und damit die Saison ungeschlagen beendet. Nur auf Grund der halben Punkte wegen der nur zwei angetreten Starter reichte es nicht zum Titelgewinn.

„Leider waren in der Klasse zu wenig Autos, wodurch wir natürlich nur die Hälfte der Punkte bekommen konnte“, erklärte Bickel, der als Gesamtfünfter das schwarz-weiß karierte Tuch gesehen hatte. „Aber was soll man machen, das ist halt Rennsport. Trotzdem blicke ich mit dem Sieg in der Division stolz auf meine erste Saison bei den 100 Meilen zurück.“ Die zweite Position in der Division 2 ging an das Team Robert Schönau und Evi Eizenhammer im PRC-FPR6-Honda. 

Dietmar Haggenmüller holt mit Suzanne Weidt den GT-Sieg

Als Gesamtsechste ging der Sieg bei den GT-Fahrzeugen an Dietmar Haggenmüller und Suzanne Weidt im Audi R8 LMS Ultra. Das Tempo bei den GT-Fahrzeugen gab aber zunächst Maurizio Strada (Chrysler Viper GTS-R) vor. Dahinter folgten der Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Völker/Stückle sowie Haggenmüller. In der achten Runde gingen sowohl der Mercedes als auch der Audi an der italienischen Viper vorbei. Doch nur ein Umlauf später blieb der SLS liegen, sodass Haggenmüller vor Strada und dem Porsche 997 GT3 Cup von Harald Pavlas und Dieter Svepes die Führung übernahm.

Nach 15 Runden übergab Haggenmüller das Steuer an Weidt, die sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen ließ und den Sieg sicher über die Ziellinie brachte. „Es hat mir wie schon bei den vorherigen Rennen wieder sehr viel Spaß gemacht“, so Haggenmüller. Ich freue mich sehr, dass wie hier gemeinsam die GT-Wertung gewonnen haben. Im Monza zu gewinnen ist immer etwas Besonders.“

Weidt freute sich über den GT-Sieg und den sechsten Platz im Gesamtklassement: „Es war ein tolles Erlebnis mit meinem Partner zu fahren. Es war natürlich von Vorteil, dass er schon einen Vorsprung herausgefahren hatte. Zudem wurde die Strecke zunehmend trockener und mehr für mich geeignet. Ich habe das Rennen sehr genossen und bin nun total happy.“ 

Pech hatte dagegen das Porsche-Gespann Pavlas und Svepes, das kurz vor Schluss ausschied und den zweiten Platz in der Division 4.1 an das italienische Duo Luca Spoggi und Carlo Gianazza (Porsche 997 GT3 Cup) verlor. Die beiden Porsche-Piloten belegten damit den dritten Platz bei den GT-Fahrzeugen. Der zweite Rang ging an die Viper-Piloten Maurizio Strada und Massimo Morini, denen knapp über eine Minute auf den siegreichen Audi fehlte.

Die Division 4.3 ging an Simone und Roberto Barin (Seat Leon Supercopa) vor Eugenio Mosca und Pierre Scarpellini (BMW M3 E36) und Roberto Simoncini und Sabrina Fazio (Nissan 350Z). In der Division 4.4 konnten Paolo Semeraro und Franco Barin (Alfa Romeo 159 JTD) vor Francesco Rota den Sieg davon tragen.

Wie schon in den Rennen davor zeigten sich die italienischen Motorsportler von den 100 Meilen begeistert. Für das nächste Jahr kündigten die Piloten von der Apenninenhalbinsel an, wieder antreten zu wollen. Der Saisonabschluss mit einer Mischung aus den offenen Sportprototypen, schnellen GT-Fahrzeugen und Tourenwagen macht jedenfalls Lust auf mehr in der nächsten Saison. 

Erschienen auf Auto-Rennsport.de.