LMS Engineering: Sensationelles Debüt mit dem Audi TT RS2

524

Beim ersten Renneinsatz des Audi TT RS2 von LMS Engineering schafften die beiden Meisterfahrer der Saison 2012 auf Anhieb einen Achtungserfolg. Christian Krognes und Ulli Andree gewannen in der Klasse SP3T. Bei schwierigen Wetterbedingungen glückte dem Duo gleichzeitig der sechste Gesamtrang.

Glück, Regen, Reifen, Fahrkönnen, Ingenieurskunst, Teamleistung oder eine Kombination aus allem? Über die Gründe des Erfolgs des LMS-Audi-TT-RS2, bei dessen Renndebüt am vergangenen Samstag beim 36. RCM-DMV-Grenzlandrennen im Rahmen der VLN-Langstreckenmeisterschaft darf man getrost philosophieren. Fakt ist, dass die Truppe um Teamchef Andreas Lautner wie Phönix aus der Asche in der Eifel eine Punktlandung vollbracht hat, die ihresgleichen sucht.

Nach Problemen mit Zulieferteilen und einer gewissen Uneinigkeit mit der technischen Kommission über die Definition „seriennah“, den Motor betreffend, hatte der frühere Technische Direktor bei VW Motorsport die Reißleine gezogen und die Nennung für den Audi noch vor dem Saisonauftakt zurückgezogen. Inzwischen wurden die Teile geliefert und Lautner machte sich mit seinem Team an die Arbeit, dem Motor das Laufen beizubringen.

Die Intention Fünfzigjährigen war es ursprünglich, den Hubraum des Zweieinhalb-Liter-Motors mit einfachen Mitteln zu reduzieren und Turbolader, Abgaskrümmer und Drosselklappe aus der Serie zu übernehmen, um die Voraussetzung zu erfüllen, als seriennah eingestuft zu werden. Zudem sollte das aus der Hubraum-Reduzierung resultierende geringere Drehmoment das Getriebe des Audi schonen, da sich dieses als Schwachstelle des Renners herausgestellt hatte.

Reduzierung auf zwei Liter Hubraum

„Bereits im letzten Jahr zeigte sich, dass Audi mit dem TT RS eine sehr gute Basis entwickelt hatte, welche aber eine Schwachstelle hatte, die immer wieder zu Ausfällen führte“, erklärt Lautner seine Gedanken im Vorfeld des Projektes. „Die sequenziellen Getriebe konnten dem hohen Drehmoment der Zweienhalb-Liter-Motoren nicht Stand halten. Um das Konzept standfest zu machen und zudem eine ausreichende Teilnehmerzahl zu garantieren, musste ein drehmomentschwächerer Zweiliter-Motor eingebaut werden. Die ursprüngliche Idee, den starken Motor aus dem Scirocco GT24 einzusetzen, scheiterte an einem Kollisionsproblem mit dem Stabilisator.“ 

Doch Launter entwickelte eine Alternativlösung. „Dann allerdings kam mir die Idee, den Zweieinhalb-Liter-Fünfzylinder durch eine Hubreduzierung auf zwei Liter zu reduzieren“, erklärt der Teamchef. „Mit dieser Maßnahme kann man mit überschaubaren Mitteln das sehr gute Grundkonzept des Audi TT RS erhalten und nach erfolgreicher Erprobung auch anderen Kunden anbieten, um deren SP4T-Fahrzeuge standfester zu machen.“

Vergangenen Samstag war es dann soweit. Nach einem erfolgreichen Test auf der Nordschleife wurde der Audi für das Grenzlandrennen genannt. Am Vortag wurde noch zunächst auf dem Grand-Prix-Kurs, später auf der Nordschleife getestet. Christian Krognes drehte unzählige Runden und ermittelte zusammen mit Motor-Tuner Danny Kubasik und dem ehemaligen VW-Motorsport-Ingenieur Thomas Rechenberg ein optimales Motor-Mapping mit der passenden Aerodynamik-Einstellung für die Nordschleife. 

Probefahrten lediglich unter trockenen Bedingungen

Freilich bezogen sich alle Werte vom Freitag auf trockenes Wetter. In der Qualifikation zeigte sich dann, dass es auch für das Waschküchen-Wetter am Renntag passen würde. Krognes qualifizierte den Debütanten auf dem besten Startplatz. Das Feld der zweiten Startgruppe in das Rennen zu führen, war aber rückblickend nur einer der Höhepunkte für die Truppe aus dem Westerwald.

Nach dem Start konnte Krognes die Führung behaupten und baute seinen Vorsprung aus, obwohl er, wie viele andere, auf Intermediate-Reifen gestartet war, die Nordschleife aber zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend abgetrocknet war. Allerdings erwies sich die Reifenwahl als goldrichtig. Der Dunlop-Schlechtwetter-Reifen war auch im Trockenen gut zu beherrschen und als der Regen nach fünf Runden zurückkam, schlug die große Stunde der amtierenden VLN-Meister.

Die meisten GT-Boliden der Spitzengruppe hatten frühe Stopps eingelegt, um profillose Slicks aufzuziehen. Bei immer stärkerem Regen waren sie nun gezwungen abermals zu stoppen, um erneut Regenreifen montieren zu lassen. Der Audi, mit Profilreifen bestückt und dank Frontantrieb bei Nässe sowieso im Vorteil, lag zwei Runden lang auf Gesamtrang eins.

Missverständnis beim Funkverkehr

„Die Dunlop-Regenreifen sind dafür bekannt, dass man damit auch bei relativ trockenen Bedingungen schnell und vor allem lange fahren kann“, erklärte Lautner die Entscheidung, auch im Trockenen auf Regenreifen zu bleiben. Nach dem Rennen meinte Krognes in seinem Blog: „Nach meinem Stint in die Garage zu gehen und uns auf dem ersten Rang auf den Monitoren zu sehen, ist etwas, das ich nie wieder vergessen werde.“

Durch ein Missverständnis im Funkverkehr wurden beim planmäßigen Boxenstopp und Fahrerwechsel erneut Intermediates statt Slicks aufgezogen. Ulli Andree absolvierte damit sieben Runden. Nach seinem Stint sahen die Reifen aus, wie nach einer nächtlichen Burnout-Session beim Golf-GTI-Treffen. Immer wieder fragte Andree nach, ob er nicht auf Trockenreifen wechseln könne. Doch der Teamchef blieb hart.

„Andreas Lautner wollte unbedingt mit einer Zwei-Stopp-Strategie fahren, um ein Top-Zehn-Ergebnis im Gesamt-Klassement zu halten. Nach sieben Runden auf Regenreifen im Trockenen hat er mich endlich erlöst. Die Reifen hätten auch vermutlich keine weitere Runde gehalten“, so Andree nach dem Rennen. Die Entscheidung war wohl auch nicht ganz falsch. Immerhin baute Andree die Führung weiter aus.

Die alten Fotostrecken sind leider nicht mehr verfügbar.

„Einer der komfortabelsten Turns“

Krognes übernahm zum Schlussturn auf Trockenreifen. Im Blog sagt er, dies sei einer seiner komfortabelsten Turns gewesen. Seine Aufgabe war, den Wagen sicher ins Ziel zu bringen und den Vorsprung zu verwalten. Sechs Runden später wurde das Rennen abgebrochen, nachdem erneut Regen eingesetzt hatte und bereits einige Unfälle passiert waren.

Bei seinem Renndebüt schaffte der LMS-Audi-TT-RS2 auf Anhieb die schnellste Zeit im Training, einen Klassensieg, Platz sechs im Gesamtklassement und führte für zwei Runden das Feld an. Letzteres ist einem SP3T-Boliden vorher noch nie geglückt und auch der sechste Gesamtrang ist das beste Ergebnis eines Wagens aus der Klasse für Zwei-Liter-Motoren mit Turboaufladung.

Teamchef Lautner stapelt aber weiter tief: „Man sollte sich durch das Ergebnis nicht blenden lassen. Wir haben das Rennen aufgrund einer guten taktischen und einer sehr guten fahrerischen Leistung gewonnen und vor allem aufgrund von einem bei diesen Wechselbedingungen grandiosen Dunlop-Regenreifen“.

Allerdings stellte sich bei den Testfahrten am Freitag heraus, dass die Getriebeabstufung noch nicht optimal mit der Leistungsentfaltung des Motors harmoniert. Zunächst wurde nur der sechste Gang etwas kürzer übersetzt. Wenn der Getriebelieferant die entsprechenden Teile bereitstellt soll auch der zweite Gang, der noch etwas zu lang ausgelegt ist, angepasst werden.

Inwiefern die Maßnahme die Performance des TT RS2 weiter verbessert, wird sich in gut vier Wochen zeigen, wenn die Truppe ihr zweites Rennen mit dem Wagen bestreitet. Ob man danach immer noch von Glück reden kann?