Kolumne: Von der RCN in die VLN, vom E30 in den Cayman

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Nach seinem Unfall beim vierten RCN-Lauf musste Moritz Kranz zuletzt eine Zwangspause einlegen. Doch dem BMW-Fahrer eröffneten sich am vergangenen Samstag eine neue Möglichkeit: Der SportsCar-Info-Kolumnist pilotierte einen Porsche Cayman für PROsport Performance in der VLN.

Lang, lang ist es her, dass ich meine letzte Kolumne hier bei SportsCar-Info geschrieben habe. Nach dem schweren Unfall aufgrund einer Ölspur beim vierten Lauf der RCN war die Saison erst einmal gelaufen. Körperlich hat mich der Unfall zirka 14 Tage beeinträchtigt, viel schlimmer hat es aber den BMW getroffen: An dem Auto war so ziemlich alles krumm, was krumm sein kann: Unterboden hochgekommen, alle Motorlager abgerissen, Rückbank verzogen, Mittelkonsole verbogen …

Nachdem die Karosse gerichtet war stellte sich heraus, dass sowohl Motor als auch Getriebe und Differential ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Derzeit wird das Auto immer noch aufgebaut, ob der weiße E30 diese Saison nochmal in der RCN fährt, ist somit eher fraglich.

Aber man muss ja auch mal Glück haben: Am Donnerstag bekam ich von einem guten Freund die Info, dass auf „seinem“ Cayman in der VLN ein Fahrerplatz freigeworden ist. Nachdem sicher war, dass mein Budget ausreicht, wurde beim Team angefragt, ob ich als Ersatz einspringen könnte. Am Freitagnachmittag war es dann fix, ich durfte den Platz im Porsche Cayman mit der Startnummer 419 vom Team PROsport Performance einnehmen.

300 PS, Regen, VLN

Dank der Wetterprognose konnte die Nacht von Freitag auf Samstag durchaus als unruhig bezeichnet werden. Man macht sich halt schon so seine Gedanken: Über 300 PS im Porsche, dazu Regen auf der Nordschleife und dann die VLN, in der richtig rein gehalten wird.

Am Samstagmorgen ging es dann früh zur Strecke. Nebel auf dem Hinweg deutete jedoch schon an, dass sich der Zeitplan nach hinten verschieben würde. 7.45 Uhr ging es dann in die sehr kurze Fahrerbesprechung, der Rennleiter hatte allem Anschein nach vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten der Piloten … 

Um 9.10 Uhr startet die Qualifikation mit vierzig Minuten Verspätung. Ich hatte den dritten Stint, meine beiden Teamkollegen Andy Patzelt und Dominik Schöning fuhren jeweils zu Beginn eine schnelle Runde. So hatte ich dann noch fast 55 Minuten Zeit, um mich an das Auto und die Streckenbedingungen zu gewöhnen. Rundenzeiten waren in dieser Situation völlig egal.

Die alten Fotostrecken sind leider nicht mehr verfügbar.

Keine Durchsage von Rundenzeiten und Positionen

Ich hatte auch vorher mit meinem Ingenieur abgesprochen, dass ich per Funk nichts von irgendwelchen Rundenzeiten und Positionen hören wollte, um mich so voll und ganz auf das Auto und seine Eigenschaften konzentrieren. Beim fahren selber hab ich das Auto dann in diverse Lastwechsel gezwungen, sehr hart und plötzlich ins ABS gebremst (vorher natürlich im Spiegel geschaut ;-)) um einfach die Verhaltensweise des Cayman zu verstehen. 

Für das Rennen war die Absprache mit meinem Ingenieur übrigens ähnlich: Ich fahr mein Tempo, fertig. Nur auf der Döttinger Höhe kurzer Funkkontakt, ob alles okay ist, mehr nicht. Ich bin dann jedoch von mir aus öfters an den Funk und hab auf Regen an diversen Stellen aufmerksam gemacht, schließlich hatten wir ja mehrere Fahrzeuge auf der Strecke.

Das Rennen wurde dann unter den denkbar schwierigsten Bedingungen gestartet: GP-Strecke ist abgetrocknet, aber wie sieht es auf der Nordschleife aus? Auf Risiko gehen und Slicks nehmen oder doch Regenreifen? Andy fuhr den Start und kam dann nach zwei Runden zum Reifenwechsel, die Strecke war einfach zu trocken für die Regenreifen. Hätten wir gewusst, dass es zehn Minuten später „Cats and Dogs“ regnen würde, dann … aber hätte, wäre, wenn nutzt ja nix, wie sagt der Kölner so schön: „Et es wie et es.“

Eiskalte Reifen auf abtrocknender Strecke

Ich habe das Auto dann nach elf Runden übernommen, es wurde wieder auf Slicks gewechselt. Auf abtrocknender Bahn dann also mit eiskalten Reifen ins Rennen. Ich hätte mir einfachere Bedingungen gewünscht, aber an Herausforderungen wächst man ja. Hat man mir zumindest irgendwann mal gesagt. 😉

Die erste Runde war dann schon recht heikel, bis in den dritten Gang Wheelspin, Unter- und Übersteuern und keinen blassen Schimmer, wo die Nordschleife nass oder trocken sein wird. Nach drei Runden kamen die Reifen dann so langsam in ein Temperaturfenster, mit dem ich arbeiten konnte, ich bekam immer mehr Gefühl für den Porsche und die Rundenzeiten bewegten sich dann auch gut unter der Zehn-Minuten-Marke und ich konnte den Cayman von P9 auf P7 vorfahren. Wenn ich mir dann überlege welche Bedingungen mit immer mal wieder leicht einsetzenden Regen, Dreck und Verkehr auf der Strecke herrschten, dann bin ich mit meiner Leistung wirklich vollkommen zufrieden.

Zu guter Letzt möchte ich mich noch bei Andy, meinen Eltern und dem Steakhouse Bovino bedanken. Ohne deren Engagement wäre mein Einsatz wohl nie zustande gekommen! Und natürlich geht mein Dank auch an Teamchef Christoph Esser, der mir seinen Porsche Cayman anvertraut hat!

In diesem Sinne, macht es gut und bis zum nächsten Mal!

Moritz