Audi in Spa: Mit stumpfen Waffen aufs Podium

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Nach zwei Siegen in den beiden vergangenen Jahren bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps war Audi angetreten, den Hattrick perfekt zu machen. Doch die Balance of Performance durchkreuzte die Pläne des Ingolstädter Herstellers. Versöhnliches Ende mit den Plätzen drei und vier.

Audi wollte es wissen. Ein geballter Werkseinsatz mit allem, was dazu gehört, sollte den dritten Triumph in den Ardennen sicherstellen. Die Mannschaften von WRT und Phoenix wurden entsandt und mit dem bestmöglichen Fahrermaterial ausgestattet, welches die vier Ringe zu bieten haben. Die Präsenz der sportlichen Führungsetage inklusive dem Chef Doktor Wolfgang Ullrich höchstselbst sollte gleichermaßen die Wettbewerber beeindrucken und die eigenen Mitstreiter beflügeln.

Die Ränge drei und vier bei einer extrem harten Langstreckenhatz mit allerbester Konkurrenz lesen sich auf dem Papier zunächst auch gar nicht so schlecht. Aber ganz ehrlich: Ohne das Unvermögen und Pech der vielen Mitbewerber um die besten Plätze wäre wohl auch dieses Ergebnis bei der diesjährigen Ausgabe des Klassikers nicht möglich gewesen. Nicht nur für hartgesottene Audi-Fans war offensichtlich: Die Ringträger kämpften mit stumpfen Waffen.

Ernüchterung in der Qualifikation

Schon in der Qualifikation wurde deutlich, dass Audi bei dieser Ausfahrt ins Hohe Venn bestenfalls eine Nebenrolle spielen würde. Lediglich Laurens Vanthoor schaffte es in die Top-Qualifikation der besten Zwanzig am Freitagabend – symptomatisch für das Audi-Abschneiden an diesem Wochenende. Mit verbeultem Heckflügel rollte der junge Belgier nach einem Einschlag auf seiner schnellen Runde in die Box zurück. Der Beste Audi auf Startplatz zwanzig.

Der Audi-Sportchef Ullrich war dementsprechend schon vor dem Rennen angefressen: „Man macht es uns in diesem Jahr durch die Einstufung extrem schwer. Wir erwarten ein sehr hartes Rennen.“ Im Rennen sollte es die Zuverlässigkeit zusammen mit der Erfahrung der Einsatzteams richten. „Nun konzentrieren wir uns darauf, im Rennen mit der bekannten Zuverlässigkeit von Audi, einer optimalen Strategie und effizienten Boxenstopps möglichst weit nach vorn zu kommen“, so Dirk Spohr, Leiter des Kunden-Management bei Audi.

Im Rennen viel Schrott

Dieser Plan ging für das Trio André Lotterer, Christopher Mies und Frank Stippler im WRT-Audi-R8 weitgehend auf. Lediglich ein Reifenschaden in der Nacht warf die Drei kurz aus dem Rhythmus. Davon abgesehen rollten sie locker durch und profitierte von den Ausfällen der lange vor ihnen fahrenden BMW vom Team Marc VDS, die nacheinander das Handtuch warfen und schlussendlich von Pech des Kessel-Ferraris, der sich schon auf dem Bronzerang festgebissen hatte, ehe sich das Antriebsaggregat des Italieners in Wohlgefallen auflöste.

Die Phoenix-Truppe Christopher Haase, Oliver Jarvis und Harold Primat folgte den Markenkollegen mit einer Runde Respektabstand auf den vierten Platz. Der Schwesterwagen der Eifelaner mit Enzo Ide, Anthony Kumpen und Markus Winkelhock erlebte hingegen keine Zielankunft. Gut vier Stunden vor Rennende war Ide bei einer Überrundung bei Stavelot etwas zu optimistisch und zerstörte sein Gefährt und den Ferrari, den er glaubte schon passiert zu haben, als er die Spur wechselte.

In der Anfangsphase des Rennens war WRT mit Stéphane Ortelli, René Rast und Laurens Vanthoor Audi intern das Maß der Dinge. Kleine Ursache, große Wirkung: Ein defektes Starter-Relais begrub schon früh die Hoffnungen der Drei auf eine gute Platzierung. Ein Getriebeschaden besiegelte das Ende des Renners. Ob des eh schon großen Rückstands verzichtete Vincent Vosses Mannschaft auf eine Reparatur und legte in der Box eine Decke über den R8.

Für Mattias Ekström, Marcel Fässler und Edward Sandström kam das Ende kurz vor Mitternacht. Kollision mit einem Ferrari, gebrochene Hinterrad-Aufhängung, aus der Traum. Für Matt Halliday, Niki Mayr-Melnhof und Rahel Frey bedeutete ein Einschlag ausgangs der Eau Rouge nach einem Reifenschaden das Ende.

Besserung in Sicht

„Das Renntempo der Spitze konnten unsere Teams aufgrund der aktuellen Balance of Performance eindeutig nicht halten“, schmollte Ullrich nach dem Podium. „Wir sind mehrfach überrundet worden. Das zeigt, wie groß die reglementbedingten Unterschiede im Feld waren. Wenn selbst unser Spa-Vorjahressieger Frank Stippler, BES-Meister Christopher Mies, DTM-Champion Mattias Ekström und unsere zweimaligen Le-Mans-Gewinner André Lotterer und Marcel Fässler bei diesem Rennen chancenlos waren, bleiben keine Zweifel. Unsere Fahrer mussten zum Ausgleich ein sehr hohes Risiko eingehen. Die Kunden von Audi hätten gerne wie 2011 und 2012 erneut um den Sieg gekämpft, doch das war diesmal unmöglich. Das ist sehr bedauerlich, denn das größte GT3-Rennen der Welt hätte gewiss einen intensiveren Wettbewerb aller neun Marken verdient gehabt.“

Indes melden die Kollegen der britischen „Autosport“, dass für die Audi-Teams berechtigte Hoffnung auf eine bessere Einstufung für den Rest der Saison besteht. Im Interview mit dem Magazin zeigte sich der SRO-Chef Stéphane Ratel reumütig und gab Fehler bei der Einstufung der Audi-Renner zu. Er gelobte Besserung und stellt eine Korrektur der BoP schon vor dem nächsten Lauf der FIA-GT-Serie Mitte August auf dem Slovakiaring in Aussicht.

Aber Vorsicht liebe Herren der Ringe: Auch die Porsche-Rennställe machten sich vor der Ardennen-Hatz Hoffnung auf einen größeren Luftmengenbegrenzer. In Zuffenhausen muss man da aber etwas falsch verstanden haben. Die BoP-Macher gaben den Neunelfern eine Mitgift in Form von zehn Kilogramm Ballast mit auf die Reise nach Belgien.