Dominik Farnbacher: Ein Rennfahrer erobert Amerika

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Er lebt den amerikanischen Traum: Dominik Farnbacher ist einer der wenigen deutschen Rennfahrer der American Le Mans Series. Trotz seiner Erfolge in Amerika, wohnt Farnbacher in seiner fränkischen Heimat Ansbach. Was steckt hinter dem schnellen ALMS-Piloten?

Ein normales, modern eingerichtetes Wohnzimmer eines jungen Mannes: Ein Ledersofa, ein großer Flachbildschirm und viele Fotos. So scheint der erste Eindruck beim Eintreten in die Wohnung von Dominik Farnbacher. Doch beim zweiten Blick wird klar: Hier wohnt ein Rennfahrer. Ein auffälliger Rennfahrersessel vor dem Fernseher, Trainingsgeräte in der Ecke. Ein Pokal nach dem anderen steht auf dem Regal neben dem Fernseher.

Schon als kleiner Junge war Dominik an der Rennstrecke unterwegs. Sein Vater, Horst Farnbacher, fuhr früher selbst hobbymäßig Rennen. „Ich war noch ganz klein, als mein Vater mich mitgenommen hat“, erzählt Dominik und holt eines der vielen Fotos vom Regal. Darauf zu sehen: Sein Vater mit dem kleinen Dominik auf dem Arm. Daneben der Renn-VW-Polo. „Ich hatte immer Angst vor dem lauten Motor“, erinnert sich Dominik. „Aber mich hat auch die Geschwindigkeit fasziniert“. Er grinst und lacht, als er sich daran erinnert. Ein unverwechselbares Lachen, das einem in Erinnerung bleibt. Dominik wird glücklich und zufrieden.

Doch die Zeiten von Dominik waren nicht immer glücklich. „Ich wusste von Anfang an: Ich will auch Rennen fahren“, sagt Dominik. Die finanziellen Mittel seiner Eltern ließen es erst nicht zu. So blieb es beim Amateursport – Kartslalom. Gegen seine Konkurrenten jagte er um die schnellste Zeit.

„Ich hab die anderen eher abgeräumt, statt sie zu überholen“

Als Dominik 17 Jahre alt war, erzählte ihm sein Vater von einem Talentwettbewerb von BMW, bei dem Nachwuchstalente gesucht wurden. Kurzerhand nahm er teil – und gewann. In einer Saison des ADAC-Junior-Cups ging er an den Start. Doch aller Anfang ist schwer. „Mir fehlte die Zweikampferfahrung. Ich hab die anderen eher abgeräumt, statt sie zu überholen“, gesteht sich der heute 28-Jährige ein. 

Danach wurde es erst mal ruhig um den fränkischen Rennfahrer. Gleichzeitig erweiterten seine Eltern das Farnbacher-Autohaus in Ansbach und sein Vater stellte sein eigenes Rennteam auf. „Farnbacher Racing“ war geboren. Als die Rennfahrerfamilie, einen Sponsor gefunden hatte, ging es auch für Dominik bergauf. „2006 fuhr ich das 24-Stunden-Rennen mit zwei weiteren Fahrern in Le Mans“, erzählt Dominik.

Mit mehr als 500 PS raste Dominik mit einem Porsche-Neunelfer für Seikel Motorsport über die Rennstrecke. Runde um Runde, Stunde für Stunde. Die Boxenstopps liefen perfekt, die Fahrerwechsel fehlerfrei. Das Team lag 23 Stunden auf Position eins – der Sieg zum Greifen nahe. Die letzte Stunde war angebrochen. Sieben Runden Vorsprung auf den Zweiten. Dann der Schock: Der Porsche rollte aus. „Der Ganghebel ist abgerissen und ich stand im Leerlauf“, erzählt Dominik. Ein Weiterfahren war unmöglich. „Ich bin ausgestiegen und habe geheult“, sagt Dominik und das sonst so freudige Lachen verschwindet aus seinem Gesicht, als er sich daran erinnert.

Die alten Fotostrecken sind leider nicht mehr verfügbar.

Glück im Unglück: SRT entdeckt Farnbacher bei Le-Mans-Drama

Nach einer Viertelstunde fragte ihn ein Reporter: „Kannst du das nicht reparieren?“ Total perplex, dass er das darf, begann Dominik nach einer Möglichkeit zu suchen. Weit weg durfte er sich von seinem Fahrzeug nicht bewegen wegen des vorgeschriebenen Reglements. „Ich hab dann den Henkel der Kühlbox abgerissen, die neben mir im Auto stand“, erzählt Farnbacher. „Damit schaffte ich es, den zweiten Gang einzulegen“.

Damit fuhr er die halbe Strecke entlang, bis ihm der Gang wieder rausgesprungen war. Ein erneutes Basteln an der Gangschaltung ermöglichte es ihm im Schneckentempo zurück an die Box zu fahren. Das Team reparierte den Schaden und schickte ihn zurück auf die Strecke. Dabei ging viel Zeit verloren und es war zu spät: Der Zweitplatzierte hatte sie bereits überholt. „Das war die größte Enttäuschung meines Lebens“, sagt Farnbacher.

Dominik hatte jedoch Glück im Unglück. Die Situation verhalf ihm zu seinem jetzigen Job. „Ein amerikanisches Rennteam hat das Ganze beobachtet und war so überzeugt, dass sie mich gleich mit nach Amerika genommen haben.“

Der fast 1,90 Meter große Fahrer hat es in die höchste Liga des GT-Sports geschafft. Als Fahrer des SRT-Motorsports-Team, pilotiert er eine Viper GTS-R und fliegt jetzt alle paar Wochen nach Amerika um dort seine Rennen zu bestreiten. „Das ist aber auch nicht einfach – ich habe Flugangst“, sagt Dominik, den die Amerikaner liebevoll „Dom“ nennen. Um sich von seiner Angst abzulenken, schaut er Filme oder plaudert mit seinen Kollegen.

„Ansonsten fahre ich eher wie ein Opa“

Nach Amerika zu ziehen, ist aber keine Option für ihn: „Ich brauche meine Familie um mich rum“. Sein kleiner Bruder Mario, der selbst Rennfahrer ist, bestätigt das: „Dominik braucht uns, und wir brauchen ihn. Familie ist sehr wichtig“. Zusammen gehen die Brüder feiern oder machen Sport. „Dominik kann auch sehr stur sein“, sagt Mario lachend. „Aber das liegt in der Familie“. Ob er Angst hat, dass seinem Bruder in dem nicht ungefährlichen Beruf etwas passieren könnte? „Nein, ich kenne ihn. Er weiß, was er tut und er kennt seine Grenzen“, antwortet Mario ernst.

Nur mit einem klappt es bei Dominik nicht: die Sache mit den Frauen. „Es ist schwierig, eine zu finden, die das Ganze mitmacht“, erklärt er. „Frauen müssen akzeptieren, dass ich oft unterwegs bin. Aber das tut keine“. Irgendwie verständlich: Wenn Dominik nicht Rennen fährt, arbeitet der gelernte Automobilkaufmann im Betrieb seines Vaters, den er später übernehmen will.

Und wie verhält sich ein Rennfahrer im Straßenverkehr? „Ich habe Punkte in Flensburg“, sagt Dominik grinsend. „Da musste es echt schnell gehen. Ansonsten fahre ich eher wie ein Opa“.

Farnbachers größtes Ziel: „In den nächsten fünf Jahren will ich die 24 Stunden vom Nürburgring, das Daytona-Rennen und die 24 Stunden von Le Mans gewinnen“. Platz für die drei Pokale hat Dominik jedenfalls: Auf dem Regal neben dem Fernseher ist noch was frei.