Spa 24: Nächste Etappe auf dem Mercedes-Siegespfad

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Sternstunde in den Ardennen: Mercedes-Benz avanciert zum GT3-Branchenprimus. Die HTP-Delegation bezwang Porsche-Konkurrent Manthey und gewann die 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Damit errangen die Sternenkrieger den vierten Langstrecken-Erfolg der Saison. Neuerlich eine Schlüsselfigur: Bernd Schneider.

Mercedes-Benz setzt seinen Siegeszug ungebremst fort. Die Marke mit dem Stern dominiert diese Saison die Langstrecke in der GT3-Szene. Nach den Erfolgen mit Black Falcon in Dubai und auf dem Nürburgring sowie mit Erebus Motorsport in Bathurst obsiegte HTP Motorsport schließlich bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Eine exponierte Rolle spielte stets DTM-Rekordmeister Bernd Schneider, welcher bei sämtlichen Triumphen zur Besatzung gehörte.

In den Ardennen teilte sich das Mercedes-Urgestein die Schichten mit dem amtierenden GT3-Europmeister Maximilian Buhk und dessen Namensvetter Maximilian Götz, welcher heuer seinen Titel in der deutschen GT-Serie verteidigt. „Der vierte Siege in Folge bei einem Langstreckenrennen ist ein überwältigendes Resultat für mich“, jauchzte Schneider nach dem Gefecht. „Ich hätte mir nie erträumt, nach Dubai, Bathurst und am Nürburgring jetzt auch noch hier in Spa-Francorchamps zu gewinnen.“

Zumal in Szenenkreisen lediglich eine Minderheit den Rennstall aus dem hessischen Limburg im Vorhinein als Anwärter auf den Gesamtsieg wertete. Doch bereits im Auftakttraining sendete HTP Motorsport ein erstes Fanal ins Lager der Konkurrenz und Skeptiker – Bestzeit auf dem Circuit de Spa-Francorchamps. Im Rennen kletterte das Stuttgarter Dreigestirn Schneider, Buhk und Götz schließlich peu á peu an den Kopf des Klassements.

„Unser Auto lief wie ein Uhrwerk“

Schlussendlich verblieben am Sonntagmorgen nach einem wahrlichen Favoritensterben einzig Mercedes-Benz und die Porsche-Kontrahenten von Manthey-Racing im Wettstreit um die Ardennen-Krone. „Unser Auto lief wie ein Uhrwerk“, attestiert Schneider seinem Dienstwagen, welcher ohne technische Probleme seine Runden drehte. Zum Finale entbrannte abschließend ein enges Fernduell zwischen HTP Motorsport und Manthey-Racing. 

Da die Antagonisten um den Gesamtsieg am Sonnabend verschiedene Strategien wählten, wechselte die Führung fortdauernd. Die Porsche-Equipe aus Meuspath profitierte von einem geringerem Benzinverbrauch und absolvierte ihre Boxenstopps schneller als die Konkurrenz. Auf diese Weise kompensierten die Nordschleifen-Spezialisten ihren Nachteil auf der Strecke – letzten Endes verzeichnete der neongelbe Neunelfer zwei Stopps weniger als der Flügeltürer.

HTP Motorsport riskierte dagegen Doppelstints und wechselte lediglich bei jedem zweiten Halt die Reifen des Silberpfeils. Obendrein nutzte die Mercedes-Benz-Delegation die ersten Gelbphase am Samstag, um seinen ersten Stopp frühzeitig abzuwickeln. Mit Erfolg. Mit dieser taktischen Finesse manövrierte sich HTP zwischenzeitlich in Führung und machte in der Nacht sodann Position für Position gut.

Strafe für Manthey-Racing führt Entscheidung herbei

Am frühen Morgen fanden sich Schneider, Götz und Buhk auf dem Silberrang wieder. „Ich habe nicht gewusst, dass ich eine 24-Stunden-Qualifikation bestreiten würde“, rapportierte Schneider bei der Pressekonferenz nach der Siegerehrung. „Wir haben die ganze Nacht alles gegeben, und die letzten zwei Stunden konnte ich nicht sanftmütiger werden, deshalb haben wir nicht nachgelassen.“ Die endgültige Entscheidung führte jedoch ein Malheur der Manthey-Truppe herbei. 

Nach einer Safety-Car-Phase trat Porsche-Werksfahrer Patrick Pilet einen Augenblick zu früh aufs Gaspedal und überholte einen Mitstreiter unter gelber Flagge. Dieses Vergehen ahndete die Rennleitung mit einer Durchfahrtsstrafe. Somit waren die Würfel gefallen. Ferner kämpfte Manthey-Racing hinfort mit stumpfen Waffen. „Am Ende hatten wir einige kleine Probleme mit unserem Motor, wir fuhren letztlich nur noch mit fünf Zylindern“, gab Marc Lieb nach der Hatz zu Protokoll. „Darum konnten wir nicht mehr kontern.“

Nichtsdestotrotz herrscht Zufriedenheit mit dem Silberrang im Porsche-Lager. „Wir freuen uns über den Podiumsplatz“, kommentiert Stallgefährte Richard Lietz den Erfolg. „Nach dem Qualifying hatten wir nicht erwartet, ganz vorne mitspielen zu können, aber wir waren die ganze Zeit in Schlagdistanz zum Sieger.“ Sein Kollege Lieb pflichtet bei: „Wir können auf P2 stolz sein; jedermann erledigte seien Aufgaben großartig.“

AMG-Flügeltürer derzeit erfolgreichstes GT3-Fahrzeug

Unterdessen vermutete Rivale Schneider, es dräue ihm noch ein Stoßstangenduell bis ins Ziel. „Porsche hatte einen besseren Spritverbrauch und ihre Stopps waren kürzer, deshalb mussten wir mehr geben, um sie zu schlagen“, erklärte der Altmeister. „Ohne die Durchfahrtsstrafe für die Jungs hätten wir bis zur Ziellinie kämpfen müssen. Was ich gerne gesehen hätte.“ Letzten Endes rollte das Manthey-Trio Lieb, Lietz und Pilet allerdings mit einem Umlauf Rückstand über die Ziellinie. 

Mit dem Triumph im Hohen Venn avanciert der Mercedes-Benz SLS AMG mehr oder minder zur Referenz der GT3-Branche. Schon in der letzten Saison stammten die Meisterautos der GT-WM, der GT-EM und der deutschen GT-Meisterschaft aus der schwäbischen Automobilschmiede. In diesem Jahr erfocht Mercedes-Benz den Siegerpokal bei den prestigeträchtigen 24 Stunden von Dubai, dem Zwölf-Stunden-Rennen in Bathurst sowie den 24-Stunden-Klassikern auf dem Nürburgring und in Spa-Francorchamps.

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