Tipp der Redaktion: Wer gewinnt die GT3-Kraftprobe in den Ardennen?

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Die SportsCar-Info-Redaktion ist sich einig: Audi und BMW nehmen bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps die Favoritenstellung ein. Aber: Porsche rüstet mit sieben Werksfahrern zur Gegenoffensive. Außerdem: Welche Rolle spielen Aston Martin, McLaren und Ferrari? Die Tipps der Schreiberlinge.

Der Tenor in der SportsCar-Info-Redaktion ist eindeutig: Audi und BMW machen das Rennen bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Doch kann die Porsche-Fraktion mit Manthey-Racing als Speerspitze die Vorrangstellung der bayrischen Hersteller anfechten? Und welches Potenzial bergen Aston Martin, McLaren und Ferrari? Die Einschätzung der Redakteure nach Favoriten, Herausforderern und Geheimtipps.

Ralf Kieven: Eine Voraussage auf den Sieger der diesjährigen 24 Stunden von Spa-Francorchamps gleicht einem Blick in den Kaffeesatz. Zu eng geht es an der hochklassig besetzten Spitze zu. Über die Hälfte der Pro-Klasse darf sich berechtigte Hoffnung machen, bei der Vergabe der Pokale anwesend zu sein. Wie so oft im Langstreckensport werden Zuverlässigkeit und Konstanz die ausschlaggebenden Punkte sein.

Trotzdem lege ich mich (mal wieder) auf ein BMW-Team fest. Die Heimmannschaft von Marc VDS Racing ist einfach mal dran. Mit dem Joker Maxime Martin in der Hand sollte die Truppe des Grafen auch ohne Regen zum Schnellsten gehören, was am kommenden Wochenende durch die Ardennen braust. Wer sich die Boxenmannschaft am Ring einmal genau angeschaut hat, konnte beobachten, dass bei der Truppe auch nach 23 Stunden noch jeder Handgriff perfekt sitzt. Mit großen Fehlern ist da nicht zu rechnen. 

Die größte Konkurrenz kommt von Audi. Mit einem geballten Werkseinsatz wollen die Ingolstädter den dritten Sieg in Folge nach Hause holen. Besonders stark in den Reihen der Ringträger: Mattias Ekström, Edward Sandström und Marcel Fässler im WRT-Audi. Aber auch der Rest des Audi-Aufgebots kann sich sehen lassen.

Auch Porsche kommt nach zwei Jahren Abstinenz mit einer großen Abordnung mit Werksfahrern zurück ins Hohe Venn. Manthey-Racing hat den einzigen Wagen, der komplett mit Zuffenhausener Leihgaben besetzt ist und bildet die Speerspitze der Elfer-Armada. Allerdings brauchen die Flachkäfer möglicherweise eine kleine BoP-Frischzellenkur. Bislang waren die Porsche-Teams in der BES-Serie eher im Mittelfeld anzutreffen.

Maximilian Graf: An diesem Wochenende steigt im Ardenner Wald der Showdown im Kräftemessen der GT3-Riege. Mit wenigen Ausnahmen tritt bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps jedermann an, der im europäischen Langstrecken-Sport Rang und Namen hat. Daher gestaltet sich die Favoritenfrage ungemein schwierig. Schließlich umfasst das Teilnehmerfeld beinahe siebzig Fahrzeug, darunter rund zwanzig gesamtsiegfähige Besatzungen.

Nichtsdestoweniger hat eine Hersteller-Delegation zweifelsohne die Favoritenrolle inne: Audi. Seit die GT3-Kategorie die Spitzenklasse beim belgischen Traditionsrennen bildet, ist die Marke mit den vier Ringen unbezwungen. Auch in diesem Jahr blasen die Ingolstädter mit einem Fahrzeugsextett zur Offensive. Fraglos: Wer Aspirationen auf den Siegerpokal hat, muss die heimische WRT-Equipe und das am Nürburgring ansässige Phoenix-Ensemble überwinden.

Die Herausforderer? Marc VDS Racing. Der BMW-Rennstall aus Gosselies konkurrierte bereits im zurückliegenden Jahr mit den Ingolstädtern auf Augenhöhe. Obendrein hat Marc van der Straaten ein Ass im Ärmel: den Erfolgsgaranten und Regentänzer Maxime Martin, der zuletzt in Le Castellet und auf der Nordschleife auftrumpfte. Apropos Nordschleife: Manthey-Racing hegt mit dem neongelben kleinen Dicken ebenfalls Ambitionen, den Sieg zu erringen. Ferner formiert sich das Aufgebot aus den Porsche-Werksfahrern Marc Lieb, Richard Lietz und Patrick Pilet.

Mit der Rolle des Außenseiters begnügt sich Aston Martin. Unter der Nennung von GPR tritt der Konstrukteur aus dem Vereinigten Königreich mit einer hochkarätigen Besetzung an: den Werkspiloten Darren Turner und Jamie Campbell-Walter sowie Sportwagen-Ass Bertrand Baguette. Darüber hinaus sollte man Hexis Racing und McLaren auf dem Radar haben. Falls die Technik mitspielt haben Stef Dusseldorp, Alexander Sims und Álvaro Parente durchaus das Potenzial, das Podest zu erklimmen.

Daniel Stauche: Ein ganz klarer Favorit lässt sich nach dem bisherigen Saisonverlauf der BES noch nicht ausmachen. Dennoch ist es meiner Meinung nach am wahrscheinlichsten, dass BMW und Audi den Sieg unter sich ausmachen werden. Zwar haben die Ingolstädter im Gegensatz zu den Münchenern (auf dem Paul Ricard HTTT) noch kein Rennen gewonnen, aber vor allem WRT muss mit den vier bestens besetzten Autos als ganz heißer Anwärter beachtet werden.

Die Belgier konnten sich unter anderem die Dienste von den Langstrecken-Weltmeistern André Lotterer und Marcel Fässler sichern, dazu kommen hochkarätige Stammfahrer wie Laurens Vanthoor und René Rast. Auch die Phoenix-Mannschaft darf nicht außer Acht gelassen werden. Dem gegenüber steht Marc VDS Racing mit Maxime Martin, dem aktuell wohl besten GT-Piloten.

Allerdings werden auch McLaren und Ferrari im Kampf um den Sieg mitreden wollen, und als Geheimtipps zur Stelle sein, wenn sich BMW und Audi Fehler leisten. Die britischen Supersportler von ART Grand Prix und Gulf Racing zeigten bereits in Monza ihr Potential – einem Hochgeschwindigkeitskurs wie Spa. Den ersten Lauf in Italien aber gewann Kessel Racing mit Daniel Zampieri, César Ramos und Davide Rigon, die auch in den Rennen danach gleichmäßig an der Spitze fuhren. Nicht umsonst reisen die Tifosi als Tabellenführer nach Belgien.

Daniel Schnichels: Den Sieg beim 24-Stunden-Rennen in Spa werden meiner Meinung nach nur zwei Hersteller unter sich ausmachen: Audi und BMW. Audi, WRT und Vorjahressieger Phoenix muss man immer auf der Rechnung haben. Nicht umsonst haben sie auf dieser Strecke die letzten zwei Rennen gewonnen.

Jedoch sehe ich BMW in diesem Jahr leicht favorisiert. Audi konnte mich in der bisherigen Saison noch nicht überzeugen. BMW, allen voran Marc VDS, untermauerte nicht zuletzt beim letzten Lauf in Le Castellet seine Favoritenstellung. Zudem schickt Marc VDS gleich drei Boliden ins Rennen, einen bestückt mit BMW Werksfahrer und Vohrjahressieger Andrea Piccini. Zudem hat Marc van der Straaten im Boliden um Maxime Martin einen ebenfalls starke Besetzung.

Lediglich als Geheimfavorit gehen für mich Porsche und Mercedes-Benz ins Rennen. Sollte einer der beiden großen Favoriten ins Straucheln geraten, so wird Mercedes eiskalt zuschlagen. Nicht umsonst haben die Flügeltürer dieses Jahr bereits in Dubai und auf dem Nürburgring Siege eingefahren. Jedoch kommt es bei allen auf das Gleiche an: eine konstante und vor allem unfallfreie Vorstellung abzuliefern.

Hendrikje R. Neumann: Das bevorstehende Rennen in Spa-Francorchamps dürfte nach den bisherigen Ergebnissen in der Blancpain Endurance Series wohl im Zeichen eines Spitzenduells zwischen den belgischen BMW- und Audi-Teams stehen.

Bereits im vergangenen Jahr hatten diese beiden Teams mit einem klaren Heimvorteil das Bild der Führungsgruppe geprägt. Und so setzt der Sieger aus dem vorletzten Jahr, Belgian Audi Club Team WRT, in diesem Jahr mit altbewährten Fahrern wie Frank Stippler, René Rast und Stéphane Ortelli ganz klar auf die erreichte Erfahrung des letzten Spa-Einsatzes. Zusätzlich kann das Team mit dem schwedischen Duo Edward Sandström und Ex-DTM-Meister Matthias Ekström in ihrem vierten Audi-GT3-Boliden unter Umständen sogar das komplette Podest in den Audi-Farben schmücken. Das wird mit Blick auf den derzeitigen Stand in der Blancpain-Endurance-Wertungstabelle sogar umso wahrscheinlicher, als sie derzeit auf Rang drei hinter der BMW-Konkurrenz stehen und in Silverstone mit einem Doppelpodestplatz stark punkten konnten.

Die BMW-Mannschaft Marc VDS Racing, die 2012 in Spa den vierten Platz hinter ihren Markenkollegen von BMW (Vita4One Racing Team) belegten, haben hingegen mit einem Sieg auf dem Paul Ricard HTTT und einem dadurch erreichten zweiten Tabellenplatz in der Serie ihre Ansprüche für das kommende Rennen deutlich gemacht. Ob sie sich mit zwei Fahrzeugen allerdings gegen die stark besetzte Audi-Armada durchsetzen können ,werden die Zwischenfälle auf der Strecke zeigen.

Das medial für einen Podestplatz favorisierte Hexis-Racing-Team hat mit seinem McLaren in Frankreich zwar bereits mit einem zweiten Platz einen hervorragenden Auftritt gehabt, aber ob das französische Team auch auf fremden Terrain die überragenden Leistungen zeigen kann, wie es ihre Pressestelle derzeit publiziert, bleibt abzuwarten.