TDS Racing ist auf dem Weg zur Sicherung seiner Führungskrone in der LMP2. Boutsen Racing will mit WEC-Doppel Dominik Kraihamer und Thomas Holzer aufs Podium in der LMP2. Wird RAM Racing die Dominanz seiner Ferraris in der GTE weiter ausbauen können? Eine Analyse vor dem letzten Rennen der ELMS mit Abschied in die Sommerpause.
Am kommenden Wochenende wird sich die europäische Le-Mans-Serie mit 27 Fahrzeugen nach zweimonatiger Abstinenz im österreichischen Spielberg die Ehre geben. Nachdem 14 der jetzt anrollenden ELMS-Boliden bereits eine Herz-und Nierenprüfung bei der neunzigsten Auflage des prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennens von Le Mans absolviert haben, treten insgesamt 62 eingetragene Fahrer nun in den Klassen der LMP2, LM GTE, LMPC und GTC zum dreistündigen Kampf um weitere Punkte in den Divisionswertungen an.
TDS Racing startet zum Ausbau der Tabellenführung
Zu den Favoriten gehört die Equipe TDS Racing, die mit einem dritten Platz in Silverstone und dem Sieg in Imola in der LMP2 Serie an den Start gehen wird. Obgleich sich die Mannschaft mit ihrem Oreca-03-Nissan auf dem Circuit de La Sarthe mit einem technischen Defekt zwei Minuten vor dem Ende des 24-Stunden-Einsatzes geschlagen geben mussten, führen sie mit 40 Punkten nicht nur die Teamwertung an, sondern ihr Stammpilot Pierre Thierit dominiert auch die Fahrerwertung der ELMS. Er wird mit seinem Kollegen Mathias Beche versuchen, an den Erfolgspfad in Italien anzuknüpfen.
Die in der Divisionswertung punktgleich auf Rang zwei liegenden Rivalen Race Performance und Signatech-Alpine mit ihrem Oreca 03-Judd bezieungsweise Alpine-Nissan haben gute Chancen, einen vorderen Podiumsplatz zu ergattern. Nach einem soliden zweiten Rang für das Duo Michel Frey und Patric Niederhauser in Silverstone respektive für die beiden Signatech-Piloten Pierre Ragues und Nelson Panciatici in den ersten beiden Rennveranstaltungen und einer jeweiligen Platzierung im Mittelfeld nach den 24 Stunden in Frankreich, dürften sie sich auch im Kampf um den Meistertitel der Fahrer einiges erhoffen. Gleiches gilt für die derzeit auf Rang vier stehenden Jota-Sport-Fahrer Simon Dolan und Oliver Turvey, die mit einem Sieg in Silverstone am Samstag in ihren Zytek Z11SN-Nissan steigen werden.
Morand Racing wird angreifen
Gespannt sein darf man auch auf das Duo Natacha Gachnang und Franck Meilleux, die sich nach einem ernüchternden Beginn der Saison im regnerischen Großbritannien von Einsatz zu Einsatz steigerten. In Le Mans bescherten sie ihrem Rennstall Morand Racing schließlich mit Rang fünf der LMP2 die Position des erfolgreichsten teilnehmenden ELMS-Teams unter den insgesamt 66 Startern. Ihr Teamleiter Benoit Morand steckt ihr Vorhaben auf dem Österreichring klar ab: „Wir haben auf das Podium in Imola gewartet und unser Ziel an diesem Wochenende wird das gleiche sein: vorne fahren, unsere Farben zeigen, so viel Punkte wie möglich sammeln und zurück an die Spitze der Teamwertung gelangen.“
Greaves Motorsport zieht Nennung zurück
Greaves Motorsport indes wird erst nach der Sommerpause mit seinen Zytek-Z11SN-Nissan antreten. Nachdem das Team bereits für das Rennen gemeldet war, mussten es nun aufgrund von Planänderungen einer ihrer Sponsoren von ihrem Vorhaben abrücken, sodass sie ihren fünften Rang in der Mannschaftswertung zunächst verlieren werden. Es ist damit das erste Mal seit 2006, dass Teamleiter Jacob Greaves seinen Rennstall nicht an den Start eines europäischen ACO organisierten Rennens führen kann.
Ihren Rang wird ihnen Murphy Prototypes streitig machen. Denn in Le Mans zeigten Brendon Hartley und Jonathan Hirschi, der auch bereits für TDS Racing antrat, mit einem sechsten Rang ihrer Klasse hinter Morand Racing, dass sie mehr Potential haben, als sie in dieser Serie bisher zeigen konnten.
Boutsen Ginion Racing mit starker WEC-Doppelbesetzung
Allerdings werden sie ein hartes Spiel gegen den vierten im Bunde der fünf eingesetzten Oreca-03-Chassis haben. Denn Boutsen Ginion Racing, das bis dato auf den hinteren Rängen einlief, lassen mit Dominik Kraihamer und Thomas Holzer gleich zwei WEC-Fahrer in ihrem Cockpit gastieren, die sie von ihrem Rang sieben in der Divionswertung mit einem Podiumsplatz nach vorne bringen sollen. Kraihamer fuhr bereits 2009 für Boutsen Ginion und hat als Österreicher zumindest unter den Zuschauern bereits einen gewissen Heimvorteil.
Die auf dem letzten Platz der Meisterschaft stehenden Olivier Porta und Stéphane Raffin erhalten durch den in der LMP2 debütierenden Oreca-03-Nissan des russischen Stalls SMP Racing die Möglichkeit, ihren luxemburgischen Lola-B11/40-Judd nach vorne zu befördern. Das Wetter wird an diesem sommerlichen Wochenende mit ihnen sein und so vielleicht auch das Rennglück.
LMPC mit Debütanten
In der LMPC wird es erstmals in diesem Jahr zu einer Variation der Mannschaftsfarben kommen. So starten neben den drei bekannten Formula-Le-Mans-Oreca-09-Boliden von Team Endurance Challenge nun auch das ebenfalls französische Algarve Pro Racing Team mit Cornelius Jones und Nicky Catsburg. Den Thron in der Mannschaftswertung werden die Neulinge nicht anfechten können, aber vielleicht neue Akzente in Richtung der zweiten Saisonhalbzeit setzen.
RAM Racing als Dominator in der LM GTE
Zehn Grand-Tourisme-Fahrzeugen rollen in der LM GTE ein. Und wieder steht die Eingangsfrage um den Sieg eines Ferraris oder eines Porsches. Mit einer Führung im Klassement von 40 Punkten vor dem italienischen AF-Corse-Doppel treten die Briten von RAM Racing mit ihren beiden Ferrari F458 Italia favorisiert in den Kampf um die Krone. Doch nach ihrem Klassensieg in England hat auch der Porsche 911 GT3 RSR mit Christian Ried, Gianluca Roda und Nicholas Tandy gezeigt, dass die Saison ihnen mehr als nur den derzeit dritten Platz der Mannschaftswertung bedeuten kann. Ihre Chancen weitere Punkte zu sammeln erhoffen sie sich auch durch den Einsatz eines zweiten Dreigespanns mit Horst Felbermayr Junior und Senior sowie Klaus Bachler zu sichern.
Mit JMW Motorsport steht der fünfte Ferrari in der Startaufstellung, der als einziger in der LM-GTE-Klasse von Andrea Bertolini bereits den 24-Stunden-Kampf in Le Mans bis zur Zielgeraden absolviert hat. Patrice Milesi und Jean-Karl Vernay für IMSA Performance Mamut werden bemüht sein, ihnen den Rang streitig zu machen. Die an Position fünf mit sechs Punkten Abstand auf JMW Motorsport amtierenden Franzosen haben sich schließlich nur noch gegen das belgische Unterfangen von ProSspeed Competition zu behaupten, die in dieser Saison mit einem Ausfall in Imola und einem fünften Platz auf englischer Nässe wenig besehen konnten.
GTC: Ferrari oder BMW, das ist hier die Frage
Ähnlich wie in Italien sieht das Starterfeld in der GTC aus. Das bisher mit drei Ferrari F458 Italia GT3 Boliden hoch punktende russische Ensemble SMP Racing, schickt mit Fabio Babini, Viktor Shaitar und Kirrill Ladygin sowie Devi Karkozov, Alexander Frolov und Luca Persiani diesmal nur zwei Gruppen in den Cup-Lauf. Dies ist ihre Reaktion auf den erstmaligen Einsatz ihres Oreca-03 in der LMP2-Klasse. Die mit sieben Punkten dahinterliegenden BMW-Z4-Piloten Ollie Millroy, Andrew Smith und Alasdair McCaig werden obgleich dieser klaren Dominanz eine Attacke auf die Führenden für Ecurie Ecosse fahren, um an ihren Sieg in Silverstone und dem dritten Podiumsplatz in Imola anzuknüpfen.
Damit würden sie auch den weiteren Ausbau ihrer Führung in der Fahrerwertung schaffen. Mit nur zwei Zählern Abstand auf die Zweitrangierenden wird AF Corse Andrea Rizzoli, Stefano Gai und Lorenzo Casé ins Cockpit schicken um sich weiter nach vorne zu kämpfen. Denn auch ihre Piloten haben von ihrem derzeitigen zweiten Platz den Blick auf das oberste GT-Cup-Podest unter den Fahrern gerichtet.
Momo Megatron DF1 wird nach seinen bisherigen Einsätzen seines Audi R8 LMS auf das Drei-Stunden-Rennen in Österreich verzichten und damit Kox Racing die Chance vereinfachen, seinen Lamborghini Gallardo LP6000 GT3 erstmals in Punkten nach Hause zu bringen.
Bei bestem Wetter mit 26 Grad Umgebungstemperatur, elf teilnehmenden Nationen, 19 verschiedenen Teams und in Begleitung der Formel Renault 3,5 Liter auf dem Österreichring verspricht dieses Wochenende ein Höhepunkt der ELMS vor der Sommerpause zu werden. Die am Samstag um 10.20 Uhr stattfindende Qualifikation wie auch das Rennen um 16.30 Uhr kann weltweit auf 37 TV-Sendern verfolgt werden, die unter www.europeanlemansseries.com zu finden sind.
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