LMP2: Und am Ende ist wieder Oak Racing vorn

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Mit 21 Fahrzeugen war die LMP2-Klasse die am stärksten besetzte Kategorie der 24 Stunden von Le Mans im Jahr 2013. Während des Rennens kristallisierte sich eine Spitzengruppe heraus und am Ende stand, wie schon in der Qualifikation, die Heimmannschaft Oak Racing ganz oben.

Le Mans 2013 bei den kostenreduzierten Prototypen, auch genannt LMP2, war ein Rennen gegen Eichen – und zwar nicht die sprichwörtlichen Deutschen Eichen, sondern französische. Dennoch kann man der Truppe um Teambesitzer Jaques Nicolet und Teamchef Sébastien Philippe die Standhaftigkeit und Konstanz, wie eben bei einer Deutschen Eiche, zuschreiben.

Denn die im Département Sarthe beheimatete Mannschaft Oak Racing, die die gesamte Langstrecken-Weltmeisterschaft mit zwei Autos bestreitet, für das Saisonhighlight aber auf drei aufgerüstet hat, bewies in Qualifikation und Rennen, warum ihre Morgan-Nissan als große Titelanwärter der FIA WEC gelten.

Dabei war in der Qualifikation eigentlich schon alles klar. Am Mittwochabend fuhr John Martin im ADR-Delta-Oreca eine Zeit von 3:39,535 Minuten und setzte auf diese Weise schon früh eine scheinbar unüberwindbare Hürde. Auch am nächsten Nachmittag war dieses Auto mit der Startnummer 26 ganz vorn anzutreffen.

Doch in der letzten Qualifikationsrunde gegen Mitternacht packte Olivier Pla im Oak-Morgan einen Hammer aus: 3:38,621 Minuten und Poleposition. Auch wenn es im Langstreckenrennen nicht um den Startplatz geht, so ging es in diesem Duell zumindest um die Prestige der französischen LMP2-Hersteller und da stand es 1:0 für Onroak, Konstrukteur des Morgan, gegen Oreca.

Ausreißer setzen sich schnell ab

Dass jedoch nicht nur die Einheimischen um den Sieg mitreden dürfen, machte Jota Sport – mit Oliver Turvey, Simon Dolan und Lucas Luhr wohl eine der stärksten Fahrerpaarungen überhaupt – auf Startplatz drei deutlich. Die britische Truppe vertritt übrigens den englischen Konstrukteur Zytek, ebenso wie Greaves Motorsport, die sich aber im Mittelfeld versteckten.

Dann, am Samstag, folgte der Start in die 81. 24 Stunden von Le Mans und eines wurde klar: Die Startposition sagt manchmal doch etwas über den Rennverlauf ab. Schon früh setzten sich Oak, ADR-Delta und Jota an der Spitze ab. Der Kampf um die Führung zog sich durch die gesamte Nacht, und es zeigte sich einmal mehr, dass man in der LMP2 nur noch mit zwei Platin- und einem Silber-Fahrer ganz vorn sein kann. Alle drei Mannschaften haben diese Besatzung.

Da sich die Teams in ihrer Leistungsfähigkeit also nichts schenkten, musste das Schicksal für die Entscheidung sorgen. Dieses traf als erstes die ADR-Delta-Mannschaft. „Wir haben drei Runden in der Nacht verloren, als wir die Nummernplatte am Auto fixieren mussten“, erklärte Roman Rusinov. Am Ende musste sich das Auto, eingesetzt von Delta-ADR, um eine Runde geschlagen geben.

An der Spitze blieben also nur noch Jota und Oak übrig. Auf der anderen Seite erlaubte die Reparatur am Oreca-Nissan es anderen Mannschaften zur Spitze aufzuschließen – namentlich der Greaves-Zytek pilotiert von Michael Krumm, Jann Mardenborough und Lucas Ordoñez. Doch am Ende blieb ein enttäuschter Mardenborough auf dem undankbaren Platz vier: „Ich wollte auf das Podium und wir haben so hart gepusht, aber es sollte nicht sein.“

Ankommen ist nicht mehr alles

Es war also nur ein Spiel auf Zeit, wer als nächstes von der Spitze zurückfällt, sei es durch die Technik oder den Fahrer, im wohl anstrengendsten Rennen der jüngeren Geschichte. Schließlich traf es als nächstes das Jota-Gespann im Dunlop-Bogen, wo die Aufhängung brach und Luhr fast die komplette Runde schleichend beenden musste. Im Ziel stand Rang acht zu Buche.

Und damit waren am Ende wieder die Eichen ganz vorn. Welcher der beiden Morgan-Nissan letztendlich gewinnen sollte, entschied eine Kleinigkeit. David Heinemeier Hansson drehte sich schon nach der ersten Safety-Car-Phase auf kalten Reifen in die Leitplanke. Diesen Rückstand auf die Teamkollegen konnten sie nicht mehr aufholen.

Den Sieg fuhren damit also Martin Plowman, Bertrand Baguette und Ricardo Gonzalez vor deren Teamkollegen Heinemeier Hansson, Pla und Alex Brundle ein. Dritte wurde die ADR-Delta-Truppe Martin, Rusinov und Mike Conway. Es blieb also auch nach dem Rennen dabei, Onroak das französische Prestigeduell gegen Oreca gewinnt. Nebenbei gab es sogar einen Fünffacherfolg für Motorenhersteller Nissan.

Doch während sich Rusinov und Mardenborough über ihre dritten und vierten Plätze leicht ärgerten, so war die Freude überhaupt anzukommen vor allem bei Morand Racing und Level 5 Motorsports groß. Die schweizerische Mannschaft, die als Reserveteam nachrückte, schaffte es auf einen überraschenden sechsten Platz. Scott Tucker und seine US-Jungs konnten anfangs sogar mit der Spitze mithalten, wurden aber durch viele ungeplante Boxenstopps nach hinten durchgereicht. Die Zielflagge sah Tucker auf Platz 14.