Aston Martin Rapide S: Mit Wasserstoff über die Nordschleife

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Neben verschiedenen Versionen des Vantage-Modells setzte Aston Martin am Wochenende auch einen Rapide S auf der Nordschleife ein. Das in der Prototypenklasse gemeldete Fahrzeug verbrannte dabei neben normalem Benzin auch Wasserstoff.

Aston Martin ist bekanntermaßen kein Freund von Elektro-Hybrid-Fahrzeugen. Bereits als das Hybridreglement für Le Mans bekannt gegeben wurde, forderte David Richards die Möglichkeit auch mit anderen Technologien siegfähig zu sein. Trotzdem stellt sich auch Aston Martin der Herausforderung, die CO2-Emissionen auch im Motorsport zu senken. Zu diesem Zwecke brachte die britische Marke am Wochenende einen Rapide an den Start, der teilweise auch mit Wasserstoff fuhr.

Komplexes System

Anders als bei den von VW in der Vergangenheit eingesetzten Scirocco-Rennversionen, fährt dieses Fahrzeug nicht alleine mit Wasserstoff, sondern der Wasserstoff dient lediglich dazu, im Teillastbereich Benzin zu sparen. Der Trick dabei ist es, die Verwendung der beiden Kraftstoffe sauber zu überblenden. Da Wasserstoff keinerlei Kohlenstoff enthält, senkt dies die CO2-Emmisionen, vorausgesetzt der Wasserstoff wird mithilfe regenerativer Energie gewonnen.

Das System besteht, ähnlich den landläufig erhältlichen Umrüstsätzen für Flüssiggas, aus zusätzlichen Tanks, in denen der Wasserstoff bei 350 bar gespeichert wird sowie aus zusätzlichen Einspritzdüsen, durch welche der Wassersoff in den Bereich vor die Zylinder gelangt und mit eingesaugt wird.

Der Vorteil ist, dass anders als bei Benzin, ein gewöhnlicher Ottomotor Wasserstoff auch bei sehr mageren Gemischen Zünden kann, was den Kraftstoffverbrauch bei Teil- und Schwachlast weiter senkt. Der Nachteil ist, dass bei der verwendeten Saugrohreinspritzung ein nicht unerheblicher Teil des eingesaugten Gemischvolumens nun Wasserstoff ist. Dies führt zu Leistungseinbußen. Aus diesem Grunde wurde in der Regel zusätzlich Benzin eingespritzt, um die Leistung zu erhöhen.

Des Weiteren wird im Wasserstoffbetrieb ein Turbolader eingesetzt um die Luftmenge, welche angesaugt wurde, zu erhöhen. Das Problem dabei war nun, dass um ein Klopfen, also die unbeabsichtigte Selbstentzündung des Kraftstoffs zu vermeiden, die Verdichtung verringert werden musste. Dies wiederum verschlechtert die Effizienz des Motors im Benzinbetrieb.

Relativ schwere Tanks

Die zusätzlichen Wasserstofftanks des Fahrzeugs sind zum einen im Heckbereich, zum anderen an der Stelle des Beifahrersitzes verbaut. Zwar sind sie aus einem Verbundwerkstoff aufgebaut, trotzdem sind sie wegen des hohen Drucks und der Flüchtigkeit von Wasserstoff vergleichsweise schwer. Eine Eigenschaft, die in einem Rennfahrzeug eigentlich eher unerwünscht ist. Das gesamte Wasserstoffsystem erhöhte das Fahrzeuggewicht um gut 100 Kilogramm.

Auch die Speicherkapazität war im Vergleich zum Gewicht mit zwölf Kilogramm relativ gering. Mit Wasserstoff alleine hätte das Fahrzeug lediglich eine Runde auf der Nordschleife geschafft, weshalb überwiegend mit Benzin gefahren wurde. Die Überblendung erfolgte dabei elektronisch, vom Steuergerät geregelt.

Auch die Boxenstopps dauerten etwas länger als normal, weil das Fahrzeug zunächst an einem bereitgestellten Wasserstofftank mit diesem Kraftstoff betankt werden musste und anschließend an der normalen Box mit Benzin befüllt wurde. Selbst mit den neuen Regeln zur Mindeststandzeit war es so kaum möglich einen Stopp innerhalb der normalen Zeit zu absolvieren.

Nicht schlecht im Rennen

Im Rennen sah man den Aston Martin zwar auch etwas länger an der Box, weil die Technik nicht zu 100 Prozent so mitspielte wie geplant. Alles in Allem zeigte sich der britische Herstellet mit dem bislang kaum getesteten System jedoch recht zufrieden. So gelang es zum einen die ein oder andere Runde im reinen Wasserstoffbetrieb zu fahren, zum anderen die Tankzeit im Verlauf des Rennens von 60 auf 30 Sekunden zu senken.

Am Ende stand das Fahrzeug auf Rang 112 mit 27 Runden Rückstand im Endergebnis. Für eine Limousine, die neben dem Wasserstoffsystem kaum echte Rennmodifikationen wie Spoiler oder Ähnlichen hat, und angesichts des sehr hohen Fahrzeuggewichts kein schlechtes Ergebnis.

Weitere Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb

Wie das Projekt mit dem Rapide seitens Aston Martin weiter verfolgt wird, ist im Moment nicht bekannt. Allerdings wird vom französischen Hersteller GreenGT beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen in Le Mans ein Prototyp eingesetzt, welcher von einer Wasserstoffbrennstoffzelle angetrieben wird. Dieser Antriebsstrang unterscheidet sich erheblich von Aston Martins Herangehensweise und soll ein anderes Mal beleuchtet werden.