Rote Flagge: Aston Martin profitiert vom Regenchaos

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Die Motoren schweigen in der Eifel. Denn das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring wurde unterbrochen, da Nebel und Regen die Sichtverhältnisse eminent einschränken. Die Aston-Martin-Werksabordnung profitierte von dem Wirbel und führt vor den Manthey-Neunelfern. Maxime Martin brillierte derweil im Nassen.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit verschonte der Regengott die Vulkaneifel. Sodann öffnete der Himmel seine Schleusen und überflutete regelrecht das Asphaltband der Nürburgring-Nordschleife. Der prognostizierte Regenschauer hatte eingesetzt – und zwar in aller Heftigkeit. Umgehend brach Chaos in der Boxengasse aus; die Akteure eilten zu ihren Mechanikern, um die Reifen angesichts der nassen Piste zu wechseln. 

Ehe sich die Ereignisse am Fuße der Nürburg beruhigten, zogen in den Passagen Fuchsröhre und Pflanzgarten Nebelschwaden auf. Zudem schränkte die Gischt der Boliden die Sichtverhältnisse streckenweise enorm ein. Darum fasste die Rennleitung den Entschluss, das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring nach einem Viertel der zu fahrenden Distanz vorläufig mit der roten Flagge zu unterbrechen. 

Als Nutznießer der Turbulenzen in der Grünen Hölle entpuppte sich die Aston-Martin-Werksmannschaft. Darren Turner, Pedro Lamy, Stefan Mücke und Allan Simonsen rangieren seit der Unterbrechung auf der Spitzenposition. Letztgenannte eroberte in den Abendstunden erstmals die Führung, als der Däne seinen Audi-Kontrahenten Michael Ammermüller (Phoenix Racing) auf der langen Geraden nach der Döttinger Höhe aus dem Windschatten heraus überholte. 

Maxime Martin brilliert im Regen

Die anschließenden Boxenstopps wendeten die Partie wieder. Doch Turner tat es seinem Stallgefährten gleich und übernahm mit selbigem Manöver am selbigem Schauplatz wieder die Führungsrolle. Selbst als die einsetzenden Regenschauer das Klassement auf den Kopf stellten, behauptete der britische Traditionshersteller seinen Platz an der Front. Zwar verlor der Konstrukteur aus Gaydon bei der Unterbrechung des Gefechts einige Positionen, doch die Rennleitung hat die Wertung auf den Stand nach 32 Umläufen zurückgesetzt. 

Somit behält die Aston-Martin-Truppe die Führung. Dahinter hat sich die Manthey-Flotte einsortiert: Die beiden neongelben Porsche-Neunelfer schloßen auf nasser Strecke im Stechschritt auf das Aston-Martin-Gespann auf, verkürzten den Rückstand auf unter fünf Sekunden. Derzeit liegt die Besatzung Marc Lieb, Romain Dumas, Lucas Luhr und Timo Bernhard vor den Kumpanen Marco Holzer, Nick Tandy, Jörg Bergmeister und Richard Lietz.

Unterdessen stellte GT-Ass Maxime Martin (Marc-VDS-BMW) seine Fertigkeiten unter widrigen Bedingungen unter Beweis. Der Belgier deklassierte seine Konkurrenten im Nassen regelrecht und umrundete die Kombination aus Grand-Prix-Kurs und Nordschleife im Schnitt eine halbe Minute zügiger als seine Vordermänner. Letztlich katapultierte sich Martin gar in Front, doch die Rennkommissare degradierten dem BMW-Fahrer wieder auf Rang acht.

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Phoenix verliert Doppelführung, Schubert erlebt Fiasko

Das Schwesterfahrzeug in den Händen von Henri Moser, Markus Palttala, Richard Göransson belegte wiederum den vierten Platz. Fünfte sind Klaus Graf, Thomas Jäger, Jan Seyffarth und Nico Bastian (Rowe-Mercedes-Benz). Dahinter haben sich die Titelverteidiger Marcel Fässler, Frank Stippler, Markus Winkelhock und Mike Rockenfeller (Phoenix-Audi) eingeordnet. Letzterer traf in den Abendstunden in der Eifel ein, nachdem der Routinier aus Neuwied noch am Mittag einen Start-Ziel-Sieg beim DTM-Wertungslauf in Brands Hatch feierte. 

Stippler und Ammermüller liegen gemeinsam mit den Stuck-Brüdern Johannes und Ferdinand (Phoenix-Audi) an siebenter Stelle. Die beiden Phoenix-Mannschaften verwalteten in der Anfangsphase noch eine Doppelführung, gerieten jedoch im Regen ins Hintertreffen. Neunte sind Jäger, Seyffarth, Alexander Roloff und Lance David Arnold (Rowe-Mercedes-Benz). Die besten Zehn komplettieren Laurens Vanthoor, Edward Sandström, Christopher Mies und Christopher Haase (WRT-Audi). 

Schubert Motorsport erlebte hingegen bis dato ein Desaster. Startfahrer Uwe Alzen steuerte bereits nach knapp zwei Rennstunden außerplanmäßig die Box an, woraufhin die Mechaniker den BMW Z4 GT3 mit der Bezifferung 19 in die Garage schoben. Im Laufe einer halbstündigen Standzeit wechselten die Techniker das Lenkgetriebe aus. Alzen strauchelte vormals im Bereich Schwedenkreuz, als die Streckenposten die gelbe Flagge schwenkten.

Frikadelli kurzzeitig im Rampenlicht, Schulze wechselt den Motor

Dabei ging der BMW-Pilot gar mit seiner Stallgefährtin Claudia Hürtgen auf Tuchfühlung. Es vergingen nur wenige Minuten, bis der Schubert-Renner letztlich ins Fahrerlager geschoben und endgültig zurückgezogen wurde. Derweil haben sich die Stallgefährten Hürtgen, Jens Klingmann, Martin Tomczyk und Dirk Adorf nach einigen Strapazen wieder auf Position 16 nach vorne gearbeitet. 

Zwischenzeitlich glückte auch den Publikumslieblingen vom Frikadelli Racing Team der Vorstoß unter die ersten Fünf. Porsche-Werksfahrer Patrick Pilet drehte indes schnellere Rundenzeiten als das Führungstrio. Doch die Truppe um Fleischfabrikant Klaus Abbelen musste einen außerplanmäßigen Stopp einlegen, um die Stoßdämpfer auszutauschen. Die Markenkollegen von Timbuli Racing waren wiederum gezwungen, auch den zweiten Porsche-Neunelfer nach einer Kollision aus dem Rennen zu nehmen. 

Schulze Motorsport musste derweil nach Kühlwasserverlust den Motor im Nissan GT-R Nismo GT3 tauschen. Der japanische Supersportwagen hatte just die Fahrt wieder aufgenommen, als die Streckenposten die roten Fahnen ausrollten. Die Landsmänner von Falken Motorsports liegen dagegen in aussichtsreicher Position. Das Porsche-Quartett Wolf Henzler, Peter Dumbreck, Martin Ragginger und Sebastian Asch werden an elfter Stelle geführt. 

Derzeit herrscht Unklarheit, wann das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring fortgesetzt wird. Es wurde sogar die Vermutung geäußert, den Wettbewerb vor Morgengrauen nicht wieder aufnehmen zu können, da ein Neustart im Dunkeln zu gefährlich sei.