Porsche: Die Macht am Ring

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Das 24-Stunden-Rennen wirft seine Schatten voraus. Nach dem letzten VLN-Rennen begann für die Teams die finale Vorbereitungsphase auf den Höhepunkt der Eifler Langstrecken-Gemeinde. SportsCar-Info wirft in den nächsten Tagen einen Blick auf die Favoriten. Teil vier: Porsche.

Fünf Siege in den letzten sieben Jahren. Neun von zehn Werksfahrer reisen in die Eifel. Der Rekordsieger der VLN als Teamchef des erfolgreichsten Teams der letzten Jahre. Dazu bärenstarke Privatteams. Die nackten Zahlen, Daten und Fakten sprechen für Porsche als alleinigen Dominator der Ring-Schlacht am kommenden Wochenende. Wenn da nicht ein Starterfeld wäre, bei dem gut ein Dutzend Teams aus eigener Kraft um den Sieg fahren kann. Alles muss absolut perfekt laufen, will die Zuffenhausener Delegation beim 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife gewinnen. Wer wäre da prädestinierter als Manthey-Racing aus Meuspath am Ring. Als Speerspitze der Porsche-Armada setzt die Kultmannschaft, wie beim letzten Sieg 2011, auf eine Doppelspitze in Grüngelb.

Marc Lieb, Timo Bernhard, Romain Dumas und Lucas Luhr werden im GTE-Porsche-RSR an den Start gehen. Für den RSR sprechen seine Langstrecken-Qualitäten. Anders als der Großteil der GT3-Elite wurde er entwickelt, um bei den großen Langstrecken-Klassikern, allen voran die 24 Stunden von Le Mans, erfolgreich zu sein. Alles an diesem Rennwagen wurde auf absolute Zuverlässigkeit konstruiert. Dazu ein Fahrerquartett, das zum Besten gehört, was derzeit durch die Eifel rennt.

Aber: Dem aktuellen RSR fehlt die Nordschleifen-Erfahrung. Im letzten Jahr schmollte man bei Porsche und ließ den Shooting-Star in der Garage. Mit den ausgefallenen VLN-Terminen am Anfang der Saison und einem der beiden VLN-Läufe bei nicht unbedingt repräsentativen Bedingungen ist man sich wohl auch in Meuspath noch nicht vollkommen über die Konkurrenzfähigkeit des Pakets im Klaren. Dem Vernehmen nach fehlt es dem Dicken an Top-Speed auf der Geraden.

Flux installierte die Techniker einen doppelten Boden. Wie 2011 wurde ein weiterer grüngelber Porsche genannt. Dieser allerdings in der Klasse SP9 für die GT3-Boliden. Vor zwei Jahren machte Manthey sich nicht nur Freunde, als man den taktischen Schachzug wagte, zwei Wagen in der identischen Besatzung in das Rennen zu schicken und den vermeintlich benachteiligten GT3R nach einiger Zeit zurückzog. Auch eingefleischte Porsche-Fans kritisierten die am Ende erfolgreiche Scharade als unsportlich.

Diesmal geht Manthey mit zwei unterschiedlichen Besatzungen in die 24-Stunden-Hatz. Marco Holzer, Nick Tandy, Jörg Bergmeister und Richard Lietz sind zwar in dieser Kombination noch nie auf der Nordschleife zusammen gefahren, aber viel besser könnte eine Porsche-Besatzung kaum aufgestellt sein. Dazu kommt, dass der GT3R inzwischen recht kugelsicher ist. In der neuesten Konfiguration sammelte er bereits erste Achtungserfolge in der Eifel.

Pilet versträkt Frikadelli-Aufgebot

Im ersten Lauf der VLN fuhr der Frikadelli-Porsche die schnellste Qualifikationszeit und lag lange auf Siegkurs, bis ein Unfall das Rennen für die Eifler Truppe beendete. Für das Saisonhighlight wurde zudem aus Zuffenhausen der Werksfahrer Patrick Pilet an die Seite von Sabine Schmitz, Duncan Huismann und Klaus Abbelen geschickt. Zur Erinnerung: Der Franzose bestritt im letzten Jahr seine ersten Rennrunden auf der Nordschleife. Standesgemäß natürlich an der Spitz des Feldes.

Als weiteres brandheißes Eisen im Elfer-Feuer hat sich Timbuli Racing entwickelt. Im vergangenen Jahr neu formiert und in die Premieren-Saison gestartet, hat sich die Porsche-Mannschaft binnen kürzester Zeit zur festen Größe auf der Nordschleife entwickelt. 2013 bestreitet die junge Truppe die VLN-Saison und das 24-Stunden-Rennen mit zwei Porsche GT3R der aktuellen Ausbau-Stufe. In den ersten beiden VLN-Rennen fuhr man jeweils auf das Podium und mit dem zweiten Wagen in die Top-Zehn.

Am Pfingstwochenende geht die Mannschaft mit dem Stoff-Maskottchen mit zwei starken Quartetts an den Start. Jaap van Lagen, Christopher Brück und Marco Seefried teilen sich ein Cockpit. Marco Seefried, Norbert Siedler und Pierre Kaffer das andere. Marc Hennerici tritt als Doppelstarter in beiden Wagen an.

Auch wenn noch niemand die Karten auf den Tisch gelegt hat und die beiden VLN-Rennen nicht aufschlussreich über die wahren Kräfteverhältnisse waren. Der GT3R dürfte bei der Musik sein. Sein großer Bruder RSR hingegen braucht wohl noch etwas Unterstützung in Form von Balance of Performance. Auch wenn man das in Zuffenhausen und Meuspath nicht gerne hört und schon gar nicht zugeben würde. Aber auf welcher Basis sollten diese BoP-Anpassungen durchgeführt werden. Verwertbare Daten aus der VLN sind Mangelware.

Zusätzlich zu den Top-Porsche sind etliche Elfer-Derivate vor allem in der SP7 unterwegs. Neben Cup-Porsche und von solchen abgewandelte Breitbau-Versionen befindet sich in dieser Riege ein weiterer RSR. Mit Georg Weiß, Oliver Kainz, Michael Jacobs und Jochen Krumbach ist dieser ebenfalls von Manthey betreute Wagen vielleicht nicht der erste Anwärter auf den Gesamtsieg. Wenn man die Zielflagge sieht, steht aber die Chance nicht schlecht, dann auf einem der Plätze im vorderen Teil des Klassements zu liegen.