Mercedes am Ring: Die große Unbekannte

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Das 24-Stunden-Rennen wirft seine Schatten voraus. Nach dem letzten VLN-Rennen begann für die Teams die finale Vorbereitungsphase auf den Höhepunkt der Eifler Langstrecken-Gemeinde. SportsCar-Info wirft in den nächsten Tagen einen Blick auf die Favoriten. Teil drei: Mercedes-Benz.

Im dritten Teil unserer 24-Stunden-Vorschau werfen wir einen Blick auf die Flügeltürer von Mercedes-Benz. Der Stuttgarter Nobelhersteller tritt in der Eifel mit sieben Wagen, verteilt auf zwei Einsatzteams an. Rowe Racing wird gleich vier der Boliden einsetzen. An Bord: Der zweimalige VLN-Laufsieger von 2012, Jan Seyffarth. Drei weitere Flügeltürer kommen von Black Falcon unter anderem mit dem DTM-Rekordmeister Bernd Schneider.

Schneider konnte in diesem Jahr bereits ein 24-Stunden-Rennen mit Black Falcon gewinnen. Zusammen mit Jeroen Bleekemolen und Sean Edwards gewann er bei den 24 Stunden von Dubai. Am Ring wird Nicki Thiim das Trio verstärken. Der fünffache DTM-Meister Schneider stapelt tief: „Alle anderen Favoriten bei den diesjährigen 24 Stunden haben hier schon Rennsiege eingefahren, mein erstes Ziel ist aber anzukommen. Schließlich konnte ich noch kein 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife zu Ende fahren. Zuletzt im vergangenen Jahr: Eine halbe Stunde vor Ende hätten wir Zweiter werden können, dann hatten wir in der letzten Rennstunde erst einen Reifenschaden und fielen schließlich eine Viertelstunde vor dem Ziel aus. Das war extrem bitter – auch wenn das Team durch den dritten Platz des Schwesterautos getröstet wurde. Aber mein Traum ist nicht in Erfüllung gegangen: endlich mal ins Ziel zu kommen. Ich hoffe, dass es diesmal klappt, denn wir sind wieder sehr gut aufgestellt. Wenn wir durchkommen, dann hat unser Paket das Potenzial, dass wir aufs Podium fahren.“

Im zweiten Wagen der schwarzen Falken tritt mit Andrii Lebed, Andreas Simonsen, Dennis Rostek und Harald Proczyk ein Quartett an, das viele überraschen könnte, wenn alles gut läuft. Man wird aber auf etwas Hilfe in Form von Problemen bei den Top-Teams angewiesen sein. Vimal Mehta, Daniel Keilwitz, Christian Bracke und Khaled Al Qubaisi, der als vierter Mann zum Dubai-Sieger-Team gehörte, starten im dritten Wagen der in Meuspath am Ring ansässigen Truppe.

Fragezeichen bei Rowe

Die größte Quantität an Mercedes-Rennwagen kommt von der Bubenheimer Rowe-Truppe. Vier Boliden werden das Logo des Motoröl-Herstellers durch die Grüne Hölle tragen. Einer davon, mit der Startnummer 125, ganz in schwarz und im Design zum 125-jährigen Jubiläum des Reifenherstellers Dunlop. Michael Zehe, Marko Hartung, Reinhold Renger und Mark Bullit werden das schwarze Ungetüm pilotieren.

Hartung ist als Doppelstarter auch auf dem zweiten Wagen des Teams zusammen mit Kenneth Heyer, Christian Hohenadel und Roland Rehfeld genannt. Auf den beiden weiteren Wagen wurden um Jan Seyffarth und Thomas Jäger zwei schlagkräftige Quartette zusammengestellt. Zum einen bilden ALMS-Meister Klaus Graf und Neuzugang Nico Bastian ein Gespann mit den Beiden zum anderen sind es Lance David Arnold und Alexander Rohloff im vierten Wagen.

Über der Leistungsfähigkeit der Rowe-Renner schwebt noch ein Fragezeichen. In den beiden VLN-Läufen sind die Fahrer-Besatzungen noch nicht in den 24-Stunden-Kombinationen zusammen gefahren und die VLN-Ergebnisse lassen allgemein noch keinen genauen Aufschluss über die Renn-Performance der Sternenkrieger zu. Allerdings zollt die Konkurrenz den Flügeltürern Respekt. Man weiß, dass beide Teams perfekt aufgestellt sein werden.

Rowe-Team-Chef Hans-Peter Naundorf zeigt sich angriffslustig: „Durch die wetterbedingte Absage der Einstellfahrten und des ersten VLN-Laufs fehlen uns natürlich wichtige Testkilometer für das 24-Stunden-Rennen. Aber das geht allen Teams so. Die beiden verbliebenen VLN-Rennen haben wir sehr intensiv genutzt, um das Gesamtpaket optimal abzustimmen: Fahrzeuge, Fahrer, Mechaniker, die ganzen Abläufe und taktischen Optionen. Das alles ist nun so aufgestellt, dass wir – sofern die Technik mitspielt und alle ihre Bestleistung abrufen – ganz vorne dabei sein können.“

Bei allem Siegeswillen. Bei AMG hält man den Kundensport hoch. Das Programm ist noch jung und will gepflegt werden. Mit Bernd Schneider und Thomas Jäger hat man zwei Markenbotschafter auf die beiden Teams verteilt, die nicht nur im rechten Fuß wissen, worauf es ankommt. Schneider machte sich in der offiziellen Pressekonferenz zum Rennen auch seine Gedanken über die sogenannten „Kleinen“ auf der Strecke: „Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ist das schwierigste 24-Stunden-Rennen der Welt. Man muss dort aufeinander Rücksicht nehmen. Sowohl als Fahrer in einem schnelleren Fahrzeug gegenüber den langsameren Autos – als auch umgekehrt. Wenn man also mal beim Überholen aufgehalten wird, muss man sich einfach bewusst machen, dass auch die direkten Konkurrenten in ähnlichen Situationen mal fünf Sekunden verlieren.“