BMW am Ring: Die Herausforderer

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Das 24-Stunden-Rennen wirft seine Schatten voraus. Nach dem VLN-Rennen am vorletzten Samstag begann für die Teams die finale Vorbereitungsphase auf den Höhepunkt der Eifler Langstrecken-Gemeinde. SportsCar-Info wirft in den nächsten Tagen einen Blick auf die Favoriten. Teil zwei: BMW.

Der Stachel im Pelz der Bayern saß tief. Gut vorbereitet war der süddeutsche Hersteller 2012 mit starken Mannschaften in die Eifel gereist, um nichts weniger als den Gesamtsieg beim prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring einzufahren. Das Ergebnis war ernüchternd. Platz vier für den Kundenrenner von Marc VDS Racing aus Belgien. Die Werksrenner von Schubert Motorsport abgeschlagen auf den Plätzen sieben und acht. Neunter und 17. Rang für die hochgewetteten Vita4One-Z4.

Trotzig machte man schon in der Schlussphase am Rennsonntag die Ansage: „Wir kommen wieder“. Und die Bayern halten Wort. Schubert bekam abermals den Auftrag als Werksteam zu fungieren. Die gleiche Ehre wird bei der diesjährigen Ausgabe der belgischen Equipe Marc VDS Racing zuteil. Beide Mannschaften treten mit je zwei bis unter das Dach stark besetzten BMW Z4 GT3 an.

Glaubt man den bisher veröffentlichten Starterlisten, sind alle vier Werksrenner nur mit je zwei Fahrern besetzt. Die Bayern halten sich also die endgültige Besatzung der Wagen noch offen. Gesetzt sind bei Schubert bislang Claudia Hürtgen/Dirk Adorf in einem Cockpit und die beiden Müllers Dirk und Jörg im anderen. Aus Brands Hatch werden nach dem DTM-Rennen dort Martin Tomczyk und Augusto Farfus einfliegen. Jens Klingmann und die Nordschleifen-Wunderwaffe Uwe Alzen komplettieren das Aufgebot der Münchner.

Apropos Uwe Alzen: Der Betzdorfer hat sich im vergangenen Jahr endgültig zur Legende gemacht, als er im Top-40-Qualifying nahezu alles in Grund und Boden gefahren hat. Da dieser Qualifikationsmodus, bei dem die Fahrer zwei freie Vollgas-Runden absolvieren,  eine Fortsetzung erfährt, ist die Wette auf eine Schubert-Poleposition eine sichere Geldanlage.

„Es wird auf jeden Fall eine heiße Kiste“

Das Rennen selber hat aber andere Gesetze. Hier kommt es neben den Rundenzeiten auf allergrößte Zuverlässigkeit an. Und genau da hat man bei BMW im letzten Jahr gepatzt. Jede Wette: Die Fehler der Vergangenheit sind aussortiert, und man wird sich mustergültig vorbereitet präsentieren.

Das haben auch bereits die beiden VLN-Läufe dieses Jahres gezeigt. Den ersten gewann die Schubert-Truppe und fuhr mit dem zweiten Wagen auf Rang drei. Mit dem zweiten Fahrzeug holte Schubert den Silberrang. Dirk Adorf machte sich bereits seine Gedanken dazu und äußerte sich über das Thema BMW in der Favoritenrolle.

„Es macht die gesamte Mannschaft von BMW und Schubert Motorsport ein wenig stolz, dass wir zu den Favoriten zählen“, gesteht Adorf. „Wir wissen, dass wir gut sind. Aber wir wissen nicht wirklich, wie gut die anderen sind. Audi hat auch einen Lauf gewonnen, Mercedes ist ebenfalls bei der Musik. Und man muss auch festhalten: Beim ersten VLN-Lauf haben wir auch mit Glück gewonnen. Der Frikadelli-Porsche lag in Führung und hätte er keinen Unfall gehabt, hätten das Team gewonnen. Also fragt man sich doch: Wenn eines der sympathischsten Teams am Nürburgring ganz vorne fahren kann, das aber aus der Vergangenheit bekanntermaßen nicht die Speerspitze von Porsche darstellte: Was kann dann das Manthey-Team leisten, wenn sie die Hosen runterlassen? Es wird auf jeden Fall eine heiße Kiste.“

Sozusagen als doppelten Boden wurde zusätzlich ein zweites Werksteam installiert. Nach dem Vorjahres-Überraschungserfolg von Marc VDS Racing wurde die belgische Equipe heuer zur Werksmannschaft befördert. Um den frischgebackenen Werksfahrer Maxime Martin hat man einen extrem wettbewerbsfähigen Fahrerkader aufgebaut.

Unklare Cockpitverteilung bei Marc VDS Racing

Aber auch hier Rätselraten bei der Zusammenstellung der Teams: Martin wird einen der Z4 mit Andrea Piccini durch die Grüne Hölle jagen. Henri Moser und Markus Palttala bilden den Rumpf der zweiten Besatzung. Beim letzten VLN-Lauf waren die Belgier mit drei Wagen angereist und neben den vier schon genannten gehörten Bas Leinders, Richard Göransson, Yelmer Buurman und Dominik Schwager zum Aufgebot.

Gut möglich, dass sich Schwager und der erfahrene Leinders  zu Martin/Piccini gesellen. So hätte Marc VDS Racing im zweiten Wagen eine Besatzung, die zwar nicht ganz so schnell ist wie der Schwesterwagen und die beiden Schubert-Raketen, könnte aber aus der zweiten Reihe zuschlagen, falls alle Stricke reißen sollten.

Insgesamt werden fünf BMW Z4 GT3 ihr Glück beim Eifel-Klassiker versuchen. Zusätzlich zu den vier Werksrennern tritt Walkenhorst-Motorsport mit einem der Bayern-Boliden an. Henry Walkenhorst, Ralf Oeverhaus und Maximilian Partl ist dabei bestenfalls ein Achtungserfolg zuzutrauen. Eine Top-Zehn-Platzierung wäre schon ein echter Grund zu feiern. Realistisch kann man angesichts der übermächtigen Konkurrenz mit einer Zielankunft unter den besten 30 zufrieden sein.

Abseits des Werkssports und des Kampfes um den Gesamtsieg zeigt sich der bayerische Hersteller gut verteilt über alle Klassen des Starterfeldes. Alleine sieben Z4-Rennwagen starten in den Serienwagen-Klassen, weitere zwei in der SP6. Dazu kommen etliche Einser- und Dreier-Modelle. Klassensiege en Masse sind also vorprogrammiert.