Kolumne: Rennbericht einmal anders – vom Cockpit auf den Bildschirm

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Die Nordschleife ist für Profi und Amateur gleichermaßen eine Herausforderung. Moritz Kranz engagiert sich dieses Jahr in der RCN-Meisterschaft und rapportiert im Laufe der Saison über seine Erfahrungen als semiprofessioneller Pilot in der Grünen Hölle. Episode eins seiner Fahrerkolumne bei SportsCar-Info.

Erst einmal „hallo“: mein Name ist Moritz Kranz, und ich werde dieses Jahr in der Rundstrecken-Challenge Nürburgring, kurz RCN, auf einem E30 325i aus dem Hause BMW starten.

Meine ersten motorsportlichen Erfahrungen liegen mittlerweile 15 Jahre zurück. Über die örtliche Indoor-Kartbahn ging es über die verschiedenen Kartklassen bis zu den richtigen Brennern, den Schaltkarts. Die finanzielle Situation hat aber selten mehr als Clubsport zugelassen. Letztes Jahr gab es dann das Debüt auf der Nordschleife: ein Drei-Stunden-Rennen der RCN. Leider vereitelte ein technischer Defekt, nachdem ich das Auto auf Position eins in der Klasse übernommen hatte, alle Siegesambitionen. Aber wie war das nochmal mit der verpatzten Generalprobe? 😉

Los ging es also vergangen Samstag mit dem ersten Lauf als Einzelstarter. Da an diesem Tag auch die Test- und Einstellfahrten anstanden gingen einem Neuling, gerade auf der Nordschleife und dem Pensum, schon die ein oder andere Frage durch den Kopf: Wie sieht es mit der Fitness aus, hast du im Winter genug getan? Was macht das Wetter, wo wird es so richtig fies, wenn es nass ist? Wie wird sich das Auto fahren, sitze ich in einer „Zicke“ oder kann ich mich verhältnismäßig entspannt im Grenzbereich aufhalten?

Die ersten Runden morgens zeigten, dass das Auto tendenziell zu hart für die Nordschleife abgestimmt ist. Die von den Bodenwellen angebotenen Schläge nahm der BMW dann bei jeder sich bietenden Möglichkeiten auch gerne an und so hüpfte und tänzelte ich Runde für Runde um die Nordschleife.

Für den ersten Lauf hatte ich mich mit meinen Nordschleifen-erfahrenen Betreuern auf eine Setzzeit von 10:45 Minuten geeinigt. Als die erste Startgruppe sich dann auf die Reise machte wurde die Stoppuhr betätigt, und ich orientierte mich an einem vorher bei den Test- und Einstellfahrten herausgefahrenen Zeitenzettel durch die Setzrunde. Mit 10:47 Minuten hab ich das dann auch ganz gut auf die Reihe gekriegt.

Schlussspurt zahlt sich aus

Im weiteren Verlauf des ersten Stints hing ich leider hinter leistungsstärkeren Fahrzeugen fest – auf der Geraden ziehen sie dir weg, und in den Kurven kommt man nur mit sehr harten Manövern vorbei. So blieb es dann auch nur bei 8:50er-Zeiten. Das Vertrauen in das Auto wuchs jedoch von Runde zu Runde und das Gefühl, dass das noch erheblich mehr geht wurde immer stärker. Während des Boxenstopps sagte mir mein Betreuer, dass ich aktuell auf Platz drei in der Klasse liege, Gesamtrang 46: „Alles klar, also die Kiste nochmal richtig tief fliegen lassen.“

Nach dem Pflichtstopp hatte ich nun auch eine mehr oder weniger freie Strecke vor mir und konnte das vorher gewonnene Vertrauen voll umsetzen: 8:40 Minuten standen in der schnellsten Runde auf der Uhr. Bei nur 200 PS und Kumho-Ecsta-Semislicks war ich ziemlich zufrieden mit dieser Zeit. Als ich dann im Parc-Fermé aus dem Auto stieg teile mir mein Betreuer mit, dass ich mich noch bis auf Platz zwei in der Klasse vorgefahren habe. Also hatte sich der Schlussspurt noch ausgezahlt!

Alles in Allem ein sehr erfolgreicher Start in die Saison. Mit Platz zwei in der Klasse H5 und Gesamtrang 36 kann ich mich und das Auto beruhigt auf den zweiten Lauf am 4. Mai vorbereiten.

Bis dahin, macht’s gut und bis zum nächsten Mal! 

Moritz