Auftakt in Silverstone: Toyota fordert Audi zur Revanche

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In Silverstone fällt der Startschuss zur zweiten Saison der Langstrecken-WM. Audi hegt das Ziel, seinen Weltmeistertitel zu verteidigen. Toyota sinnt wiederum auf Revanche. Beide Parteien haben über den Winter ihre Hybridsysteme weiterentwickelt. Unterdes verzeichnet die LMP2 einige kurzfristige Rückzüge.

Vergangene Saison kürte sich Branchenprimus Audi in Silverstone vorzeitig zum Sportwagen-Weltmeister. An jenem Schauplatz sinnt Herausforderer Toyota am nächsten Wochenende nun auf Revanche. Denn kommenden Sonnabend startet in der Grafschaft Northamptonshire die zweite Auflage der Langstrecken-WM. Zugleich wird damit die nächste Runde im Wettstreit der Hybrid-Avantgarde eingeläutet. 

Um seinen Primat in der Le-Mans-Königsklasse zu behaupten, haben die Ingolstädter Ingenieure den zwittrigen R18-Prototyp während der Wintermonate weiterentwickelt. Im Bereich der Aerodynamik setzen die Audi-Techniker künftig gleichermaßen auf doppelte Endplatten; zudem wurde das Hybridsystem optimiert. Da das Regelwerk jedoch kleinere Luftmengenbegrenzer vorschreibt, büßt der bayrische Rennbolide rund 20 PS Leistung ein.

Damit sind die Herren der Ringe den Konkurrenten aus Fernost nichtsdestotrotz einen Schritt voraus. Da die Modifikation des TS030-Renners noch nicht abgeschlossen ist, greift Toyota beim Auftakt noch einmal auf den Jahreswagen zurück. „Unsere 2012-Spezifikation hat seine Stärke im letzten Jahr bewiesen, deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir an der Spitze mitkämpfen können“, beschwichtigt Team-Präsident Yoshiaki Kinoshita.

Audi-Schützling Benoît Tréluyer ist sich dennoch im Klaren, über welch Potenzial des letztjährigen Einsatzfahrzeug seiner Kontrahenten verfügt. „Silverstone wird eine erste Standortbestimmung für Audi im Kampf mit Toyota“, erläutert der Franzose. „Der Kurs ist schnell, wenn auch nicht so schnell wie die Strecke in Le Mans. Das Rennen im Vorjahr hat mir sehr gut gefallen. Natürlich wollen wir gerne wieder gewinnen.“ 

Wettkampf der Privatiers: Rebellion-Toyota versus Strakka-Honda

Der amtierende Langstrecken-Weltmeister teilt sich das Lenkrad neuerlich mit dem Schweizer Marcel Fässler und Landsmann André Lotterer. Im Schwesterauto werden die Audi-Urgesteine Tom Kristensen und Allan McNish von Loïc Duval unterstützt. Bei Toyota ergaben sich ebenfalls keinerlei personelle Änderungen. Das Duo Alexander Wurz und Nicolas Lapierre wechselt sich erneut im Cockpit der Startnummer sieben ab; die zweite Fahrerbesatzung formiert sich aus Anthony Davidson, Sébastien Buemi und Stéphane Sarrazin. 

Die Riege der Privatiers schrumpft derweil auf die Honda-Abordnung Strakka Racing und Rebellion-Toyota. Letztgenannter Rennstall präsentierte bei den Einstellfahrten in Le Castellet sein überarbeitetes Lola-Coupé, das gleichfalls mit doppelten Endplatten bestückt wurde. Im Laufe der Probefahrt erzielten Nicolas Prost und Neel Jani auf Anhieb erkennbare Fortschritte: in sämtlichen Sitzungen markierten die Rebellen die Bestzeit. 

Währenddessen fehlte den britischen Mitstreitern stets einige Zehntelsekunden auf die eidgenössischen Rivalen. „Dieser Test auf dem Circuit Paul Ricard diente nicht dem Ziel schnell zu sein, sondern sich auf die Saison vorzubereiten“, lichtet Strakka-Team-Manager Dan Walmsley auf. „Und in dieser Hinsicht haben wir viel erreicht.“ Beim Aufgalopp in England muss sich das eingespielte Strakka-Trio Danny Watts, Nick Leventis und Jonny Kane jedoch obendrein gegen ein zweiten Rebellion-Renner wehren, der von Andrea Belicchi, Mathias Beche und Cheng Congfu pilotiert wird. Indes greif Nick Heidfeld dem Stammduo Prost/Jani unter die Arme. 

LMP2-Kasse: Rückzug des Titelverteidigers

In der LMP2-Division erregte dieser Tage das Forfait der Titelverteidiger Aufmerksamkeit. Die Honda-Delegation Starworks Motorsport war nicht in der Lage, die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen, um das Engagement in der Langstrecken-WM zu stemmen. Damit übernehmen die Vizemeister von ADR-Delta die Rolle des Favoriten. Bereits beim Kollektivtest in der Provence hob sich die Oreca-Nissan-Equipe wiederholt von der Konkurrenz ab. 

Die Pilotenbesatzungen formieren sich dabei aus Antonio Pizzonia, James Walker und Tor Graves sowie Roman Rusinov, John Martin und Mike Conway. In die Rolle des Verfolgers schlüpft wiederum Oak Racing. Das Eichengespann setzt im Laufe der Saison zwei Morgan-Vehikel für Jacques Nicolet, David Heinemeier Hansson und Alex Brundle sowie Bertrand Baguette, Martin Plowman und Ricardo González ein. Ferner stockt das französische Team in Silverstone und Le Mans auf ein Drei-Wagen-Aufgebot auf. 

Unterdessen prononcierte Lotus eine zukünftige Zusammenarbeit mit Praga. Die britisch-deutsch-tschechische Kooperation betreut den Einsatz zwei brandneuer Lotus-T128-Prototypen, welche in Eigenregie konstruiert wurden. Hinter das Steuer klemmen sich Kevin Weeda, Vitantonio Liuzzi und James Rossiter, der in Silverstone von Christophe Bouchute vertreten wird; den Schwesterwagen steuern Thomas Holzer, Dominik Kraihamer und Jan Charouz.

Außerdem sind Pecom Racing (Oreca-Nissan) und Greaves Motorsport (Zytek-Nissan) wieder mit von der Partie. Im Oreca-Boliden legen Luís Pérez Companc, Nicolas Minassian und Pierre Kaffer Hand an, während Tom Kimber-Smith, Christopher Dyson und Michael Marsal im Zytek aufs Gaspedal treten. Zwischenzeitlich kündigte HVM Status Grand Prix dagegen den Rückzug seines Lola-Judd-Coupés an. Über dem Programm von Gulf Racing Middel East schwebt ebenso ein Fragezeichen – die Auftaktrunde in Silverstone lässt das arabische Ensemble aus.