Audi greift in Sebring nach dem letzten LMP1-Siegerpokal. Können Rebellion, Picket und Dyson dem etwas entgegensetzen? Für die kleine Prototypen-Division haben sich dagegen bloß fünf Rennställe eingeschrieben: ESM, Level 5 und Greaves Motorsport. LMPC mit deutscher Beteiligung.
In Sebring neigt sich eine Ära dem Ende zu. Seit dem Jahr 1999 wird das Zwölf-Stunden-Rennen in Florida als Wertungslauf der ALMS-Meisterschaft ausgetragen. Da die IMSA künftig mit den Veranstaltern der Grand-Am-Serie zusammenspannt, wird der Klassiker auf dem ehemaligen Flughafengelände hinfort im Rahmen eines verschmolzenen nordamerikanischen Sportwagen-Championats ausgetragen.
Damit wird in Sebring nächsten Samstag letztmals ein Siegerpokal an LMP1-Rennställe verliehen, denn die Akteure der Le-Mans-Königsklasse sind nach der Fusion beider Wettbewerbe nicht mehr startberechtigt. Seriensieger Audi bittet daher noch einmal zum letzten Tanz und absolviert mit zwei R18-Hybridboliden einen Gaststart beim Traditionsrennen. Dabei greift der Ingolstädter Konstrukteur auf zwei verschiedene Entwicklungsstufen zurück.
Die Prototypen aus dem Hause Audi waren in der Vergangenheit stets ein veritabler Erfolgsgarant. Zehnmal wanderte die Trophäe nach Süddeutschland. Einzig 2008 düpierte Porsche mit dem RS Spyder die LMP1-Konkurrenz, während Peugeot in den Jahren 2010 und 2011 den Triumph erfocht. Doch Audi hegt die Ambition, als letzter Gesamtsieger der Zwölf Stunden von Sebring in die Annalen des Florida-Schlagers einzugehen – mit einem LMP1-Renner.
Audi-Pflichtsieg oder Überraschungserfolg?
„Wir fahren mit etwas Wehmut nach Sebring“, gesteht Ralf Jütter, Technischer Direktor bei Audi. „Es ist sehr schade, dass bei diesem traditionsreichen Rennen künftig keine LMP1-Sportwagen mehr starten dürfen.“ Audi-Motorsportchef Doktor Wolfgang Ullrich blickt gleichfalls zurück: „Seit dem Beginn unseres Sportwagen-Programms 1999 war Sebring immer ein fester Termin in unserem Rennsportkalender.“
In puncto Fahrerkader überlässt Audi nichts dem Zufall. Die amtierenden Sportwagen-Weltmeister Marcel Fässler und Benoît Tréluyer teilen sich mit Oliver Jarvis das Lenkrad der Startnummer eins. Im Schwesterauto sitzen die Altmeister Allan McNish und Tom Kristensen – mit dem Brasilianer Lucas di Grassi. „Ich bin zweimal hier gestartet, konnte bisher aber nicht gewinnen“, konstatiert Fässler. „Das möchte ich diesmal gern ändern, zumal es wahrscheinlich auf längere Sicht die letzte Chance ist, hier mit Audi um den Gesamtsieg zu kämpfen.“
Und wer sollte den Siegeszug der Audianer schließlich aufhalten? Obschon die Regelhüter den Privatiers im Zuge der Fahrzeugeinstufungen diverse Zugeständnisse gemacht haben, herrscht zwischen den Werksmannschaften und den privaten Gespannen bekanntermaßen ein unausgewogenes Kräfteverhältnis. Nichtsdestotrotz konnten vermeintliche Außenseiter in den letzten Jahren gelegentlich Nadelstiche setzen. Beispielweise gewann Peugeot-Kunde Oreca das Ausdauerrennen 2011.
Rebellion fordert die arrivierten ALMS-Akteure heraus
Nichtsdestotrotz zeichnet sich zwischen den Kontrahenten im Lager der konservativen Antriebe ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Die ALMS-Titelverteidiger von Picket Racing treten mit einer überarbeiteten Version ihres HPD-Prototyps an: dem ARX-03c. Zudem verstärkt Porsche-Werksfahrer Romain Dumas das Stammduo Klaus Graf und Lucas Luhr beim Auftakt der amerikanischen Le-Mans-Serie.
Unterdessen visiert Rebellion Racing ebenfalls eine Podiumsplatzierung an. Das eidgenössische Gespann rückt mit einem Zwei-Wagen-Aufgebot an. Dabei klettern erstmals die Neuzugänge ins Lola-Interieur. Cheng Confu und Mathias Beche greifen Stammfahrer Andrea Belicci unter die Arme. Das Flaggschiff wurde mit Nick Heidfeld sowie dem eingespielten Fahrerduo Neel Jani und Nicolas Prost besetzt.
Auf selbiges Fahrgestell vertraut Dyson Racing. Allerdings hat die Equipe aus dem Bundesstaat New York neuerlich einen Mazda-Motor in seinem Lola B12/60 verbaut. Ferner unterstützt Butch Leitzinger die Stammpiloten Chris Dyson und Guy Smith. Überdies wurde auch der DeltaWing LM12 für die LMP1-Kategorie eingeschrieben. Am Volant der Nissan-Rennrakete wechseln sich Olivier Pla und Andrew Meyrick ab.
Lediglich fünf Fahrzeuge in der LMP2-Division
Derweil spiegelt sich im LMP2-Lager die Zukunft dieser Wertung wider: eine Fahrt ins Ungewisse. Angesichts der Rennserienfusion herrscht Uneinigkeit, was den Verbleib der LMP2-Kategorie in Nordamerika anbelangt. Aufgrund dieser nebulösen Planung der Organisatoren schrecken potenzielle Teilnehmer vor einem Engagement zurück. Darum hat auch Level 5 Motorsports angekündigt, nicht den Alleinunterhalter spielen zu wollen.
Nun hat Extreme Speed Motorsports jedoch die Nennung zweier HPD ARX-03b eingereicht. Die erste Besatzung rekrutiert sich aus David Brabham, Scott Sharp und Guy Cosmo; das Schwesterauto pilotieren Ed Brown, Johannes van Overbeek und Anthony Lazarro. Daraufhin hat Level 5 ebenfalls eine Teilnahme am Sebring-Schlager prononciert – mit selbigen Arbeitsgeräten, welche Scott Tucker, Ryan Hunter-Reay und Simon Pagenaud sowie Tucker, Marino Franchitti und Ryan Briscoe bewegen. Darüber hinaus startet Greaves Motorsport mit einem Zytek-Z11SN-Nissan. Als Fahrer wurden Tom Kimber-Smith, Christian Zugel und Eric Lux aufgestellt.
Für die LMPC-Wertung wurden Oreca-FLM09-Boliden genannt. Darunter der Rennstall DragonSpeed/Mishumotors aus Wiesbaden-Nordenstadt mit Pierre Kaffer, Patrick Simon und Mirco Schultis an Bord. Die Rivalen nennen sich: BAR 1 Motorsports, PR 1 Mathiasen Motorsports, RSR Racing, Ferformance Tech Motorsports und Core Autosports.