VLN-Rechenspiel: Was wäre wenn?

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Die LMS-Truppe Andree, Brinkmann und Krognes wurde verdient VLN-Meister des Jahres 2012. Sieben Klassensiege in der SP3T reichten dem Scirocco-Trio, den Titel zu holen. Aber was wäre, wenn die Punkte, wie in anderen Serien für die besten des Gesamtklassements vergeben würden? SportsCar-Info hat einmal nachgerechnet.

In der VLN werden Punkte für gute Platzierungen in der Klasse vergeben. Zusätzlich gibt es einen Bonus, der umso höher ausfällt, je mehr Teilnehmer in der jeweiligen Klasse starten. In der Praxis heißt das: Wer Meister werden will, sollte in einer der teilnehmerstarken Klassen antreten. Naturgemäß sind dies aber nicht die Klassen, die für den Gesamtsieg in Frage kommen, also im Wesentlichen die SP9 für GT3-Rennwagen.

Im Allgemeinen sind die Klassen gut besucht, in denen auch für ein vergleichsweise kleines Budget anspruchsvolle Rennerei geboten wird. In der abgelaufenen Saison waren die Klassen Cup3 mit der Renault-Clio-Meute, die V6 mit den BMW-Z4M-, M3- und Porsche-Cayman-Serienwagen und eben die SP3T mit den Spezialtourenwagen mit zwei Litern Hubraum und Turboaufladung, aus der auch die Meistermannschaft kommt. Neben den Scirocco GT24 finden sich in dieser Klasse Audi TTR, TTRS und Opel Astra.

Die Protagonisten der Spitzengruppe im Feld mit ihren schnellen, aber teuren GT-Boliden gehen also in puncto Meisterschaft meist leer aus. So reicht der letzte Meistertitel einer GT-Mannschaft auf das Jahr 1999 zurück, als Peter Zakowski und Hans-Jürgen Thiemann mit der legendären Dodge Viper VLN-Meister wurden. Der heutige BMW-Werksfahrer Dirk Adorf holte seine drei Meistertitel auf Citroen AX und Opel Astra.

Der Meister aller Klassen

SportsCar-Info hat sich einmal die Mühe gemacht, für jeden Lauf Punkte für die Besten der Gesamtwertung zu vergeben. Hierfür wurde das Punktesystem der Blancpain Endurance Series herangezogen. Die GT3-Serie bestreitet Rennen über drei Stunden und ist daher am ehesten mit den Rennen der VLN zu vergleichen. Die Punkteverteilung nach dieser Wertung gestaltet sich folgendermaßen:

  • Platz 1    –              25 Punkte
  • Platz 2    –              18 Punkte
  • Platz 3    –              15 Punkte
  • Platz 4    –              12 Punkte
  • Platz 5    –              10 Punkte
  • Platz 6    –              8 Punkte
  • Platz 7    –              6 Punkte
  • Platz 8    –              4Punkte
  • Platz 9    –              2 Punkte
  • Platz 10  –              1 Punkt

Würde man diese Zählweise heranziehen, wäre Jochen Krumbach im Manthey-Nadelstreifen-Porsche unangefochtener Meister. Der Eschweiler holte zusammen mit dem Porsche-Werksfahrer Marc Lieb seine beiden ersten VLN-Gesamtsiege und fuhr in der Folge mit wechselnden Partnern aus dem Porsche-Kader viermal aufs Podium. Dreimal davon errang er den Silberrang, einmal wurde er Dritter. Bemerkenswert, dass dies in der ersten Saison ohne offizielle Unterstützung aus Zuffenhausen gelang.

Da konnte selbst Marc Basseng nicht mithalten. Der amtierende GT-Weltmeister holte zwar ebenfalls zwei Siege und konnte sechsmal punkten, war aber bei seinen Eifel-Auftritten nicht so konstant an der Spitze, wie der Manthey-Stammfahrer. Auch der Dritte unserer inoffiziellen Wertung, Alexander Rohloff, holte zwei Siege und fuhr sechsmal in die Punkte. Dass man auch mit seltenen Besuchen etwas erreichen kann zeigte Marc Lieb. Der Porsche GT-Vorzeige-Akteur fuhr zweimal mit Krumbach zum Sieg und wurde zweimal Zweiter. Das reichte immerhin noch für Platz fünf.

Neben der Erkenntnis, dass Jochen Krumbach der erfolgreichste Nordschleifen-Akteur der Saison 2012 war, legt die Tabelle aber auch noch andere Fakten offen. So finden sich in den Topdrei auch drei unterschiedliche Fabrikate wieder. Porsche liegt hier vor Audi und Mercedes. Audi und Basseng hätten das Ergebnis im letzten Lauf noch zu ihren Gunsten drehen können. Leider fiel das Finale aber dem Eifelwinter zum Opfer.

Insgesamt schafften 103 Fahrer eine Topzehn-Platzierung. Diese gingen aber mitnichten nur an Protagonisten aus dem GT3-Lager. Auch Cup-Porsche, die Audi TT RS aus dem Hause Raeder und diverse SP7-Abwandlungen des Elfers aus Zuffenhausen waren probate Mittel, einen der vorderen Plätze zu ergattern. Darunter auch der Wochenspiegel-Team-Manthey-Porsche-RSR, der nach viel Pech in der Saison im neunten Lauf knapp am Podium vorbeischrammte. Das war aber gleichzeitig auch das beste Ergebnis eines Nicht-GT3-Boliden. Wer 2012 auf das Podium wollte, brauchte einen Startplatz in der SP9.

1101 vln gesamt 2012

Es sei noch einmal ausdrücklich gesagt, dass unsere Rechenspielerei nicht die echten Meister in Abrede stellen soll. Die Wertung der VLN ist einzigartig und wird aus gutem Grund in ihrer Art und Weise durchgeführt. Bei aller Professionalisierung und Entwicklung zur internationalen Topserie bleibt der Meistertitel das letzte große Indiz auf den Breitensport-Charakter der Eifel-Rennserie.

Unsere Glückwünsche gehen an Ullrich Andree, Dominik Brinkmann und Christian Krognes und die LMS-Engineering-Mannschaft. Aber auch Jochen Krumbach, das Team um Olaf Manthey und alle anderen, denen Topplatzierungen in der Gesamtwertung und in ihren Klassen gelangen, verdienen unseren Respekt.