STT-Finale furioso: Kuismanen sichert dritten Titel

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Beim STT-Finale auf dem Nürburgring zeichnete sich ein regelrechter Krimi ab. Obwohl Viper-Pilot Pertti Kuismanen auf der Siegerstraße dem Titel unangefochten entgegen hastete, geriet sein Triumphzug nochmals ins Stocken. Porsche-Rivale Ullrich Becker konnte den Finnen jedoch nicht mehr stoppen.

 Das Finale der Spezial-Tourenwagen-Trophy auf dem Nürburgring geriet zu einem echten Krimi. Erst im letzten Rennen der Saison sicherte sich Pertti Kuismanen (Chrysler Viper GTS-R) den Meistertitel vor Ulrich Becker im Porsche 997 GT3 RSR. Der knapp geschlagene Vizemeister holte dabei genau wie Kuismanen einen Gesamtsieg in der Eifel. Für zusätzliche Spannung sorgte der Finne selbst, als er zum ungeplanten Stopp an die Box musste.

Wie sich die Bilder doch gleichen. Vor fünf Jahren jagte Jürgen Hohenester als direkter Meisterschaftskonkurrent die Viper von Kuismanen vor sich her. Dieses Jahr war es Ulrich Becker, der den Finnen hetzte. Während damals aber Jürgen Hohenester die Oberhand behielt, lag es diesmal am Finnen den Meistertitel einzustreichen. Im ersten Durchgang hatte es noch nach einer souveränen Geschichte ausgesehen. Mit fast elf Sekunden Vorsprung fuhr Kuismanen zum Gesamtsieg und strich obendrein die zwölf Zähler für den Klassensieg ein.

Der Zweitplatzierte Ulrich Becker punktete als Sieger der Klasse 2 bis 5.000 Kubikzentimer aber ebenso voll. Somit musste Kuismanen mindestens auf dem zweiten Platz in der eigenen Wertungsklasse über den Zielstrich fahren, um den Titel perfekt zu machen. Zumindest in der Anfangsphase des Rennens sah es danach aus, als sollte der Viper-Pilot souverän Gesamt- und Klassensieg holen. Ulrich Becker ließ aber nicht locker, tauchte immer größer im Rückspiegel auf und war plötzlich ganz dicht dran. Im nächsten Umlauf fehlte der Finne und Becker lag in Führung. 

„Ich merkte, dass sich die Viper seltsam anfühlte. Ich fuhr zur Kontrolle an die Box. Der Reifendruck war erhöht und beim Herunterlassen des Autos gab es dann noch zusätzliche Probleme. Daher haben wir recht viel Zeit verloren“, erklärte Kuismanen. „Ich habe dann noch meine beiden Klassenkonkurrenten geschnappt und wurde Achter. Aber das war dann egal, da dies zur Meisterschaft reichte. So war es schließlich doch noch ein echtes Happy End“, so der neue STT-Meister weiter. 

Ulrich Becker freute sich trotz der knapp verpassten Meisterschaft über den Sieg im letzten Rennen der Saison. „Das war heute der erste Gesamtsieg, über den ich mich freuen konnte. Spa war ja so mit ein bisschen Beigeschmack. Kuismanen hatte zwar Probleme, aber er ist mir vorher ja auch nicht ganz weggefahren. Ich wusste, dass ich dran bleiben konnte. Am Ende musste ich dann nach hinten noch auf Sven Fisch aufpassen, der ja wirklich schneller war“, zeigte sich Ulrich Becker mit dem Saisonausgang zufrieden. 

V8-Star-Power auf dem Treppchen

Für Sven Fisch (V8-Star) verlief der Saisonabschluss mit den Gesamtplätzen drei und zwei sehr stark. Der V8-Star-Pilot kämpfte im ersten Rennen den Porsche 997 GT3 R von Gaststarter Vadim Kogay nieder und belegte rund elf Sekunden hinter Becker den dritten Gesamtrang. Im zweiten Gefecht legte der Stuttgarter noch einmal ein Schippchen drauf. Immer näher kam er an den führenden Porsche heran. Nach 15 Runden fehlten nur 1,83 Sekunden zum ersten Gesamtsieg in der Spezial-Tourenwage- Trophy. 

Jeweils hinter Fisch beendete Jörg Bernhard die beiden Rennen. Nachdem der Altenbacher mit der Trainingsleistung noch haderte, geigte er nun im Rennen groß auf. Im ersten Durchgang schnappte er sich zunächst Carlos Rivas und wenig später noch Kogay. Den zweiten Durchgang beendete Jörg Bernhard nach einem starken Auftritt auf dem dritten Platz. Damit stand der V8-Star-Pilot erstmals auf dem Treppchen. 

„Nachdem ich im Training schon etwas im Winterschlaf war, bin ich in den beiden Rennen doch wieder hellwach gewesen. Ich konnte die vor mir liegenden Porsche überholen und am Ende mit Gesamtplatz vier und drei zwei tolle Resultate vor der Winterpause einfahren. Wir wissen jetzt, dass wir nichts am Auto machen müssen. Das ist ein absoluter Traum“, war Bernhard mit dem Saisonabschluss zufrieden. 

Christian Franck wird Dritter in der Meisterschaft 

Der Wechsel vom Seat Leon auf den Porsche 997 GT3 Cup hatte Christian Franck erstaunlich gut gemeistert. „Bisher bin ich nur Fronttriebler gefahren. Dass es dann gleich so gut läuft, war nicht abzusehen“, so der Luxemburger. Nach der erfolgreichen Porsche-Premiere in der Lausitz präsentierte sich Christian Franck auch in der Eifel stark. Während in der ersten Qualifikation Carlos Rivas (ebenfalls Porsche 997 GT3 Cup) noch knapp schneller gewesen war, platzierte sich Franck im zweiten Trainingsdurchgang vor Gaststarter Kogay und Rivas. 

Doch im ersten Rennen fiel der Porsche gegen Rennmitte vom dritten Platz in der Klasse mehr und mehr zurück. Der fünfte Gang steckte fest, wodurch Jeannot Delvaux (Porsche 997 GT3), Reiner Lutz (Porsche Cayman) und Tjarco Jilesen (Porsche 997 GT3 Cup) vorbeikamen. Der zweite Wertunglslauf wurde nun besonders spannend, zumal Christian Franck in der Meisterschaft noch um den dritten Platz kämpfte. Dicht an dicht schossen die drei Porsche von Franck, Rivas und Delvaux um den Nürburgring. Rivas schlüpfte dabei an Franck vorbei, der aber nicht locker ließ. Mit nur 0,28 Sekunden Vorsprung entschied Rivas schließlich den zweiten Durchgang in der Klasse für sich. 

„Das war ein sehr enges Rennen. Christian Franck war am Schluss sehr nahe dran. Am Anfang hatte ich Christian überholt und da schon richtig gepusht. Daher waren die Reifen am Ende des Rennens nicht mehr wirklich so gut. Ich habe dann mein Bestes gegeben Christian hinter mir zu halten. Das hat dann auch gut geklappt“, so Rivas, der damit die Meisterschaft in der Klasse 3 bis 4.000 Kubikzentimeter holte. Franck konnte aber auch mit dem zweiten Platz vor Delvaux und Jilesen zufrieden sein. Denn damit stand fest, dass der Luxemburger in der STT-Meisterschaft den dritten Rang belegte. 

Der Blick in die Klassen

Nachdem sowohl Daniel Schrey und René Snel absagen mussten, war Kuismanen in der großen STT-Klasse ohne Gegner. Locker über 200 PS weniger hatten die drei verbliebenen Turbo-Porsche und die Corvette des Luxemburger Serge Loudvig vorzuweisen. Zumindest Rolf Rummel schien aber einem guten Saisonende entgegen zu fahren, als er, auf Platz sechs liegend, den Porsche 996 GT2 in der Box abstellte. 

„Ich hatte Probleme mit dem Motor. Als dann die Kontrolllämpchen aufleuchteten, bin ich lieber rausgefahren“, erklärte der mehrfache STT-Meister. Damit erbte Jörg Lorenz (Porsche dp 935) den zweiten Platz vor Jan van Es (Porsche 993 GT2). Die beiden Porsche-Piloten hätten dann sogar im zweiten Durchgang das Zünglein an der Waage sein können. Doch Kuismanen schnappte sich die beiden Porsche kurz vor Schluss. Lorenz war nach dem schwierigen Saisonbeginn mit den beiden zweiten Plätzen, sowie den zwei neunten Gesamträngen zufrieden. 

„Es war ein tolles Rennen mit Johannes Graversen. Er fährt zwar in einer anderen Klasse, aber der Zweikampf mit ihm hat Spaß gemacht. In der letzten Runde hatte er mich kurz überholt, aber einen Fehler gemacht und da bin ich dann wieder an ihm vorbei“, freute sich Lorenz über den guten Saisonabschluss.

In der Klasse 2 bis 5.000 Kubikzentimeter war Neunelfer-Schützling Becker nicht zu schlagen. Hier hinterließen die Gaststarter Franjo Kovac und Martin Tschornia im Audi TT RS einen starken Eindruck. Nachdem Michael Bäder seinen BMW M3 V8 Kompressor, auf Gesamtplatz zwei liegend, früh wegen einem gerissenem Riemen abstellen musste, holte sich Kovac  einen achten Platz im Gesamtklassement und Rang zwei in der Klasse vor Ed van Heusden (Porsche 944 Turbo). Zum zweiten Durchgang konnte der BMW von Bäder und Tobias Hagenmeyer nicht mehr antreten. Mit den beiden zweiten Startplätzen für das Rennen konnte die BMW-Truppe aber das Potential der Neukonstruktion andeuten. Martin Tschornia sah mit dem Audi TT RS im zweiten Gefecht das Ziel als Gesamtsiebenter. Klassendritter wurde erneut van Heusden vor Jochen Ayasse/Ulf Ehninger (Audi RS4) und Gil Linster (Ford Mustang). 

Die Klasse bis 3.500 Kubikzentimeter hatte Joachim Duscher mit seinem bärenstarken Audi 80 Turbo im Griff. Der Audi-Pilot verwies im ersten Durchgang Christian Hofmänner (Mitsubishi Evo 10) und Pierre Bonhôte (Seat Leon) auf die Plätze zwei und drei. Rang vier in der Klasse ging an Frank Müller (Opel Astra OPC), nachdem Jochen Thissen mit dem kurzerhand angemieteten VW Beetle in Runde neun ausgefallen war.

Beim zweiten Durchgang ging der zweite Platz hinter dem ehemaligen Werks-Audi aus der französischen Tourenwagen-Meisterschaft an Pierre Bonhôte. Der Schweizer sicherte sich damit gleich im ersten Jahr mit dem neuen Seat Leon die Meisterschaft in der Klasse sowie einen starken fünften Rang in der Gesamttabelle. Christian Hofmänner musste sich nach einem Verbremser Ende Start-und-Ziel, sowie einem Ausflug durchs Kiesbett, mit dem dritten Platz zufrieden geben. Den vierten Platz in der Klasse holte sich Niklas Bauckhage (Opel Astra OPC) vor Jochen Thissen. Der junge Lüdenscheider überzeugte in seiner zweiten STT-Saison. Gegenüber dem Vorjahr war das Rookie-Auto beim Saisonabschluss noch einmal drei Sekunden schneller unterwegs.

Starker Motorsport bei den Zwei-Liter-Fahrzeugen

Viel Action boten einmal mehr die Zwei-Liter-Piloten, die sich in beiden Durchgängen tolle Positionskämpfe lieferten. Gerhard Füller (BMW 120) fuhr im ersten Lauf zum Klassensieg vor Joachim Bunkus im Triumph Dolomite Sprint. Davor musste sich der BMW-Pilot aber zunächst den Attacken von Markenkollege Yannik Trautwein (BMW 320i E46) erwehren. Der schnelle Youngster setzte den erfahrenen Kontrahenten ständig unter Druck. Doch als Trautwein vorbei war und sich sogar etwas absetzen konnte, riss am BMW die Antriebswelle. 

Damit war das Rennen entschieden. Im zweiten Durchgang legten die Zwei-Liter-Asse noch einmal einen Zahn zu. Vor allem Vorjahresmeister Bunkus drehte auf. Der Bönningstedter heftete sich an die Fersen des BMW-Duos. Zuerst schnappte sich der Dolomite-Pilot Trautwein, kurz darauf überholte er auch Füller. Somit ging für Bunkus die Saison doch noch erfreulich zu Ende. 

„Ich wollte mich im zweiten Rennen einfach zurückmelden. Die neuen Reifen machten dann doch eine ganze Menge aus. Wir hatten davor das Fahrwerk umgestellt und komplett neue Reifen gefahren. Damit waren wir an die drei Sekunden schneller“, erklärte Bunkus. Zweiter wurde Fülle vor Trautwein und Heinz Chorus im Ford Focus. Trautwein konnte mit dem dritten Klassenrang dennoch gut leben, bedeutete dies doch den Sieg in der Zwei-Liter-Wertung.

„Das hat heute richtig Spaß gemacht, wenn auch das zweite Rennen für mich nicht ganz so aufregend war wie das erste. Das Ziel war mindestens Dritter zu werden, denn dann klappt’s mit der Zwei-Liter-Meisterschaft. Von dem her war Ankommen die Devise“, so Trautwein nach seinem erfolgreichen Abschneiden.

In der Klasse der luftgekühlten Porsche-Fahrzeuge hatte Alexandra Irmgartz (Porsche 964 RSR) ihre männliche Konkurrenz im Griff. Ralf Bender und Ralf Schmaus (beide Porsche 964 Cup) mussten sich in beiden Rennen hinter der schnellen Porsche-Pilotin anstellen. Mit etwas Glück hätte die Tochter des dreimaligen STT-Meisters Michael Irmgartz sogar noch den dritten Platz in der Gesamtwertung erreichen können. Am Ende reichten die beiden Klassensiege zum vierten Platz in der Endabrechnung, sowie zum Sieg in der luftgekühlten Porscheklasse und in der STT-Juniorenwertung. 

Dritter hinter den schnellen V8-Star in der STT-Sonderklasse wurde zweimal Johannes Graversen. Der Däne war mit seinem spektakulären Fiat X1/9 Turbo ein echter Hingucker. In beiden Rennen lieferte sich der Fiat-Pilot ein sehenswertes Duell mit Jörg Lorenz, das der Porsche am Ende knapp für sich entschied. Nachdem Kurt Hoffmann (Caterham R300) in Durchgang eins noch ausgefallen war, belegte der Caterham-Autler aus Neuwied im Abschlussrennen Gesamtplatz 17 sowie Platz vier in der Klasse.

Erschienen auf Autorennsport.de.