Der traditionelle Abschluss des Motorsportjahres für Sportwagen steht am kommenden Wochenende wieder an: das Petit Le Mans. 42 Autos aus den Serien ALMS und ELMS haben sich angekündigt; dazu hospitieren prominente Gaststarter.
Auch wenn die große neue Sportwagenserie, die World Endurance Championship – kurz WEC – ihr Saisonfinale erst in der nächsten Woche im chinesischen Shanghai begeht, so endet das traditionelle Sportwagenjahr schon sieben Tage vorher. Die American Le Mans Series gibt sich auf der Road Atlanta, der Heimstrecke der Dachorganisation IMSA, die Ehre.
Obwohl das Petit Le Mans getaufte 1.000-Meilen-Rennen erst 1998 sein Debüt feierte, so hat es sich in den vergangenen 14 Jahren zu einem wichtigen Stelldichein der Szene entwickelt, denn die anderen Klassiker, wie Sebring, Spa oder Le Mans, finden bereits zu früheren Zeitpunkten im Jahr statt. Somit fand die Idee, ein abschließendes großes Rennen, das bis in die Abendstunden geht, in den Staaten zu veranstalten, sofort auf gute Resonanz.
Da die diesjährige Ausgabe allerdings zwischen den Sportwagen-WM-Läufen am Fuji und in Shanghai stattfindet, finden sich erstmals seit 1999 wieder keine Werksteams ein. Somit beginnt eine neue Epoche in der Geschichte des Langstreckenrennens. Nach dem Premierenrennen, das Doyle-Risi Racing gewann, wird in diesem Jahr in jedem Fall wieder ein Privatteam den Gesamtsieg einfahren.
Dreikampf um den Gesamtsieg
Als Favoriten für Platz eins der Gesamtwertung kommen in diesem Jahr lediglich drei Teams in Frage. Es sind die Teilnehmer der Klasse LMP1, die in den USA nur spärlich besetzt ist. Allen voran sind die beiden Erzrivalen von Muscle Milk Racing und Dyson Racing mit von der Partie. Doch nicht nur der Rennsieg ist für die beiden einzigen LMP1-Mannschaften aus Nordamerika interessant. Noch immer haben beide Chancen auf die Titel ihrer Klasse – es sind die beiden letzten Wertungen, die noch offen sind.
Das heißt, für beide Teams zählt der Rennsieg doppelt, einmal für die Gesamtwertung und einmal für das Prestige. Für Muscle Milk Racing, bei denen Romain Dumas die Stammpiloten Lucas Luhr und Klaus Graf unterstützt, wären sogar bis zu zwei Positionen hinter dem besseren Dyson-Renner ausreichend. Die Equipe um Rob Dyson hingegen muss alles geben und zudem auf ein schlechteres Abschneiden der Truppe von Greg Pickett hoffen. Auf der Fahrerseite stößt Steven Kane zu Chris Dyson und Guy Smith hinzu. Um die Chancen zu vergrößern, setzt die Mannschaft auch wieder den zweiten Wagen ein, diesmal gefahren von Tony Burgess, Mark Patterson und Chris McMurry.
Allerdings sind die beiden Platzhirsche in diesem Rennen nicht, wie gewohnt, allein in ihrer Kategorie. Es hat sich hochkarätiger Besuch aus Europa angekündigt – der einzige internationale Teilnehmer. Rebellion Racing hat sich dazu entschieden, trotz des Engagements im WEC, das dritte Lola-B12/60-Chassis in die USA zu verfrachten und am Petit Le Mans teilzunehmen. Gefahren wird der von einem Toyota-Triebwerk befeuerte Bolide von Neel Jani, Nicolas Prost und Andrea Belicchi und kann damit als großer Favorit gehandelt werden.
Gut gefüllte LMP2
Trotz dieser schnellen LMP1-Gespanne darf man auch eine andere Möglichkeit nicht außer Acht lassen. Es ist genauso möglich, dass ein LMP2-Renner den Gesamtsieg holt – es wäre das erste Mal auf der Road Atlanta. Dass dies nicht unmöglich ist, zeigte Level 5 Motorsport in dieser Saison beim Hafenrennen von Baltimore, das allerdings selbst von GT-Wagen auf der Führungsrunde beendet wurde. Doch auch auf der Road Atlanta schafften es in den Jahren 2007 und 2008 einige LMP2-Starter nicht überrundet zu werden.
Für das Meisterteam Level 5 dürften diese Gedanken wohl aber eher im Hintergrund sein. Viel wichtiger ist der Mannschaft von Scott Tucker die Verteidigung des Klassensieges. Dabei werden sich Tucker und seine Fahrerkollegen Christophe Bouchut und Luis Díaz sowie die Verstärkungen Dario und Marino Franchitti wieder den Dauerrivalen von Conquest Endurance und den Kutschern David Heinemeier Hansson und Martin Plowman erwehren müssen.
Allerdings haben auch die Teilnehmer aus der ELMS, die ebenfalls ihr Finalrennen absolvieren, den Anspruch auf den Sieg. Alle vier Autos der Teams Greaves Motorsport, Oak Racing, Murphy Prototypes und Thiriet by TDS Racing können als siegfähig gewertet werden. Bei den Besatzungen setzen die Teamchefs auf bekanntes Personal.
Neben den GT ist die LMP2 zudem die herstellerreichste Kategorie – mit Zytek, Lola, Morgan, Oreca und HPD sind gleich fünf Konstrukteure vertreten. Bei den Triebwerken setzen, bis auf Dempsey Racing mit Judd, alle auf fernöstliche Aggregate von Nissan und Honda.
Möglich ist ein Gesamtsieg für einen LMP2 allerdings nur, wenn das Rennen chaotisch wird, denn von der Geschwindigkeit sind die kostenreduzierten Prototypen – anders als in Baltimore – den LMP1 unterlegen. Für ein solches Chaos können einerseits viele Unfälle und daraus resultierende Safety-Car-Phasen sorgen. Dies ist nicht ausgeschlossen, denn immerhin sind in diesem Jahr 42 Wagen auf lediglich 4,088 Kilometern unterwegs. Auf der anderen Seite kann auch das Wetter verrücktspielen. Im Jahr 2009 zeigte der Wettergott kein Erbarmen mit den Teilnehmern, weshalb das Rennen nach über vier Stunden abgebrochen wurde. Es ist also alles möglich, was aber eintritt zeigt sich erst nach dem Start um 17.30 Uhr MESZ am Samstag.
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