Niederländische GT: Titelentscheidung und GT4-Ausblick

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Das Saisonfinale der niederländischen GT-Meisterschaft war nicht nur wegen der noch offnen Titelentscheidung interessant: Die Dutch GT war 2012 weltweit das einzige reine GT4-Championat und hielt damit nach der Absage des GT-Europacups die Fahne der GT-„Einsteigerklasse“ hoch.

Das Finale der niederländischen GT-Meisterschaft fand wie sechs der sieben Saisonläufe auch auf dem Circuit Park in den Dünen von Zandvoort statt (die verbliebene Veranstaltung wurde in Zolder abgehalten). Angesagt hatte sich die ansehnliche Anzahl von 19 GT4-Fahrzeugen; davon vier Aston Martin GT4 der gleichnamigen Challenge. Unter den Fahrern waren der frisch gekürte englische GT4-Meister Jody Fannin (Ginetta G50 GT4), Aston-Martin-Langstreckenpilot Stuart Hall (Aston Martin Vantage GT4) und der ehemalige GT-WM-Fahrer Nico Verdonck mit dem VLN-Team Mathenol Racing (BMW M3 GT4).

Die Meisterschaftsentscheidung wurde vornehmlich zwischen dem ehemaligen GT-WM-Piloten Nicky Catsburg (BMW M3 GT4) und Ferdinand Kool (Corvette C6) ausgetragen. Phil Bastiaans (Porsche 997 GT4) und Henry Zumbrink (Corvette C6) waren bei der vorletzten Veranstaltung bereits zurückgefallen, hatten aber noch Chancen auf den Titel.

Drei materialintensive Rennen, vier Sieger – Nicky Catsburg wird Meister

Das Finale der niederländischen GT-Meisterschaft entfaltete in ihren drei letzten Rennen ein breites Panorama des Motorsports. Kollisionen, Dreher in der letzten Runde (Bastiaans in Rennen zwei), Disqualifikationen und ein Meister, der sich ohne eine Podestplatzierung im Finale den Titel sicherte.

Das Rennwochenende gehörte eigentlich nur einem Duo: Altmeister Cor Euser (Lotus Evora GT4) gewann im ersten Rennen (25 Minuten), sein Partner Pim van Riet im zweiten Rennen (25 Minuten) und beide gemeinsam im dritten Rennen (50 Minuten). Allerdings wurde das Lotus-Gespann wegen Verletzung des technischen Reglements (Katalysator) disqualifiziert: Kelvin Snoeks und Jan Joris Verhe (BMW M3 GT4) erbten den Sieg.

Einen starken Auftritt hatte der britische Meister Fannin mit einem vierten und einem zweiten Platz. Von den Meisterschaftskonkurrenten fuhren nur Catsburg (zehn Punkte) und Bastiaans (acht Punkte) Zähler ein. Damit folgte Catsburg seinem Teamkollegen Ricardo van der Ende nach und wurde Meister mit der Mannschaft von Ekris Motorsport. Catsburg (135 Punkte) blieb vor Kool (122 Punkte), Bastiaans (117 Punkte) und Zumbrink (108 Punkte).

Eine Zukunft für die GT4 in den Niederlanden …

Die GT4-Kategorie war schon vor der Absage des GT4-Europacups in diesem Jahr in Problemen, da sie im Sog des GT3-Booms nur sehr zögerlich angenommen wurde. Auch wenn viele nationale Championate ebenfalls für die GT4-Kategorie ausgeschrieben sind (zum Beispiel in der VLN als SP10), so sind die Starterfelder seither überschaubar. Ohne GT4-Europacup war 2012 die Dutch GT die weltweit einzige Meisterschaft mit ausschließlich GT4-Fahrzeugen. Aber auch die niederländische Meisterschaft war mit oft kaum mehr als einem Dutzend Startern alles andere als gut besetzt – doch sie fand statt und bot auch dank der rauen Gangart im Feld intensiven Motorsport.

Für das kommende Jahr hat der Serienveranstalter SRO eine Pro-Am-Verteilung auf den Fahrzeugen mit je eigenen Wertungen angekündigt, die sich an der Fahrereinstufung der FIA orientiert: Bronze- und Silber-Fahrer über 40 Jahre gelten als Amateure, Platin-, Gold- und Silber-Fahrer unter 40 Jahre als Profis. Von den drei Rennen fahren die Amateure einen 25-Minuten-Sprint unter sich, die Profis den zweiten Sprint allein und starten dann gemeinsam in einem 50-minütigen Rennen mit einem Pflichtboxenstopp. Der Testtag am Donnerstag vor dem Rennwochenende wird aus Kostengründen abgeschafft.

Der Kalenderentwurf umfasst zwar wieder nur sieben Rennen. Von diesen finden allerdings „nur“ vier in Zandvoort statt – darunter der Saisonbeginn, der Formel-3-Masters-Termin und das Finale. Die Meisterschaft soll darüber hinaus in Zolder, Snetterton und Spa-Francorchamps gastieren. In den Ardennen wird man teil des Rahmenprogramms des 24-Stunden-Rennens sein.

… und in Europa?

Die Veränderungen in der niederländischen GT Meisterschaft werden von der SRO in einen breiteren Kontext gestellt. Der Promotor unter der Leitung von Stéphane Ratel ist gleichzeitig auch für die Homologation und die Balance of Performance der GT4-Kategorie verantwortlich. Der technische Verantwortliche der SRO London, Claude Surmont, bestätigte in Zandvoort, dass seine Organisation an einer Wideraustragung des GT4-Europacups im Kommenden arbeite. Konkrete Details gibt es derzeit keine.

Grundlage der GT4-Kategorie ab 2013 soll eine Reduzierung der Leistung der Fahrzeuge sein, um diese einfacher für Amateurennfaher beherrschbar zu machen. Ebenfalls werden Evolutionsstufen verboten, damit die Fahrzeuge über mehrere Jahre wettbewerbsfähig eingesetzt werden können.

Neben der technischen Weiterentwicklung betreibt die SRO auch eine sportpolitische Wachstumspolitik, um die GT4-Kategorie in vielen nationalen Meisterschaften zu etablieren. So wird etwa die SP10-Klasse der GT4-Fahrzeuge in der VLN im kommenden Jahr von der SRO betreut werden. Ein nachhaltiges Florieren der „Einsteigerklasse“ des GT-Sports ab 2013 wird aber wohl noch etwas auf sich warten lassen.

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