Finale in Hockenheim: Wer krönt sich zum deutschen GT-Meister?

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Auf dem Hockenheimring steigt das Finale der GT-Masters-Saison. Im Rennen um den Fahrertitel hat sich eine siebenköpfige Kampfgruppe formiert. Während Alpina, Corvette und gar Porsche ein immenser Zusatzballast auferlegt wurde, profitiert Mercedes von den Leistungsanpassungen. Wer obsiegt im letzten Gefecht?

Faktisch genügt ein Blick auf die GT-Masters-Tabelle, um jedwede Kritik an der Balance of Performance ad absurdum zu führen. Vor dem Finale auf dem Hockenheimring zählt der Kreis der Titelaspiranten noch sieben Piloten auf vier verschiedenen Fahrzeugfabrikaten. Ein Septett im Endspurt um den sechsten Meisterschaftstitel – das stellt in der noch jungen Geschichte des deutschen GT-Championats ein Novum dar.

Nichtsdestoweniger finden sich die Regelhüter gemüßigt, selbst vor der letzten Saisonrunde nochmals in das Kräftegleichgewicht einzugreifen. Nachdem die Callaway-Schützlinge Diego Alessi und Daniel Keilwitz zuletzt mit ihrem Coup de Main auf dem Nürburgring die Tabellenführung eroberten, wurde die Leistung ihrer Corvette um zehn PS reduziert. Damit gerät die Mannschaft aus Leingarten trotz Sieben-Punkte-Polster massiv unter Druck.

Schließlich war die Leistungsdichte bereits in der Eifel enorm, denn beim Zieleinlauf des zweiten Rennens trennten die Akteure der Spitzengruppe nur wenige Sekunden. „Ich weiß nicht, wie man das noch besser machen kann, und verstehe darum nicht, warum uns die Leistung nun reduziert wurde“, wettert Teamchef Ernst Wöhr. „Diese Entscheidung ärgert mich sehr. Wir haben dadurch rund zehn PS weniger, der Mercedes bekommt aber für das Finalrennen rund zehn PS mehr. Das ergibt immerhin ein Delta von 20 PS, die uns im Titelkampf auf den Mercedes fehlen.“

Dennoch zeigt die Corvette-Truppe Moral und untermauert ihre Meisterschaftsambitionen. Zumal das Gespann aus Baden-Württemberg beim Heimspiel in Hockenheim auch die Teamwertung mit 16 Zählern anführt und fortan wieder auf die Schützenhilfe von Andreas Wirth im Schwesterfahrzeug vertrauen kann. Der Stallgefährte von Heinz-Harald musste bekanntlich in der Eifel verletzungsbedingt pausieren, doch kehrt am kommenden Wochenende zurück auf die Piste.

Verteidigt Lunardi trotz Handikap seinen Titel?

Indes teilt die Alpina-Equipe das Leid der Callaway-Abordnung. Dem amtierenden Meister Dino Lunardi und seinem Kumpane Maxime Martin wurde ein Erfolgsballast von 50 Kilogramm auferlegt. Zudem muss der Luftmengenbegrenzer um drei Millimeter verkleinert werden, was die Leistung das Alpina-Renners bereits zum dritten Mal in der laufenden Saison einhegt. Folglich zieht die französisch-belgische Fahrerpaarung mit einem 18-Punkte-Rückstand mit stumpfen Waffen in den Meisterschaftskampf.

„Die erneute Leistungsreduzierung wirft uns aus dem Titelrennen, nur bei Regen haben wir noch eine Chance“, lamentiert Alpina-Boss Andreas Bovensiepen mit Blick auf das Finale im Motodrom. „Es war für uns in keiner Weise vorhersehbar, dass die Balance of Performance – die wir in den letzten Jahren immer als fair empfunden haben – für das letzte Rennen bei den Titelaspiranten verändert wird.“

Gar den Porsche-Neunelfern wurde im Zuge der Balance of Performance ein neuerliches Zusatzgewicht von zehn Kilogramm aufgebürdet, obwohl die Zuffenhausener Delegationen am Fuße der Nürburg bereits strauchelten. Ergo muss Christian Engelhart als Tabellenzweiter einen Rückstand von sieben Zählern aufholen. Überdies wird dem Einzelkämpfer im Meisterschaftsrennen abermals Sean Edwards zur Seite gestellt, da Nick Tandy seinen Verpflichtungen als GT-Open-Pilot in Monza nachgehen muss.

Schafft Mercedes-Benz beim Finale den Durchbruch?

Gleichwohl sieht der Fahrer in Diensten von Schütz Motorsport seine Favoritenrolle unbeschwert. „Wenn mir jemand prophezeit hätte, dass dies ein so erfolgreiches Jahr wird, denjenigen hätte ich wohl für verrückt erklärt“, scherzt Engelhart. Im selben Atemzug unterstreicht der Ingolstädter jedoch seine Ehrgeiz, sich zum deutschen GT-Meister zu krönen: „Unsere Zielsetzung ist daher klar: Jetzt wollen wir den Titel!“

Unterdes hievten sich die Mercedes-Benz-Piloten Maximilian Götz und Sebastian Asch auf leisen Sohlen in die Runde der Favoriten, ohne auch nur einen Rennsieg errungen zu haben. Obendrein entpuppten sich die „Men in Black“ unter der Ägide von MS Racing als Nutznießer der Leistungsanpassungen. Die Sternenkrieger dürfen ihren Silberpfeil nämlich um 20 Kilogramm erleichtern, was die Aufholjagd erheblich vereinfacht. Dennoch herrscht Skepsis im Mercedes-Lager.

„Es wird in Hockenheim ein heißer, enger Kampf. Wir werden vermutlich aus eigener Kraft das Rennen nicht gewinnen können, aber werden sicherlich dort sehr stark sein“, stapelt Götz tief. „Ich erwarte, dass alle Titelkontrahenten wie schon am Nürburgring dicht beieinander fahren. Der Schlüssel zur Meisterschaft ist, gut durch die beiden Rennen zu kommen und sich zuvor im Qualifying schon eine gute Startposition zu sichern.“